Interview: "Es ist wie bei einer Pflanze, die ich regelmäßig gießen muss"

Wie finden Logistikfirmen den richtigen Draht zu potenziellen Auszubildenden? Ich muss die Leute abholen und aktiv auf sie zugehen, statt sie kommen zu lassen. Wichtig ist dabei, dass Unternehmen sich nicht von Idealvorstellungen leiten lassen, sonst schränken sie den ohnehin kleinen Kreis potenzieller Bewerber weiter ein. Note 2 und Realschulabschluss können sie sich gleich mal von der Backe putzen. Welche konkreten Maßnahmen können Sie empfehlen? Zum Beispiel Kooperationen mit Schulen und Bildungsträgern, etwa von Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) oder für das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ). Hier werden meist Praktika gesucht. Allerdings muss man eine gewisse Frustrationstoleranz mitbringen, denn es gibt schon einen Grund, warum die Teilnehmer noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Eine weitere Option ist Ihr Konzept "Start". Wie funktioniert das? An Schulen präsentieren sich Unternehmen auf Augenhöhe in kleinen Gruppen mit drei bis vier Personen. Ich habe es schon oft erlebt, dass junge Leute, die vorher keinen Bock auf den Beruf hatten, begeistert herauskamen. Habe ich dann einen Azubi gefunden, ist es wichtig, dran zu bleiben. Es ist wie bei einer Pflanze, die ich regelmäßig gießen und pflegen muss. Dabei kann es um die Ausbildung gar nicht schlecht genug stehen, denn oft genug höre ich, dass sich Azubis als billige Arbeitskräfte ausgenutzt fühlen. Wie lassen sich "schwierige Fälle" ins Unternehmen integrieren? Hier sind eine intensive, individuelle Betreuung je nach Lebenssituation und der persönliche Kontakt über das normale Maß hinaus wichtig. Ich kann mich an einen jungen Mann erinnern, der wegen Drogenmissbrauchs seinen Führerschein verloren hatte und seinen Briefkasten nicht öffnete aus Angst vor blauen, roten oder gelben Briefen. Den habe ich sogar zum Urintest beim Arzt begleitet und habe mit ihm regelmäßig seine Post durchgesehen. Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Vor allem im technischen Bereich der Berufskraftfahrerausbildung kann die Ausbildung schnell kippen. Empfehlenswert ist in solchen Fällen die assistierte Ausbildung, bei der Sozialpädagogen Stützunterricht anbieten. Es gibt auch noch ausbildungsbegleitende Hilfen (abH), davon halte ich allerdings nicht viel, obwohl ich das selbst schon gemacht habe. Die Gruppen sind hier mit acht Schülern oder Azubis meist zu groß. Das ist aus meiner Sicht nicht individuell genug.

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