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Europaletten Das Paletten-Chaos droht weiter Die Zukunft des weißen Pools zum Tauschen der Europaletten ist ungewiss. Verlader und Logistikdienstleister befürchten immer noch einen Mehraufwand wegen des Streits zwischen dem Eisenbahnverband UIC und der Palettenorganisation Epal – nicht ohne Grund. Chaos am Palettenmarkt? Seitdem sich der internationale Eisenbahnverband UIC Ende 2012 von der Palettenorganisation Epal getrennt hat, steht diese Befürchtung im Raum. UIC will im Sommer eigene Paletten auf den Markt bringen und sie durch die Unternehmen SGS und EPM in einem Pool betreiben lassen. Epal wiederum will im Geschäft bleiben und den bisherigen Europaletten-Tauschpool weiterführen. Das Unternehmen hat bereits angekündigt, auch die neuen UIC-Paletten in diesem Pool tauschen zu wollen. Anders die Politik von UIC, SGS und EPM: In ihrem Pool sollen die Epal-Paletten nicht tauschfähig sein. Der weiße Pool, in dem Europaletten mit den Einbränden EPAL, UIC, EUR seit Jahren getauscht werden, droht in zwei Pools zu zerfallen. „Das kann eigentlich keiner wollen“, warnt Volker Lange, Palettenexperte am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund. Die Entstehung von zwei Pools, in denen die Europaletten nicht mehr wie heute zu tauschen sind, wäre ein Nachteil für die Palettennutzer, insbesondere für die Spediteure (siehe Interview). Zwar geht man beim Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) davon aus, dass sich an der bisherigen Tauschpraxis der Europaletten trotz aller UIC-Ankündigungen nichts ändern wird (siehe VerkehrsRundschau 18/2013). Doch viele teilen diesen Optimismus nicht. Vielmehr herrscht Unsicherheit in der Branche, wie es mit dem Tausch weiter geht. Verlader befürchten Mehrarbeit „Zwei unterschiedliche und nicht kompatible Palettenpools würden einen erheblichen Aufwandsanstieg im Wareneingang des Handels mit sich bringen“, spielt Sebastian Krug von GS1 Germany für Industrie und Handel das drohende Szenario durch. Es werde zu einem nicht zu vernachlässigenden personellen wie finanziellen Aufwand für die Sortierung und Kontrolle der Paletten kommen. Wie sich das in Zahlen ausdrücken lässt, sei momentan noch nicht absehbar. „Klar ist: Es würde für alle teurer“, sagt ein Branchenexperte, der namentlich nicht genannt werden will. Überhaupt scheinen Vorsicht und Verschwiegenheit Motto der Stunde zu sein. Allen voran der UIC hat die Politik der Nicht-Kommunikation gewählt. Bereits zum zweiten Mal werden Fragen der VerkehrsRundschau nicht zeitgerecht beantwortet und auch Experten wie Lange haben es bislang nicht geschafft, mit UIC-Vertretern zu sprechen. Die Frage nach den Gründen, die zur Trennung von Epal geführt haben, bleibt deshalb offen. Beobachtern scheint die folgende These am wahrscheinlichsten: Epal hatte 2012 den Vertrag mit der internationalen Prüfgesellschaft SGS nach Ausschreibung gekündigt, das Angebot eines Mitbewerbers war besser. Daraufhin habe – so die These – SGS in der UIC-Arbeitsgruppe (UIC AG) „Fragen der Palettierung“ auf die Trennung von Epal hingearbeitet. Fakt ist zumindest: SGS soll in dem UIC-Palettenpool sowohl Prüfgesellschaft als auch Palettenorganisation sein. Noch ist nicht klar, wie diese Aufteilung in der Praxis aussehen soll. Das ist der Grund, warum man beim zweiten von UIC als Palettenorganisation ernannten Unternehmen EPM Paletten-Management Kooperation zurzeit nichts zu den aktuellen Verhältnissen im UIC-Lager sagen will. Seitens SGS teilt Pressesprecher Torsten Laub schriftlich mit: „Aktuell führen wir mit den relevanten, beteiligten Akteuren Gespräche darüber, wie Produktion, Reparatur sowie Qualitätskontrollen von EUR-Ladungsträgern zukünftig organisiert werden können.“ Über konkrete Inhalte wolle man jedoch aus Rücksicht auf die laufenden Gespräche keine Auskunft geben. Und auch die österreichische Güterbahn Rail Cargo Austria (RCA), UIC-Mitglied, Markeninhaber des EUR-Zeichen im Oval und von einigen Beobachtern als weitere treibende Kraft hinter der Trennung von Epal vermutet, verweist für nähere Auskünfte zum Palettenstreit auf die UIC. Die Deutsche Bahn (DB), ebenfalls UIC-Mitglied, gibt sich nach eigenen Angaben Mühe, zwischen UIC und Epal zu vermitteln. Die DB will den einheitlichen europäischen Palettenpool retten. „Er wird von uns als alternativlos und wichtiger Erfolgsfaktor für den europäischen Transportmarkt gesehen“, heißt es schriftlich auf Anfrage. Erreicht werden sollen Gespräche zwischen UIC und Epal. „Um die Grundlage dieser Gespräche abzusichern, hat die DB gemeinsam mit zwei weiteren großen europäischen Bahnen eine Sondersitzung der UIC AG „Fragen der Palettierung“ formal beantragt. Die UIC AG hat diesen Antrag bestätigt und befindet sich in der Terminabstimmung mit den Bahnen. „Wir halten es für zwingend erforderlich, dass diese Sondersitzung alsbald einberufen wird und richten unsere aktuellen Anstrengungen darauf, diese Sondersitzung zu ermöglichen“, heißt es in der DB-Antwort. Als Folge der großen Unsicherheit wenden sich unterdessen einige Unternehmen alternativen Angeboten zu. Das bestätigt Daniel Roer, Key Account Manager bei Paul Craemer im ostwestfälischen Herzebrock-Clarholz. Craemer bietet mit der Euro H1 eine Kunststoffpalette im Format der Europalette an. Seit Beginn des Streits zwischen UIC und Epal habe sich die Nachfrage nach den Kunststoffpaletten deutlich erhöht, so Roer. Für Falkenhahn, Hersteller der Europaletten mit dem Aufdruck „World“, hat der UIC-Epal-Streit nach Angaben von Geschäftsführer Marcus Falkenhahn wenig verändert. Eine Aufwertung der bisher von UIC und Epal im Tauschpool zurückgewiesenen Worldpaletten ist nicht in Sicht. Beide Parteien haben mitgeteilt, diese Palette nicht in ihre Pools aufnehmen zu wollen. Niemand baut UIC-Paletten „Wir glauben nicht, dass zwei Pools entstehen“, sagt Alexander Becker von der Epal. Seinen Optimismus begründet er damit, dass UIC bis zum Sommer Millionen Paletten auf den Markt bringen müsste, um überhaupt einen Pool bilden zu können. Denn Paletten mit dem Einbrand „EPAL“, die UIC ab August nicht mehr akzeptieren will, machten zurzeit rund 80 Prozent der im Umlauf befindlichen Paletten aus dem weißen Pool aus. Zurzeit, so Becker, habe UIC niemanden, der Paletten für UIC baue. Epal sei dagegen zufrieden mit dem Rücklauf der neuen Verträge für Palettenproduzenten und -reparateure. Weltweit habe man die alten Verträge gekündigt, neue verschickt und erhalte täglich 50 bis 60 unterschriebene Papiere zurück. ❙❚■ Kay Wagner, VR-Korrespondent in Brüssel Interview „Ein Problem vor allem für Spediteure“ Volker Lange, Abteilungsleiter Verpackungs- und Handelslogistik am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund, über die Probleme zweier getrennter Euro-Palettenpools. Herr Lange, ist das drohende Chaos beim Tausch von Europaletten unvermeidlich? Volker Lange: Das ist die große Frage, die uns zurzeit alle bewegt, aber auf die keiner wirklich eine Antwort hat. Könnten getrennte Pools von UIC und Epal in der Praxis funktionieren? Für mich ist es sehr unverständlich, dass UIC die Eine-Marken-Strategie fahren will und damit diese Tauschbarkeit mit Epal aufhebt. Denn diese Tauschbarkeit ist das hohe Gut des Europaletten-Pools: Wir haben ein Produkt, das über Ländergrenzen und Branchen hinweg getauscht werden kann. Ein solches einheitliches System ist immer am besten. Wenn jetzt zwei Pools entstünden, bei denen die Paletten untereinander nicht mehr tauschbar sind, wird das zu hohen Aufwendungen und Problemen führen. Wenn zwei Pools entstehen sollten: Was würde sich für die Verwender ändern? Dann müsste man an der Rampe trennen zwischen UIC- und Epal-Paletten und bräuchte mehr Platz. Und wenn die Lizenzbetriebe nicht die gleichen sind, dann hat man es mit verschiedenen Betrieben zur Qualitätssicherung der Paletten zu tun. Kurz: Alles würde komplizierter. Es könnte zur folgenden Situation kommen: Ein Unternehmen soll Waren an Händler liefern. Jetzt will der eine Händler nur Paletten von UIC, der andere nur von Epal. Bei abgepackter Ware ist aber zunächst nicht immer klar, an wen die Ware geht. Das könnte in letzter Konsequenz heißen: Man muss umpacken. Das kann man sich ganz schlecht vorstellen. Aber so könnte es kommen. Ja. Aber das ist jetzt eine Sache zwischen UIC und Epal und eventuell auch den Verwendern, also Industrie, Handel und Spediteure, durch Einflussnahme dieses Szenario abzuwenden. Schon heute haben wir den offenen Tauschpool der Europaletten und alternative Mietpools wie die blaue Chep-Palette oder auch die rote LPR-Palette. Das hat sich mittlerweile etabliert. Aber auch das ist für Unternehmen teilweise nicht einfach zu handhaben. Die größte Sorge liegt dabei bei den Spediteuren, weil die mittendrin hängen. Beispiel: Ein Spediteur liefert 30 Epal-Paletten an, bekommt aber 30 UIC-Paletten zurück. Dann sagt der Versender: Die will ich nicht haben. Dann hat der Spediteur ein Problem. kw

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