Paris. Der Betreiber des Bahntunnels unter dem Ärmelkanal zwischen Calais auf französischer und Dover auf der britischen Seite hat angekündigt, seinen Vertrag mit der genossenschaftlich organisierten Fähre MyFerryLink nicht verlängern zu wollen. Er läuft zum 2. Juli aus und sieht vor, dass die in Besitz von Eurotunnel befindlichen beiden Fähren Berlioz und Rodin für den Fährverkehr eingesetzt werden und auch die Vermarktung durch Eurotunnel erfolgt.
Am 15. Mai hatte ein Londoner Gericht entschieden, dass MyFerryLink den englischen Hafen entgegen einem vorangegangenen Beschluss einer anderen Institution wieder anlaufen dürfe. Aus Sicht des Tunnelunternehmens hat dies die Sachlage jedoch nicht verändert, denn der Fährbetrieb von MyFerryLink sei der britischen Wettbewerbsaufsicht auch weiterhin ein Dorn im Auge, weshalb sie in Aussicht gestellt habe, in der Frage bis zum obersten Gericht des Landes, dem Supreme Court, zu gehen. Für ein Privatunternehmen mit privaten Aktionären sei die damit verbundene Ungewissheit jedoch untragbar, rechtfertigte Eurotunnel seine Entscheidung, die Leinen mit der Fähre zu kappen, erkannte aber zugleich an, dass die von Scop SeaFrance gegründete MyFerryLink ein „großer kommerzieller Erfolg“ sei.
Im Hintergrund der angekündigten Trennung sollen nach einem Bericht der Pariser Les Echos auch erhebliche Spannungen auf der obersten Leitungsebene zwischen Aufsichtsrat und Direktorium der Reederei stehen. Allem Anschein nach hängt der Weiterbetrieb der Fähre mit ihren mehr als 600 Mitarbeitern nunmehr erneut in der Luft, wobei insbesondere offen steht, ob Eurotunnel die beiden Fährschiffe auch nach dem Londoner Grünen Licht für MyFerryLink noch verkaufen will oder nicht. (jb)
Eurotunnel kappt die Leinen mit MyFerryLink
Obwohl MyFerryLink den englischen Hafen in Dover nach einem Gerichtsurteil wieder anlaufen darf, bezeichnet Eurotunnel das Risiko für neue Probleme als untragbar.