Euro-6-Fachkonferenz

Euro-6-Fachkonferenz Geschäftsmodell Euro 6? Ob und für wen es Sinn macht, in Euro 6 zu investieren, was dabei beachtet werden muss und welche Neuerungen zum Thema Emissionen bereits in den Startlöchern stehen, diskutierten die Teilnehmer der Euro-6-Fachkonferenz. Ähnliche Fragen, unterschiedliche Antworten: Auf der Euro-6-Fachkonferenz, die der Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) und die VerkehrsRundschau vergangenen Dezember veranstalteten, zeigten sich Spediteure und Fuhrparkleiter dem Thema gegenüber äußerst ablehnend. „Seit Dezember sind wir nicht mehr so zurückhaltend, was Euro 6 betrifft“, äußerte sich dagegen jetzt auf der Neuauflage der Veranstaltung in Frankfurt Klaus Hartmann, Leitung Versand und Fuhrpark beim Nobilia-Werk. Der finanzielle Anreiz durch die KfW-Fördermöglichkeit, zunehmende Erfahrungen zum Verbrauchsverhalten von Euro 6 sowie der im Raum stehende Kompromissvorschlag zur Mautspreizung vom Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) und des Verbands der Automobilindustrie (VDA), ließen auch andere Teilnehmer der Konferenz ernsthafter über Euro 6 nachdenken. So hat Nobilia mittlerweile einige Euro-6-LKW angeschafft. Es sei nicht das Gros, aber doch ein Teil des Fahrzeugbedarfs gewesen, so Hartmann. „Wir haben lange gesagt, Euro 6 rechnet sich nicht, durch die Fördermöglichkeit hat sich das jedoch relativiert“, erklärte Christian Labrot, Hauptgeschäftsführer des BWVL. Er warnte allerdings davor, sich auf die Förderung zu verlassen: „Auch die Fördertöpfe der KfW sind endlich.“ 15 Millionen Euro stehen für die Unternehmen zur Verfügung, der KfW liegen allerdings bereits Förderanträge über 30 Millionen Euro vor. Schnelle Entscheidung gefordert Die zweite Incentivierung für Euro 6, die Mautspreizung, steht noch aus. Mit einer Entscheidung zum Mautkompromiss rechnet Labrot nach der Sommerpause. „Keiner weiß, wie die Formulierung letztendlich aussehen wird“, so Labrot über den Kompromiss, der noch an der Ressortabstimmung zwischen Umwelt- und Verkehrsministerium scheitere. Allerdings müsse man so schnell wie möglich wissen, „wohin die Mautreise“ gehe. BGL-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt erwartet, dass die Politik „ihre eigenen Vorstellungen“ in den vorgeschlagenen Kompromiss einbringen werde. Er empfahl den Teilnehmern, weiterhin auf Euro 5 zu setzen. „Für die nächsten zwei Jahre machen Sie damit nichts falsch“, erklärte er. Eine ausgereifte Produktqualität und Sicherheit beim Werteverzehr nannte auch Oliver Hey, Projektleiter bei MAN Trucks & Bus, als entscheidende Vorteile von Euro 5. Er relativierte allerdings seine Empfehlung. „Die Entscheidung hängt auch von der individuellen Situation des Unternehmens ab“, so Hey. Ein „weg vom Glaubenskrieg, hin zur pragmatischen Überlegung“ war, anders als bei der Veranstaltung vor einem halben Jahr, auch bei den meisten Teilnehmern zu spüren. Laufleistung, Nutzungsdauer und Einsatzzweck müssen individuell betrachtet werden. „Wer viel in der Schweiz oder Österreich unterwegs ist, wer in den Rotterdamer Hafen fährt“ und seinen LKW für die nächsten vier Jahre nutze, für den sei Euro 6 eher die Wahl als Euro 5, empfahl Labrot den Unternehmen, ihre individuellen landes- und kundenspezifischen Parameter zu bedenken. Ein halber Liter mehr Konkrete Zahlen brachte Matthias Schickedanz, Fuhrparkleiter bei Meyer Logistics, in die Diskussion ein. „Tendenziell sieht es so aus, dass der Euro-6-Motor einen circa 0,5 Liter höheren Kraftstoffverbrauch hat als ein Euro-5-EEV-Motor“, so seine Erfahrungen nach einem Jahr Test mit mehreren Euro-6-LKW von Scania und Iveco (siehe Tabelle Seite 40). Seine Tipps: „Gerade bei Euro 6 ist eine Fahrerschulung immens wichtig. Und mit den Eco-Modulen haben sich bei beiden Fabrikaten noch ein bis zwei Liter herausholen lassen.“ Die Wartungskosten lägen etwas höher als bei Euro 5, so Schickedanz. Dass „Euro 6 die letzte sinnvolle Verschärfungsstufe“ sei, stellte Iveco-Sprecher Manfred Kuchlmayr dar: „Energieverbrauch und CO2 werden die künftige Diskussion bestimmen.“ Schwierig wird es jedoch, diesen Ausstoß für die einzelnen Fahrzeuge zu bestimmen. „Das Problem ist die Variantenvielfalt“, erklärte Leif-Erik Schulte vom TÜV Nord. Ein Simulationsmodell, das an der TU Graz entwickelt wird, soll Abhilfe schaffen. Schulte glaubt, dass künftig ein Label den CO2-Ausstoß der schweren Fahrzeuge angeben wird. Dies mache die Produkte vergleichbarer und erleichtere die Kaufentscheidung, befürwortete Christian-Simon Ernst von der RWTH Aachen das Modell. Er rechnet damit, dass bis 2016 eine CO2-Gesetzgebung in Kraft treten wird, die alle wichtigen Märkte beträfe. Kurz- und mittelfristig müssten Längenvorschriften angepasst werden, um den CO2-Ausstoß zu senken, langfristig ginge es darum, optimierte Sattelschlepper-Kombinationen zu entwickeln. Eine Absage an etwaige Label gab es bereits von Schmidt: „Wenn wir Nutzfahrzeuge nur noch über CO2-Label kaufen würden, wären wir schon pleite. Praxistauglichkeit und Zuverlässigkeit sind entscheidend.“ ❙❚■ Birgit Bauer Jan van Keulen, DAF Trucks Deutschland, Oliver Hey, MAN, Hubertus Goldkuhle, Mercedes-Benz, Klaus Hartmann, Nobilia-Werk, Karlheinz Schmidt, BGL, diskutierten über Euro 6 (von links) Konferenzleiter und -initiatoren: Christian Labrot, BWVL, Andre Kranke, stellvertretender Chefredakteur VerkehrsRundschau (von links) Verbrauchs-Vergleich: Euro 5 und Euro 6 Hersteller Typ Ø Laufleistung/Monat Ø Gesamtlaufleistung Euro 6 Ø Verbrauch Euro 5 EEV Ø Verbrauch Iveco Stralis 8000-10.000 Kilometer 160.000 Kilometer 31,5 Liter 31 Liter Scania R 380 8000-10.000 Kilometer 170.000 Kilometer 30,5 Liter 30 Liter Quelle: Meyer Logistics Euro-6-Fachkonferenz Euro-6-Break-Even-kalkulator Finanzangaben Euro 5 Euro 6 Nettokundenpreis 85.231 € 96.602 € Restwert 27.237 € 25.671 € R&W 401 € 471 € Zinssatz 4 Prozent Einsatzart Laufzeit 48 Monate Mautanteil 80 Prozent Laufleistung 150.000 Kilometer pro Jahr Zulassungszeitpunkt 01.08.2012 Mautveränderung 01.06.2013 KfW-Förderung 6050 € Im Ergebnis: Break-Even nach 20 Monaten Gesamtersparnis 5518 € Ø monatliche Ersparnis 115 € Quelle: Scania, Finanzangaben aus Deal it (Rechner für Angebotserstellung, inklusive Finanzierung und Service, für Scania-Verkäufer)

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