Der bekannte Transporteur: Editorial: Bekannt sein hat seinen Preis

Während die gesamte (Logistik-)Welt von den Vorzügen der Digitalisierung schwärmt (siehe Nachbericht zum Logistikkongress Seite 16), gibt es aber auch die Schattenseiten der Digitalisierung: zunehmender Ladungsdiebstahl, weil unter anderem über die Frachtenbörsen das Weiterverticken von Frachtaufträgen derart exzessiv betrieben wird, dass der Auftraggeber nicht mehr weiß, wer seine Ware befördert. Kampf der Kriminalität Der "Bekannte Transporteur", den der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) und die Transfrigoroute jetzt aus der Taufe gehoben haben (siehe Seite 14), will dieser Anonymität und damit kriminellen Machenschaften einen Riegel vorschieben. Zum Einsatz kommen sollen nur Transportunternehmen, die in einer Datenbank gelistet sind. Hört sich gut an, aber ist das auch umsetzbar? Das Geschäftsmodell, den Spot-Markt zu nutzen, wird auch zukünftig Bestand haben. Der "Bekannte Transporteur" wird sich nur dann durchsetzen, wenn die Auftraggeber bereit sind, auf einen eingeschränkten Dienstleisterkreis zurückzugreifen. Zwei Kröten müssen sie dabei schlucken: Es müssen Abstriche an der Flexibilität gemacht werden. Wer kurzfristig Frachtraum sucht, wird im Internet mittels der Frachtenbörsen in der Regel schneller fündig als in einem eingeschränkten Nutzerkreis. Gleiches gilt, wer günstige Frachtführer sucht: Je größer der Kreis der Anbieter, desto eher findet sich der billige Jakob. Und noch eine Hürde ist zu überwinden: Je bekannter das System des "Bekannten Transporteurs" ist, desto besser. Dazu muss die Werbetrommel kräftig gerührt werden. Eine Veranstaltung auf der Jahrestagung des BGL erscheint da nicht ausreichend. Zum anderen muss neben den Verladern die eigene Klientel überzeugt werden. Zumindest für diejenigen Spediteure, die dazu erst noch BGL-Mitglied werden müssten, ist diese Hürde durchaus beachtlich.

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