VW-Abgasaffäre: Editorial: Auch Logistiker müssen hinschauen

Alles ein bisschen übertrieben, so die Meinung vieler zum aktuellen VW-Abgasskandal. Die im Verhältnis zu den Gesamtemissionen geringen Mengen Stickstoffoxid und CO2, die durch die Manipulationen einiger Volkswagen-Manager zusätzlich freigesetzt wurden, rechtfertigten nicht die massive wirtschaftliche Gefährdung eines großen deutschen Automobilkonzerns und der deutschen Wirtschaft insgesamt (siehe Seite 16). Richtig ist sicherlich, dass trotz eines vielfachen Überschreitens der Grenzwerte der Einfluss auf die Gesamtemissionen überschaubar ist. Die Abgasaffäre zeigt aber auch, dass das "Optimieren" und Manipulieren von Umweltdaten kein Kavaliersdelikt (mehr) ist. Wer vorsätzlich oder fahrlässig falsche Emissionswerte veröffentlicht, verstößt in mehrfacher Hinsicht gegen bestehende Gesetze und kaufmännische Verhaltensweisen. Dies sollten auch Logistiker bedenken, die Verbrauchs- und Umweltdaten ihren Kunden mitteilen oder sogar eine eigene Umweltbilanz erstellen. Diese Daten sind Teil des Dienstleistungsversprechens. Stellen sich die Daten im Nachhinein als falsch heraus, können Kunden gegebenenfalls auf Beseitigung des Mangels oder sogar Schadensersatz drängen. Neben der Kundenforderung droht außerdem noch ein immenser Image-Schaden für ein Unternehmen, das falsche Umweltkennzahlen verspricht. Die Lehre für alle Logistiker Verantwortliche Führungskräfte sollten deshalb den Umweltdaten genau so viel Aufmerksamkeit widmen wie der Unternehmensbilanz und der Steuererklärung. Mindestens das Vieraugenprinzip, besser eine externe Kontrolle sollten Standard sein. Auch Verbände, die beispielsweise Berechnungsverfahren für Klimaemissionen mitgestalten, sollten auf saubere Methoden und Daten achten, damit Mitglieder keinen Schaden erleiden. Diese Lehre sollten alle Logistiker aus der VW-Abgasaffäre ziehen.