Eine Frage der Konstruktion

Täglich werden Tausende Tonnen Papier - sowohl in Form von Papierrollen als auch als Altpapierballen - transportiert. Und auch Stahl zählt in allen Formen, Größen und Längen zu einem häufigen Ladegut. Ob Papier, Stahl, Holz oder sonstige Materialien: Für einen sicheren Transport sind spezielle, vereinfachende Maßnahmen zur Ladungssicherung für die jeweils passende Fahrzeugkonfiguration entscheidend. Die Eigenarten jedes Transportgutes zu erkennen, ist der erste Schritt für einen sicheren Transport. Zusätzlich gibt es je nach Industriezweig die entsprechenden VDI-Richtlinien und Verladeempfehlungen (siehe Infokasten). Für den Papierrollentransport kommen beispielsweise in der Regel Joloda-Schienen im Fahrzeug zum Einsatz, um die Papierrollen bewegen zu können, ohne sie zu beschädigen. "Zudem sollte man darauf achten, dass im Auflieger ein Lochleistensystem verbaut ist, mit dem beim Liegendtransport von Papierrollen die Keile formschlüssig angelegt werden können", ergänzt Markus Otremba, Leiter der Fachgruppe Ladungssicherung bei TÜV SÜD. Papier als empfindliche Ladung Neben diesen fahrzeugtechnischen Voraussetzungen braucht es laut dem Experten die geeigneten Kantenwinkel sowie passende Zurrmittel. "Für den Transport von Papierrollen gibt es spezielle Kantenwinkel mit großer Auflagefläche, die das Beschädigungsrisiko der Papierrolle reduzieren, sowie separate Antirutschmatten, die meist als Einweg-Artikel genutzt werden", zählt Otremba auf. Der Grund: Ein Stein zwischen Antirutschmatte und Papierfläche kann schnell einen ähnlich hohen, schnell vierstelligen Schaden verursachen wie die Verwendung falscher Kantenwinkel oder eine falsche Anwendung eines Zurrgurts bei der Sicherung. "Je nach Durchmesser und Papierqualität der Rolle muss man beim Papierrollentransport den richtigen Kantenschutz sowie die richtige Antirutschmatte verwenden und beides richtig anwenden", fasst der TÜV SÜD Experte zusammen. Namhafte Hersteller bieten dafür spezielle Zurrsysteme, die in Verbindung mit dem Zurrgurt-Kantenwinkel so aufeinander abgestimmt sind, dass das Beschädigungsrisiko minimiert und die Übertragung der Kräfte verbessert werden. Festigkeitsnachweise für Stahltransporter Steht bei der Ladungssicherung von Papier das Beschädigungsrisiko im Vordergrund, handelt es sich bei Stahl ebenfalls um ein schweres Ladegut, das bei nicht ausreichender Sicherung schnell zu einem gefährlichen Geschoss werden kann. "Häufig wird unterschätzt, wie schwer die Ladung tatsächlich ist", berichtet Otremba aus der Praxis, in dem ihm häufig unzureichende Sicherungen von Stahlgütern begegnen. So sehr sich Stahl und Papier unterscheiden: Auch bei Stahlblechen ist die Konfiguration des Transportfahrzeugs entscheidend. "Beim Transport von Stahl-Coils benötigt man eine etwa spezielle Coil-Mulde und Steckrungen", nennt Otremba eine Voraussetzung, um bei Coils formund kraftschlüssig mit den geeigneten Hilfsmitteln oder Ketten die Ladung zu sichern. Auch Zurrketten aus hochfesten Zurrgurtmaterialien helfen. "Je besser diese Fahrzeuge mit Festigkeitsnachweisen für die Verankerungskonstruktion - also etwa für die Rungen sowie Coil-Mulden hinsichtlich der maximalen Belastungen - ausgestattet sind, umso besser", ergänzt er. Mit einem von TÜV SÜD zertifizierten und für den Einsatz geprüften und ausgerüsteten Fahrzeug sei man außerdem für Kontrollen besser gewappnet. Prozesspartner aller Beteiligten Grundsätzlich gilt: "Unsere Experten bei TÜV SÜD sind Prozesspartner für alle am Transport Beteiligten, wenn etwa die verladende Seite eine neue Verladeanweisung für neue Produkte benötigt", so Otremba. "Die Fahrzeugbauer unterstützen wir in der Umsetzung und Prüfung von neuen Fahrzeugen und die Spediteure über Schulung oder Kaufberatung." Genau dahin geht laut Otremba auch der Trend beim Thema Ladungssicherung: "Neue Ladekonstruktionen und neue Ideen für die Transportbranche erfordern immer wieder neue Verladeanweisungen - und TÜV SÜD unterstützt die Branche dabei." Spediteure sollten sich seiner Meinung nach daher stets auf dem Laufenden hinsichtlich neuer Anforderungen an Fahrzeugkonstruktionen halten - um erstens sicher anzukommen und zweitens immer in eine aktuelle Fahrzeugtechnologie zu investieren. Verladeempfehlungen Wie breit müssen Antirutschmatten beim Transport hart gewickelter Papierrollen auf Straßengüterfahrzeugen sein? Wie viele Zurrpunkte müssen Fahrzeuge aufweisen, wenn damit mindestens fünf Millimeter dicke Stahlbleche transportiert werden sollen? Auf der Website des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. (www.bgl-ev.de) gibt es mehrere Verladeempfehlungen (unter anderem für Stahlbleche, Altpapierballen und Papierrollen), die diese und weitere Fragen beantworten - in der Rubrik "Mensch-Umwelt-Sicherheit" unter "Laden und Sichern". TÜV SÜD Ansprechpartner Markus OtrembaLeiter Fachgruppe Ladungssicherung TÜV SÜD Auto Service GmbHTel.: +49 9421 99 64-24E-Mail: markus.otremba@tuev-sued.de

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