Einstiegsmodell mit amerikanischem Herz

Sind überflüssige Pfunde erst mal auf den Rippen, wird es meist schwer, das Übergewicht wieder loszuwerden. Und nicht selten gelingt das nur mit Hilfe von außen. Ähnlich geht es dem Scania P, der kleinsten Lkw-Baureihe des schwedischen Herstellers. Der startet traditionell bei 18 Tonnen Gesamtgewicht und gilt als eher schwerer Geselle. Hauptgrund dafür: das Scania-Baukastensystem, das dem P viele Bauteile der großen Fernverkehrsmodelle R und S kostengünstig vererbt. Daraus resultieren zwar viele Vorteile, es bringt aber eben auch den Nachteil, dass er sich kaum als Leichtgewicht auf die Straße bringen lässt. Ebenfalls schwer wiegt der DC09-Fünfzylinder, der mit neun Litern Hubraum zumindest für die 18-Tonnen-Klasse eher stattlich bemessen ist, bislang aber die kompakteste Motorisierung für den P darstellte. Der kompaktere Motor spart 360 Kilo Hier schaffte Scania beim Ende vergangenen Jahres präsentierten P-Nachfolger Abhilfe in Form eines kompakteren Sechszylinders, der laut Scania immerhin 360 Kilogramm zum größeren DC09 spart. Das Testfahrzeug bringt ohne Aufbau allerdings immer noch 6,03 Tonnen auf die Waage, wodurch der P weiterhin nicht zu den Nutzlastriesen seiner Klasse zählt. Vielen dürfte aber allein der geldwerte Vorteil von mindestens 7755 Euro Motivation genug sein, dem neuen Motor den Vorzug zu geben. Dabei muss man sich aber im Klaren sein, dass man dann kein Aggregat aus hauseigener Produktion erhält. Denn auch wenn die Zylinderdeckel des DC07 stolz den Scania-Schriftzug tragen, handelt es sich um ein Produkt mit US-amerikanischen Wurzeln aus dem Hause Cummins. Warum die Schweden diesen dem D08-Sechszylinder der Konzernschwester MAN - ebenfalls mit knapp sieben Litern Hubraum - vorziehen, darüber hüllen sie sich in Schweigen. Dem Kunden kann das aber herzlich egal sein, denn auch das Cummins-Aggregat weiß zu gefallen. Fahrer, die vom DC09-Fünfzylinder umsteigen, werden sich anfangs lediglich über das andersartige Verbrennungsgeräusch wundern. Profitieren werden sie von dem - dank kompakterem Motor - um 9,5 Zentimeter niedrigeren Motortunnel in der Kabine. Und von der hohen Laufruhe und guten Elastizität des neuen Einstiegsmotors. In der stärksten Variante mit 280 PS, die den Test-P antreibt (alternativ gibt es den DC07 auch mit 220 oder 250 PS) liefert das Triebwerk ab 1050 Touren 1200 Newtonmeter an die Hinterachse. Womit sich der Motor für eine niedertourige Fahrweise empfiehlt. Allerdings traut das achtstufige Opticruise-Getriebe der Sache nicht so ganz. Oder zumindest nicht immer: Einerseits lässt die Steuerungssoftware der automatisierten Schaltung bei Landstraßentempo die Drehzahl an Steigungen ökonomisch richtig bis auf 1000 Touren fallen und leitet erst dann eine Rückstufung ein. Bei höherem Tempo, sprich auf der Autobahn, agiert der Automat dagegen hektischer, stuft bereits bei 1350/min zurück und erklimmt Berge dadurch mit unnötig hohem Drehzahlniveau. Hier sollten die Ingenieure nachbessern. Ansonsten gefällt der Opticruise mit sauberen und schnellen Fahrstufenwechseln, die den in den großen Fernverkehrsmodellen in nichts nachstehen. Nur mit größerem Aufwand beheben ließe sich dagegen das Manko der 143 PS schwachen Auspuffklappenbremse. Selbst harmlose Gefälle schafft der 18-Tonner nur durch beherztes Beibremsen seitens des Fahrers. Abhilfe könnte ein Retarder bringen, den bietet Scania in Kombination mit dem Cummins-Motor aber nicht an. Wertig und perfekt verarbeitet Abgesehen davon darf sich der P-Fahrer dank eingangs erwähntem Baukastensystem aber über viele Annehmlichkeiten aus den R- und S-Modellen erfreuen. Der Armaturenträger ist der gleiche wie in den Scania-Langstreckenmodellen und wartet mit einer überdurchschnittlichen Haptik und Materialauswahl sowie tadelloser Verarbeitung auf. Selbst auf unebenen Pisten ist dem Inventar keinerlei Klappern oder Knistern zu entlocken. Die mit einem satten "Flopp" ins Schloss fallenden Türen verfügen wie in den Fernverkehrs-Scania über doppelt verglaste Seitenscheiben, was seinen Teil dazu beiträgt, das Geräuschniveau ähnlich niedrig wie bei den großen Scanias zu halten. Bei Landstraßentempo 65 dringen so lediglich 62 und bei 85 km/h 66 dB(A) ans Fahrerohr. Das passt gut zur Scania-typisch angenehm direkten Lenkung und dem auf Komfort abgestimmten Fahrwerk. In der Verteilerklasse bis auf Weiteres Alleinstellungsmerkmale sind die elektronisch gesteuerte Parkbremse und die LED-Scheinwerfer, die Scania für den P bereithält - wenn auch nur gegen entsprechende Aufpreise. Wichtiger im unübersichtlichen Stadtverkehr sind allerdings unverbaute Sichtverhältnisse aus der Kabine. Auch in diesem Punkt spürt man die Neuentwicklung von Scanias Verteilerbaureihe: Schmale A-Säulen und der tiefgezogene Armaturenträger sorgen in Kombination mit der niedrigen Sitzposition für überdurchschnittliche Rundumsicht. Das optional lieferbare Zusatzfenster im unteren Teil der Beifahrertür (750 Euro) empfanden wir dagegen als weniger hilfreich, als vom Hersteller angepriesen. Besser kann es sicher der neue, im Testfahrzeug noch nicht verbaute Abbiegeassistent, den Scania zur IAA nachschob. Zusatzfenster überflüssig Und wie schlägt sich der kleine Scania beim Verbrauch? Der P 280 überwand unsere Verteilerrunde mit 18,5 l/100 km und war damit sehr sparsam unterwegs, auch wenn wir mit 17,2 Tonnen das zulässige Gesamtgewicht nicht ganz ausschöpften. Noch mehr sparen könnte eine Eco-Roll-Funktion oder der GPS-Tempomat CCAP. Beides bietet Scania in Verbindung mit dem Achtgang-Opticruise aber nicht an. Durch irgendwas müssen die stärkeren Motoren schließlich ihre Daseinsberechtigung behalten. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau-plus.de Kommentar Fast wie ein GroßerIm P-Scania fühlt sich der Fahrer fast wie in einem Fernverkehrs-Lkw. Hoher Fahrkomfort trifft wertiges Ambiente und manche Details bietet in dieser Fahrzeugklasse (noch) kein anderer Hersteller. Der laufruhige Cummins-Sechszylinder erweist sich als sparsamer Begleiter, der zusätzlich bei der Anschaffung spart. Ein Sonderangebot oder Leichtgewicht ist der Einstiegs-P aber weiterhin nicht - ebenfalls wie bei den größeren Scanias.Kontakt: jan.burgdorf@springernature.comJan Burgdorf VR-Testredakteur

Elektromobilität: Hamburg will Ladepunkte auf 10.000 erhöhen

Bürokratieentlastung: Bundesrat stimmt neuer Verordnung zu

Automobilzulieferer: Bosch will weitere Stellen streichen

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

Alle Schlagzeilen

Einstiegsmodell mit amerikanischem Herz

HASHTAG

#Schwere Lkw

Neukauf oder Nachrüsten

Lohnen sich 20 PS mehr?

New Actros und Arocs für Südafrika

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Duvenbeck übernimmt Sander Logistics

Who is Who Logistik: Themen und Trends für 2025

STELLENANGEBOTE

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Area HR Business Partner

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER