Interview: "Einen Standardkipper wird es nie geben!"

Vor gut einem Jahr übernahmen sie Langendorf. Zufrieden mit den Fortschritten? Zufrieden ist man als Geschäftsmann eigentlich nie, aber das dürfte eher meiner Ungeduld geschuldet sein (lacht). Nein, im Ernst: Wir sind gut vorangekommen und ich bin sicher, dass wir Langendorf zukunftsfest machen können. Doch ein Unternehmen komplett umzubauen, erfordert einen langen Atem. Dem Umbau folgt die Überarbeitung des Programms, dann geht es um die Konsolidierung des Geschäftes. Die ersten Punkte leuchten ein. Ist die Konsolidierung mit dem volatilen Programm Langendorfs nicht schwer? Kipper, Innen- und Tieflader verkaufen sich eher saisonal. Für Glasinnenlader und Baustellenkipper trifft das zu, nicht aber für Fertigteileinnen- und Tieflader. Kipper, die nicht für den Bau gedacht sind, fertigen wir bis in den September hinein. So ist eine Grundauslastung immer gegeben. Es geht vielmehr darum, den Output bei Bedarf kurz- und mittelfristig deutlich erhöhen zu können. Darum mussten wir tief in die Prozesse und deren Steuerung eingreifen. Früher wurde jedes Fahrzeug auf einem Einzelbauplatz montiert und der Materialfluss ließ zu wünschen übrig. Das alles haben wir geändert und neu strukturiert. Außerdem ist jetzt jeder Mitarbeiter aufgerufen, Verbesserungsvorschläge zu machen, die wir nach Möglichkeit sofort umsetzen. Das tun Ihre Marktbegleiter auch. Was zeichnet Langendorf aus? Ohne eine sauber strukturierte Fertigung geht es heute nicht mehr. Langendorf steht für ein hohes Maß an Qualität und Robustheit, worauf jeder einzelne Mitarbeiter stolz ist. Außerdem können wir aus dem Programm heraus kundenspezifische Individuallösungen anbieten. Ein Beispiel ist hier die Thermomulde, die wir in Alu und Stahl vertreiben und von der wir mittlerweile rund 200 Einheiten verkauft haben. Aber auch Langendorf muss die Fertigung standardisieren und automatisieren. Hier dürfen Sie uns nicht mit Großserienherstellern im Curtainsiderbereich vergleichen, die im Jahr fünfstellige Zahlen fertigen. Natürlich müssen auch wir gewisse Standardbaumuster und Grundkonstruktionen einführen, doch die müssen am Ende sehr flexibel bleiben. Wenn wir jetzt von einem Kotflügelhalter 200 statt 50 Stück bauen, bringt uns das nicht wirklich weiter. Womit wir wieder beim Prozessdesign wären. Wir müssen die Einzelteile und Baugruppen so vorkonfektionieren, dass wir dann in der Produktion idealerweise alles daraus machen können. Und wir dürfen uns nichts vormachen: Vor allem das Kippergeschäft bleibt beratungsintensiv. Einen Standardkipper wird es von Langendorf nie geben! Wie kann man sich die Umstrukturierung dann konkret vorstellen? Dafür habe ich ein Beispiel: Bei den Innenladern schafften wir früher pro Woche maximal drei bis vier Fahrzeuge. Jetzt können wir den Output ohne Zusatzschicht mit fünf Leiharbeitern kurzfristig auf sieben Fahrzeuge erhöhen. Außerdem investieren wir in zusätzliche Roboterschweißanlagen für die Muldenfertigung. Es wird immer wichtiger, flexibel und schnell auf Sonderwünsche oder größere Stückzahlen reagieren zu können. Gehört zur Umstrukturierung auch ein stärkerer Verkauf mit höherem Exportanteil? Aufgrund der Innenlader, die wir in ganz Europa verkaufen, liegt unser Exportanteil ohnehin immer um die 50 Prozent. Dazu kommen Kippfahrzeuge für Skandinavien und die Schweiz. Aber wir prüfen auch andere Märkte. Auch in Osteuropa? Langendorf engagierte sich stark in Rumänien und unterhielt dort eine Fertigung. Das ist richtig. Allerdings stiegen die Lohn- und Transportkosten so stark, dass wir die Standard- und Großvolumenmulden wieder nach Waltrop zurückholen werden, zumal wir hier auch schneller und flexibler reagieren können. Insofern werden nur komplizierte Sondermulden in Rumänien verbleiben. Unser Engagement dort haben wir entsprechend reduziert, zumal die osteuropäischen Märkte nicht kontinuierlich das Marktvolumen und Preisniveau bieten, das man einst erhofft hatte. Für wie viele Fahrzeuge ist das Werk in Waltrop aktuell ausgelegt? Und genügt das für eine krisensichere Zukunft? Aktuell sind es rund 1000 Fahrzeuge. Die werden wir dieses Jahr auch machen. Natürlich wollen wir gerne mehr fertigen, auch um das Unternehmen krisensicher zu machen und Durststrecken wie 2009 locker durchzustehen. Dazu ist es wichtig, dass wir weiter profitabel sind und unsere Umsatzrendite von aktuell 3,5 auf rund 6 Prozent erhöhen. Aber hier sehe ich uns auf einem sehr guten Weg - man muss eben nur etwas Geduld mitbringen (lacht)!

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