Berlin. Lokführer sind vor Altenpflegern und Klempnern die begehrtesten Fachkräfte in Deutschland. Das hat eine Auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit durch das gemeinnützige Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene ergeben. Demnach habe sich der Fachkräftemangel bei Lokführern 2019 verschärft. Im Jahresdurchschnitt standen 100 offenen Stellen nur noch 25 als arbeitssuchend gemeldete Lokführer gegenüber. Ein Jahr zuvor lag das Verhältnis bei 100 zu 28.
Selbst bei Altenpflegern ist der Engpass geringer
Selbst bei den gefragten Altenpflegern konnten Arbeitgeber im vergangenen Jahr auf mehr Interessenten zurückgreifen – nämlich auf 27 Arbeitssuchende pro 100 offene Stellen, so Allianz pro Schiene. Bei Klempnern lag demnach die Quote bei 46 und zeigt damit eine deutlich weniger angespannte Arbeitsmarktlage als bei Lokführern an. Aktuell führt Schienenjobs.de, eine Online-Stellenbörse der Branche, bundesweit über 500 Stellenangebote allein für Lok- und Triebfahrzeugführer auf. Sie wird gemeinsam von der Allianz pro Schiene und der Agentur Index betrieben.
Fachkräftemangel darf Aufschwung der Schiene nicht behindern
„Der Fachkräftemangel hat das Potential, den Aufschwung der kunden- und klimafreundlichen Schiene in Deutschland zu gefährden“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Deshalb brauchen wir jetzt auch die Unterstützung der Politik, um mehr Menschen für die Zukunftsberufe in der Schienenbranche zu gewinnen.“ Flege rief die Bundesregierung auf, als ersten Schritt die Benachteiligung der Schiene bei der staatlichen Ausbildungsförderung zu beenden. Derzeit stelle der Bund pro Jahr dem Straßengüterverkehr 125 Millionen Euro für die Aus- und Weiterbildung bereit und der Binnenschifffahrt immerhin 2,5 Millionen Euro. Die Unternehmen des Schienenverkehrs dagegen gingen leer aus und kämen für die Aus- und Weiterbildung ihres Personals komplett selbst auf. „Der Bund muss sich stärker bei der Ausbildung von Lokführern engagieren“, so Flege.
Branche bietet spannende Aufgaben und sichere Arbeitsplätze
Der Fachkräftemangel träfe die Schiene stärker als andere Branchen, weil der Sektor und damit der Personalbedarf stark wachse. Im Vierjahreszeitraum von 2015 bis 2018 sei die Beschäftigtenzahl in der Bahnbranche nach Berechnungen der Allianz pro Schiene um fast ein Zehntel gestiegen – mit stark steigender Tendenz. „Die Eisenbahnunternehmen schaffen seit Jahren im großen Stil zusätzliche Arbeitsplätze, um den Fachkräftebedarf zu decken“, so Flege. „Die angespannte Personallage steht also auch für eine Erfolgsstory. Inzwischen ist der Arbeitsmarkt aber leergefegt. Die Schienenbranche braucht jetzt mehr junge Leute und Umsteiger.“ Die Perspektiven für Arbeitnehmer seien in der Branche glänzend. „Wer eine spannende und sinnvolle Tätigkeit sucht und auch noch einen sicheren Arbeitsplatz mit Zukunft wünscht, sollte sich für die Eisenbahn entscheiden“, betonte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. (ja)