Düsseldorf. „Wir haben zur Zeit so viele interessante Ausschreibungen am Markt, dass wir sogar externe Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um diese Flut zu bewältigen.“ Diese Aussage von Günter Walser, Geschäftsführer der Seifert Logistik Dienstleistung GmbH, ließ die rund 70 Teilnehmer der VerkehrsRundschau-Konferenz „Auf den Preis kommt es an!“ in Düsseldorf aufhorchen. Doch sind viele Ausschreibungen nicht nur ein Versuch der Verlader, die Preise zu senken? Peter Viebig, der den Frachteneinkauf bei Bayer Materialscience Europa verantwortet, bestätigte, dass der Preis ein ausschlaggebender Faktor sei. Doch nicht nur: „Tendern um zu ändern, lautet unser Motto bei Ausschreibungen“. Man erwarte von Dienstleistern neue Ideen und eine verstärkte Zusammenarbeit – sehe aber auch im eigenen Haus Verbesserungsbedarf, vor allem bei den Zeiten, die ein LKW innerhalb der Werktore verbringe. Dieser Einschätzung widersprach Rolf Telljohann, Produktmanager System Alliance bei Hellmann Worldwide Logistics: „Tendern um zu ändern? Mein Eindruck ist ein anderer: Meist geht es nur darum, den Preis zu drücken.“ Dabei würde er sich wünschen, dass es eine echte Zusammenarbeit zwischen Verladern und Dienstleistern gebe. „Zu 80 Prozent sind die Ausschreibungen aber derart, dass gesagt wird: Tragt hier Euren Preis ein“, beklagte Telljohann. Die beste Methode aus Sicht von Transportdienstleistern, der Preisspirale einer Ausschreibung zu umgehen, ist jedoch, einen bestehenden Kunden gar nicht erst zu verlieren. Dies betonte Berater Marc Possekel von der Logvocatus GmbH. „Ein Transportunternehmer kann eine Ausschreibung vermeiden, indem er ständig seine eigenen Dienstleistungen optimiert“, schrieb der den Transportdienstleistern ins Pflichtenheft. Dabei müsse sich der Dienstleister vor allem auf den Kunden einlassen und versuchen, dessen Logistik proaktiv und permanent zu optimieren. Diese These bekräftigte Daniel Steinke von HDS Consulting: „Das Innovationspotenzial des Dienstleisters ist ein entscheidendes Kriterium, um Kostenvorteile ohne Preisdumping zu erzielen.“ Wie sich die Preise in diesem Jahr über die gesamte Branche hinweg entwickeln werden, darüber waren Vortragende und Teilnehmer der VerkehrsRundschau-Konferenz, die in Gemeinschaft mit dem Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) durchgeführt wurde, einig. Paul Wittenbrink, Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, prognostiziert eine „Stagnation mit kleinem Inflationsausgleich“ und auch BWVL-Präsident Herbert Götz erwartet „im Ladungsverkehr in diesem Jahr auf keinen Fall höhere Preise“. Für ihn steht fest: „Es wird erst dann wieder einen Anstieg bei den Preisen geben, wenn die Wirtschaft nachhaltig wieder auf die Beine kommt.“ (tr)
„Es geht nur darum, den Preis zu drücken“
Verlader und Transportdienstleister diskutierten auf der VerkehrsRundschau-Konferenz über Ausschreibungen, Innovationen durch den Dienstleister und die weitere Entwicklung der Transportpreise