Wiesbaden. Deutschlands Exporteure haben auch im Februar mehr Waren ins Ausland verkauft als ein Jahr zuvor. Die Ausfuhren summierten sich auf einen Warenwert von 108,8 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag, 8. April, mitteilte. Damit lagen die Exporte nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde um 3,9 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats. Von Januar auf Februar 2019 sanken die Ausfuhren allerdings um 1,3 Prozent. Das ist der stärkste Rückgang binnen Monatsfrist seit einem Jahr. Die Importe lagen mit 90,9 Milliarden Euro um 5,1 Prozent höher als im Februar 2018 und um 1,6 Prozent niedriger als im Januar des laufenden Jahres.
BGA: Ungewissheit schlägt sich in Auftragsbüchern nieder
Die Abkühlung der Weltkonjunktur und internationale Handelskonflikte haben also Spuren in der Februar-Bilanz der deutschen Exportwirtschaft hinterlassen. Die Weltwirtschaft sei in einer kritischen Situation, der sich auch der deutsche Außenhandel nicht entziehen könne, argumentierte der Außenhandelsverband BGA. „Die Ungewissheit aufgrund der vielen ungelösten Konflikte schlägt sich in den Auftragsbüchern nieder“, erläuterte BGA-Präsident Holger Bingmann. Die Beilegung des Handelskonfliktes zwischen den USA und China sei weiter offen. Auch das Damoklesschwert der US-Strafzölle auf Autos sowie unmittelbarer EU-Gegenmaßnahmen hänge nach wie vor über den Unternehmen. „Zudem sorgt das immer wieder verschobene Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU für Irritationen.“
Ähnlich argumentierte auch Carsten Brzeski, ING-Chefökonom für Deutschland: „Es gibt einfach zu viele Krisen im Welthandel, als dass sich der deutsche Exportsektor allen gleichzeitig widersetzen könnte.“ Dazu passt auch, dass im Februar der Auftragseingang für die deutsche Industrie im Monatsvergleich um 4,2 Prozent eingebrochen war, wie das Statistische Bundesamt jüngst mitteilte. Das war der stärkste Dämpfer seit mehr als zwei Jahren. Ausschlaggebend war ein starker Rückgang der Nachfrage nach deutschen Produkten aus dem Ausland.
Lagarde: Globale Konjunktur an einem „heiklen Punkt“ angekommen
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, hatte jüngst gewarnt, die globale Konjunktur sei an einem „heiklen Punkt“ angekommen. „Handelsschranken sind nicht die Antwort“, sagte die Französin und fügte hinzu: „Niemand ist Sieger in einem Handelskrieg.“
Nach Einschätzung der Welthandelsorganisation (WTO) wird der Welthandel „2019 und 2020 weiter starken Gegenwind spüren, nachdem er bereits 2018 aufgrund steigender handelspolitischer Spannungen und erhöhter wirtschaftlicher Ungewissheiten weniger stark als erwartet gewachsen ist“, wie es in einem WTO-Bericht heißt. Die Organisation erwartet ein Wachstum des globalen Handelsvolumens von 2,6 Prozent, nach einem Plus von drei Prozent im vergangenen Jahr.
Der Außenhandelsverband BGA rechnete zuletzt trotz aller Belastungen mit einem Exportrekord im laufenden Jahr. Demnach sollen die Ausfuhren um bis zu 3,0 Prozent wachsen. Das wäre in etwa so viel wie 2018, aber deutlich weniger als im Jahr zuvor, damals stand ein Plus 6,2 Prozent. (dpa)