Paris. Der frühere französische Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau hat in einem Interview mit der Wirtschaftszeitung Les Echos erklärt, er halte die von der Staatsbahn SNCF eingeleitete Sanierung und Umstrukturierung des Bahnfrachtsektors für gescheitert. Auch er selbst sei zwar für die Einrichtung von so genannten Schienenautobahnen für den LKW-Transport, man müsse aber „realistisch" sein und sehen, dass man mit diesen „nicht sehr viel Volumen" befördern werde. Das Frachttransport-Angebot der Staatsbahn sei „in erschreckendem Maße zurückgegangen" und Großverlader wie etwa der Stahlkonzern Arcelor Mittal transportierten teilweise wieder über die Straße.
Die Staatsbahn sieht Bussereau dafür nicht als alleinigen Veranwortlichen an. Weitere Gründe seien vielmehr die zahlreichen Instandssetzungs- und Erneuerungsarbeiten im französischen Streckennetz sowie die „formidable Flexibilität" seitens des Strassengütertransports. Der UMP-Parlamentsabgeordnete des Departements Charente-Maritime und Präsident des dortigen Conseil Régional war im November letzten Jahres nach seiner Wahlniederlage gegen die frühere Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal aus dem Amt geschieden und durch Thierry Mariani ersetzt worden.
Bei der SNCF konstatiert er „wenig Lust" und Engagement für den Frachtbereich ebenso wie gegenwärtig für den geplanten weiteren Ausbau des Netzes für die Hochgeschwindigkeits-Personenzüge TGV, die die Bahn offenbar nicht mehr für rentabel halte. Beides seien konkurrierende Sektoren, und das, was sich im Frachtbereich derzeit abspiele, sehe wie ein Rückzug aus. Es fehle der Bahn an „Ambition", sie könne sich als Transportunternehmen nicht nur mit dem Alltagsgeschäft begnügen. Der frühere Verantwortliche für den Verkehr in Frankreich findet insgesamt, die Staatsbahn vermittle den Eindruck, „Angst vor der Konkurrenz" zu haben und kein Unternehmen zu sein, das auf Eroberungen aus sei. (jb)