Berlin. Der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) fordert die Container-Linienreedereien vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie zu einer Rückkehr zur Normalität auf. Damit sei gemeint, „die Zuverlässigkeit der Fahrpläne und die erforderliche Servicequalität wiederherzustellen“, wie der Verband am Donnerstag mitteilte. Weiter kritisierte er die seiner Ansicht nach ungerechten Wettbewerbsprivilegien der Reedereien.
Die Corona-Krise und einheitliches Verhalten würden das Marktangebot für Frachtraum und Containerkapazitäten dramatisch verengen, was einen Anstieg der Seefrachtraten zur Folge hätte. „Die Linienreedereien stellen schlichtweg keine ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung“, bemängelte Willem van der Schalk, Sprecher des Komitees Deutscher Seehafenspediteure (KDS) im DSLV. „Zusätzliche Frustration entsteht bei den Speditionen, weil sie in einen flexiblen Notfall-Planungsmodus gezwungen werden, um auf die sehr kurzen Ankündigungen der Reedereien zur Verfügbarkeit von Containern und Schiffsraum reagieren zu können“, so van der Schalk weiter.
Spediteuren drohe der Kundenverlust
Durch Umbuchungen von Sendungen und stets neue Gebühren und Aufschläge (Surcharges) für Shipping-Garantien würden hohe Kosten für die Speditionsbranche entstehen. Laut dem DSLV türmen sich die Container im Amerika als Folge von Pandemie-bedingten Produktionsstopps und Werkschließungen und stehen daher für anderen Destinationen nicht zur Verfügung.
Steigende Frachtraten und immer längere Wartezeiten seien die Folge. Spediteuren drohe wegen fehlender Planbarkeit sogar Kundenverlust. Weiter kritisiert der Verband die nach seiner Ansicht unfairen rechtlichen Privilegien von Container-Linienreedereien aufgrund der sogenannten europäische Gruppenfreistellungs-Verordnung für Konsortien, die von der EU-Kommission im April dieses Jahres erneut verlängert worden sei.
Verärgerung über Untätigkeit der EU-Kommission
„Solche einseitigen Wettbewerbsprivilegien sind nicht zeitgemäß. Sie erlauben den Reedereien Marktbeeinflussungen, zum Beispiel durch sanktionsfreie Absprachen“, kritisierte van der Schalk. Die Untätigkeit der Kommission verärgert die Spediteure: Während die US-Seeschifffahrtsbehörde erst vor kurzem ihre Prüfung der Aktivitäten der Container-Linienreedereien verschärft habe, hätte Brüssel auch in der gegenwärtigen Krise nicht reagiert. „Die Container-Linienreedereien müssen den gegenwärtigen Zustand endlich beenden und zu Geschäftsgepflogenheiten zurückkehren, in denen sie nicht alleine Nutznießer sind“, forderte der KDS-Sprecher. Vertragliche Vereinbarungen sollten wieder eingehalten werden. Denn weitere Verzögerungen der Lieferketten könnten die rasche Erholung der europäischen Wirtschaft nach der Pandemie gefährden. (sn)