Berlin. Der Eröffnungstermin für den neuen Berliner Flughafen ist erneut geplatzt. Das Prestigeprojekt in Schönefeld bei Berlin kann nicht wie zuletzt geplant am 27. Oktober in Betrieb gehen. Das wurde der Nachrichtenagentur dpa am Sonntagabend aus mehreren zuverlässigen Quellen bestätigt. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung (Montag) unter Berufung auf interne Unterlagen über die Absage berichtet, die Zeitung „B.Z.“ erhielt eine Bestätigung aus Kreisen des Flughafen-Aufsichtsrats. Ein Sprecher der Flughafengesellschaft wollte am Sonntag keine Stellung nehmen.
Der Eröffnungstermin für den Flughafen Berlin Brandenburg wurde bislang dreimal um insgesamt zwei Jahre verschoben. Grund ist die komplexe Brandschutzanlage, die nicht rechtzeitig fertig wurde und bis heute nicht funktioniert. Mit der abermaligen Verschiebung gerät auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unter Druck. Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop sagte der dpa, ihre Fraktion wolle noch in dieser Woche eine Sondersitzung des Abgeordnetenhauses beantragen und einen Misstrauensantrag gegen Wowereit stellen, der Vorsitzender des Flughafen-Aufsichtsrats ist. Wowereit soll nach Informationen der «Bild» Ende November der Berliner SPD seinen Rücktritt angeboten haben, falls der Flughafen-Start 2013 platzt. Wowereits Sprecher war am Abend für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Rücktrittsforderungen werden lauter
Die CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag fordert währenddessen die Ablösung von Flughafenchef Rainer Schwarz. Die Fraktion werde Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) an diesem Montag auffordern, im Aufsichtsrat formell den Antrag auf Entlassung von Schwarz zu stellen, sagte CDU-Fraktionschef Dieter Dombrowski der Nachrichtenagentur dpa. Die CDU forderte außerdem, Matthias Platzeck (SPD) müsse als Ministerpräsident und stellvertretender Flughafen-Aufsichtsratschef zurücktreten.
Der neue Flughafen soll die alten Airports in Tegel und Schönefeld ersetzen. Er wird nach jüngster Kalkulation mindestens 4,3 Milliarden Euro kosten, mehr als doppelt so viel wie anfangs angegeben. Offiziell muss der Aufsichtsrat die neuerliche Absage beschließen.
„Bild.de“ zitierte am Sonntag aus einem Vermerk einer an dem Projekt beteiligten Baufirma. Danach habe die Flughafengesellschaft am 18. Dezember 2012 „die Gesellschafter und die anwesenden Firmenvertreter (...) über die Terminabsage“ informiert. Bei einer vertraulichen Besprechung im Besucherzentrum des künftigen Airports an diesem Tag habe Technikchef Horst Amann eine Eröffnung 2013 ausgeschlossen. Hauptproblem sei, dass beim Brandschutz abweichend von der Baugenehmigung gebaut worden sei. Dem Vernehmen nach fehlen nach wie vor Planungsunterlagen für den Weiterbau der Entrauchungsanlage im Terminal. Deshalb hätten die Bauarbeiten nicht wie geplant Mitte November in vollem Umfang wiederaufgenommen werden können.
Am 18. Dezember hatte sich Technikchef Amann mit Vertretern von Unternehmen getroffen, die die Brandschutzanlage installieren. Aus Teilnehmerkreisen verlautete anschließend, der geplante Eröffnungstermin am 27. Oktober könne eingehalten werden. Es bleibe aber bei den bekannten Risiken. Die „Bild“-Zeitung berichtet dagegen, Amann habe bei der Besprechung einen Termin frühestens 2014 in Aussicht gestellt. Die etwa zehn Teilnehmer der Runde hätten sich darauf geeinigt, die erneut notwendige Terminverschiebung erst einmal nicht öffentlich zu machen.
Kritik an Informationspolitik der Flughafengesellschaft
Der Vorsitzende des Flughafen-Untersuchungsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Martin Delius (Piratenpartei), hat eine rückhaltlose Aufklärung der erneut geplatzten Eröffnung des Hauptstadtflughafens gefordert. Die Flughafengesellschaft müsse in dieser Woche ihr Schweigen brechen, verlangte Delius auf seiner Internetseite. Es sei zu klären, ob dem Flughafen-Aufsichtsrat bereits im Dezember die erneute Verschiebung des Eröffnungstermins bekanntgewesen sei. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) solle im Abgeordnetenhaus Rede und Antwort stehen, sagte der Piraten-Abgeordnete. (dpa/bw)
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