Ein Kamel auf Elefantenjagd

Viele Trailerhersteller haben versucht, es mit den "drei deutschen Musketieren" Kögel, Krone und Schmitz aufzunehmen. Durch permanente Optimierungen der Produktion und Entwicklung waren die drei den anderen immer den entscheidenden Degenhieb voraus. Nach Kässbohrer in der Türkei hat jetzt auch Wielton Pläne, das Trailergeschäft in großen Stückzahlen zu betreiben. Dazu wurde im polnischen Wielun bereits in Schweiß- und Lackierroboter investiert, was der Qualität gut tat. Die starke Abhängigkeit vom Heimat- und dem russischen Markt brachte Wielton dazu, sich nach weiteren Märkten umzusehen, die man laut Mariusz Golec, dem Vizepräsidenten des Management-Boardes, in ganz Europa fand. Allerdings räumt er ein, dass dieses Unterfangen in Deutschland am schwierigsten sein dürfte, weshalb die Marke hierzulande vor allem mit Kippern und Hängerzügen starten möchte. In Italien ist man einen Schritt weiter und übernahm von der Margaritelli-Gruppe die "Compagnia Italia Rimorchi" mit den Marken Cardi, Merker und Viberti samt einiger Teile des Werkes im italienischen Tocco, die Wielton für den italienischen Markt weiterführen wird. Langfristig könnten von dort aus süd- und südosteuropäische Märkte bedient werden, um die Lieferwege zu verkürzen. Außerdem hat Wielton Interesse an einer Übernahme des französischen Herstellers Fruehauf, womit man eine hufeisenförmige Produktions- und Vertriebskette um den deutschen Markt gelegt hätte. Nahe Moskau unterhält Wielton bereits einen Montagesatelliten und arbeitet dort vor allem bei den Motorwagenkippern eng mit den schwedischen Herstellern und MAN zusammen, ähnlich wie es Meiller in Deutschland praktiziert. Wielton plant massive Erweiterungen Wichtiger sind aber die geplanten Erweiterungen im polnischen Wielun: Nachdem Wielton trotz Russland-Krise weiter wachsen konnte, soll weiter in Entwicklung und Produktion investiert werden, samt eigenem Hydropulser und KTL-Anlage. Im Rahmenbau wird weiter Schweißen, wegen der hochlegierten Stähle (man kooperiert hier mit SSAB und verwendet vor allem 500er-, 700er- und 1000er-Güten) aber auf Laserschweißverfahren umstellen. Bereits heute laufen auf fünf Linien 24 Schweißroboter, die Vorfertigung wurde bereits mit sechs Laser- und zwei Plasmaschneidanlagen optimiert. Auch das Lager wurde weitgehend automatisiert. Die fünf Montagelinien sollen künftig auf eine flexible Endmontagestraße zusammengeführt werden, auf der man alle Trailer montieren kann. Außerdem setzt Wielton auf Kooperationen mit Hochschulen, um weitere Fachkräfte zu gewinnen. Die Zahl der Entwicklungsingenieure soll von 15 auf 30 verdoppelt werden. Es gibt also viele Pläne für die Zukunft, doch wie sieht das aktuelle Programm aus? Auf dem deutschen Markt möchte Wielton mit einem dichteren Händlernetz als bisher und einem Programm von aktuell 332 verschiedenen Kippsatteln der SL-Serie präsenter werden. Die bieten 23 bis 64 Kubikmeter Volumen und Rahmenlängen zwischen 4800 und 8135 Millimeter. Dabei bieten die Polen diverse Alukasten- und Rundmulden sowie mehrere Stahlhalfpipes an. Die ruhen auf einem Stahlrahmen im Baukastensystem, der in Weight-, Strong- und Scrap-master-Varianten gefertigt wird. Ganz neu kommt auch bei Wielton der N W 3 S26SHPKBSL48 SL. Hinter dieser Monsterbezeichnung verbirgt sich ein 26-Kubik-Thermosattel mit Stahlrundmulde, der mit Drei-Millimeter-Wänden und Vier-Millimeter-Boden antritt. Der Rahmen besteht aus S700-Stahl und überzeugt mit sauberen Schweißnähten. Das Leergewicht startet laut Wielton bei günstigen 6,2 Tonnen. Der Rahmen kommt im Heckbereich ohne kunstvoll gekantete Querträgerbleche aus. Ähnlich wie Schwarzmüller setzen auch die Polen auf 0,8 Millimeter starke Ummantelungstafeln, die aufgenietet sind und sich im Schadensfall einzeln tauschen lassen. Ebenfalls genietet sind die vorderen Begrenzungsleuchten, wobei eine Schraublösung die Reparatur vereinfachen würde. Der Unterbau präsentiert sich ordentlich aufgeräumt. Achsseitig verbaut Wielton im Standard SAF, die Standard-Frontpresse stammt von Binotto (optional Hyva, womit man laut Wielton-Kipperkonfigurator 24 Kilo Gewicht sparen kann). Mit angeschraubter Schütte samt Schieber, der elektrisch betriebenen temperaturbeständigen Plane und den stabilen Stützbeinen kommt der Vorführer auf 6520 Kilo. Bei der Messung setzt Wielton auf eine rein digitale Erfassung von Idem und sieht anders als Schmitz keine aufschraubbaren Öffnungen für Einstichthermometer vor. In Summe punktet Wieltons Thermomulde mit sauberer Verarbeitung und ordentlichen Details. Das gilt auch für die Curtainsider, deren jüngste Version N S 3 K / M 2 auf den MAN Trucknology Days lief. Auch der punktet mit sauberen Schweißnähten, ordentlich verlegten Böden und aerodynamisch gerundeten Ecksäulen vorn. Den oberen Teil der Stirnwand deckt leider nur ein Planenstück ab und die hinteren Planenspanner sind dem Schmutz ausgeliefert. Die Heckportale halten fünf Scharniere, die sich im Falle eines Falles leicht tauschen lassen. Für erste kleine Gefechte mit den "Drei Musketieren" ist man also gerüstet! Hintergrund Darum ein Kamel als Logo Wohl keine Frage müssen sich die Wielton-Mannen öfter anhören als diejenige, warum sie ausgerechnet ein Kamel als Firmenlogo wählten. Dafür hat Thomas Hajek, Vizepräsident des Management-Boardes, gleich mehrere Versionen: Erstens klingt Wielton so ähnlich wie das polnische Wort für Kamel "Wielblad", das in etwa "Wielblond" ausgesprochen wird. Darin verbirgt sich außerdem das Gründungsstädtchen Wielun, wo auch Zentrale und die Hauptwerke sitzen, das man mit der Gewichtsbezeichnung "Tonne" kombiniert hat. Erleichtert hat den Gründern die Logosuche die Tatsache, dass das Kamel den Menschen seit 2000 Jahren als Transportmittel dient. Verglichen damit ist Wielton mit seinen 19 Jahren Firmengeschichte noch ein "Baby" im Transportbusiness - wenn auch ein sehr selbstbewusstes! gs Kipperkonfigurator Den Kippsattel einfach online konfigurieren - so geht's Wielton ist der erste Hersteller, der einen Online-Kipperkonfigurator anbietet. Der funktioniert vergleichsweise einfach: Wer genau weiß, was er braucht, kann so schnell zum Ziel kommen. Sehr interessant ist die automatisch hinterlegte Gewichtsberechnung, die auch die Kipperpressen und Reifen miteinbezieht und so manche Entscheidung erleichtern dürfte. Bleibt nur zu hoffen, dass Wielton die Gewichte alle selbst nachgewogen hat. Insofern gilt auch hier: Bei Empfangnahme am besten erst mal selbst über die Waage ziehen und abgleichen! gs