Berlin. Auch die deutsche Speditionsbranche bekommt die konjunkturelle Abkühlung zu spüren. „Die Vollauslastung der Verkehrsträger ist nicht mehr da, wo sie Anfang des Jahres war“, sagte Mathias Krage, Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV), heute im Vorfeld der Jahrestagung seines Verbandes in Berlin. Allerdings sei die Auslastung nach wie vor auf hohem Niveau.
Insbesondere aus der Konsumnachfrage und dem Export kämen positive Impulse. Das Ausfuhrgeschäft werde dadurch begünstigt, dass der Euro im Vergleich zum Dollar sich abschwäche, was wiederum in Deutschland produzierte Waren im Ausland günstiger mache. Die derzeitige, konjunkturelle Abkühlung ist für den Verbandschef daher auch kein Grund in Panik zu verfallen: „Eine Situation wie 2009, als wir Einbußen von 20, 25 Prozent verzeichneten, erwarten wir auf keinen Fall.“
Für die schlechtere Stimmung in Teilen der Branche machte Krage die Ertragslage mitverantwortlich. So sei es offensichtlich nur wenigen Transporteuren gelungen, trotz zunehmender Mengen im ersten Quartal 2012 auch die Erträge zu steigern. Positiver sei hingegen die Einschätzung der Speditions- und Logistikunternehmen. „Hier hat die Zahl der Optimisten für die nächsten sechs Monate abgenommen, doch etwa 60 Prozent rechnen noch mit stabilen Preisen und Umsätzen“, so Krage.
Mehr Geld für Verkehrsinfrastruktur gefordert
Krage unterstützte das Bemühen von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, die jährlichen Investition für die Verkehrsinfrastruktur zu erhöhen. „Wir teilen die Ansicht, dass 10 Milliarden Euro pro Jahr nicht ausreichen, sondern drei bis vier Milliarden Euro zusätzlich benötigt werden.“ Der Hauptgeschäftsführer des DSLV, Heiner Rogge, verwies darauf, dass der Verkehrssektor über Abgaben, Maut und Steuern mehr als genug zum Bundeshaushalt beitrage, die Steuermittel aber trotz bestehender Zweckbindung nur zu einem kleinen Anteil in den Verkehrssektor fließen würden. Die Ausweitung der Maut auf leichte Nutzfahrzeuge sei kein probates Mittel, da die Wegekostenrechnung im Straßengüterverkehr eine Obergrenze festlege, die bereits heute erreicht sei. Somit hätte eine Ausweitung der Maut eine Absenkung der Gebühr für Schwerfahrzeuge zu Folge.
Feldversuch noch nicht gescheitert
Den Feldversuch zum Lang-LKW wollte Krage nicht als gescheitert bezeichnen. Allerdings hätten diverse Einschränkungen den Unternehmen einen Einsatz erschwert. So scheitere der Einsatz eines Lang-LKW häufig an der letzten Meile, weil für diese Strecke keine Genehmigung erteilt werde. Krage geht davon aus, dass an dem Versuch im weiteren Verlauf 50 bis 100 LKW teilnehmen werden. (cd)