Brüssel. Die EU-Verkehrsminister unterstützen die Pläne der EU-Kommission, europaweit ein Netz von Tankstellen für die alternativen Antriebsstoffe Elektrizität, Wasserstoff, Flüssigerdgas (LNG) und komprimiertes Erdgas (CNG) für den Straßen- und Schiffsverkehr aufzubauen. Allerdings äußerten sich viele Minister, darunter auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, skeptisch gegenüber dem Zeitplan der EU-Kommission zum Aufbau des Netzes und der vorgeschlagenen Mindestzahl der Tankstellen, die in jedem Land für die genannten Antriebsstoffe entstehen sollen. „Wir brauchen weitgehend Flexibilität in Zeit und Zahl“, sagte Ramsauer auf dem Ratstreffen der EU-Verkehrsminister gestern in Brüssel.
EU-Verkehrskommissar Siim Kallas wertete diese Aussagen nicht als Kritik. „Wenn wir uns auf eine Grundidee einigen, ist das schon mal gut“, griff er vor allem die grundsätzliche Zustimmung zu der Strategie auf. Es sei wichtig für die EU, jetzt ein Zeichen zu setzen. Japan, China und die USA seien bereits dabei, Technologien für die Betankung mit alternativen Kraftstoffen zu entwickeln. „Mit Entscheidungsprozessen, die viel einfacher sind als bei uns“, so Kallas mit einem Seitenhieb auf die oft schwerfällige und langwierigen Gesetzgebungsverfahren in der EU. Wenn Europa jetzt nicht ein Zeichen an die Industrie sende, werde die Betankungstechnologie künftig von außerhalb der EU eingeführt werden müssen.
Offene Fragen bei Finanzierung
Die Minister äußerten zudem Sorge über die Finanzierung des neuen Tankstellen-Netzes. Frankreichs Vertreter kritisierte zudem die Wahl des Ladesystems für Elektrofahrzeuge. Hier schlägt die EU-Kommission europaweit einheitliche Systeme für den Stecker Typ-2 vor. Frankreich hat ein eigenes System auf den nationalen Markt gebracht und sieht sich durch die EU-Pläne zur Umrüstung gezwungen.
Auf diesen Punkt ging Kallas nicht gesondert ein. Zur Finanzierung sagte er, dass der Aufbau des Tankstellen-Netzes die Regierungen keinen Euro kosten müssten. Alles könnte über baurechtliche Verordnungen geregelt, die Kosten also von der Privatwirtschaft übernommen werden.
Die EU-Kommission hatte ihre Strategie zur Förderung alternativer Kraftstoffe für Straßen- und Schiffsverkehr Ende Januar vorgestellt. Das Netz von Tankstellen soll 2020 stehen. Unter anderem sollen dann für LKW entlang der Straßen des europäischen Kernnetzes für Verkehr (TEN-V-Kernnetz) alle 400 Kilometer eine Tankstation mit Flüssigerdgas (LNG) existieren. (kw)