München. Das Image der Logistikbranche ist in weiten Teilen der Öffentlichkeit schlecht. Die Bevölkerung ist der Meinung, in der gesamten Branche stünden unmenschliche Arbeits- und Geschäftsbedingungen auf der Tageordnung und Logistik verursache Umweltverschmutzung, Unfälle und Stau. Geprägt wird dieses negative Bild vor allem durch Einzelfälle wie die Arbeitsverhältnisse bei einigen Paketdiensten oder Berichte über alte, dreckige und unsichere LKW. Leider zerstören diese „schwarzen Scharfe“ auch den Ruf aller Spediteure und Verlader, die auf gut ausgebildete Mitarbeiter und ein gutes Arbeitsumfeld sowie moderne Fahrzeugtechnik setzen.
Inhalte eines FairLogistics-Labels
Die VerkehrsRundschau hat nun in Grundzügen mögliche Inhalte eines Gütersiegel „FairLogistics“ vorgestellt. (Download des FairLogistics-Vorschlags). Dies könnte helfen, dass Konsumenten und Auftraggeber vorbildliche Logistiker erkennen und bei der Auswahl bevorzugen könnten. Dadurch könnte der Einsatz von „schwarzen Schafen“ in der Branche reduziert werden. Falls sich die Branche für die Schaffung eines solchen Labels entscheidet, muss die Frage geklärt werden, welche Anforderungen und welcher Prüfungsaufwand hinter einen solchen Gütesiegel stehen.
Geringer Einführungs- und Überprüfungsaufwand
Der Diskussionsvorschlage der VerkehrsRundschau setzt darauf, dass möglichst viele Unternehmen die Anforderungen des Label erreichen können. FairLogistics soll die schwarzen Scharfe aussortieren. Außerdem setzt der VerkehrsRundschau-Vorschlag darauf, den Aufwand für Einführung und Überprüfung der Standards möglichst gering zu halten. Deshalb wird auf bestehende Institutionen und Standards wie Betriebsrat, Tarifvertrag oder Schadstoffklassen gesetzt. Auch wenn diese keinen hundertprozentigen Schutz gewährleisten, sorgen sie zusammen mit den Transparenz-Vorgaben sicherlich dafür, dass eine Nichteinhaltung der Vorgaben schnell bekannt wird und damit das Label wieder entzogen werden kann. Im Detail sind aber noch viele Fragen zu klären, zum Beispiel wer Träger des Siegels sein soll und ob eine Überprüfung zum Beispiel durch Organisationen wie dem TÜV vorgeschrieben werden sollten.
Oder lieber doch höchste Standards?
Ein anderer Ansatz für ein FairLogistics-Label wäre die Schaffung von höchsten sozialen, ökologischen und geschäftlichen Standards. Hierfür müsste ein umfangreicher Anforderungskatalog erstellt werden, dessen Umsetzung und Einhaltung auf jeden Fall von externen Beratern und Prüforganisationen begleitet werden müsste. Ein solcher Anforderungskatalog würde sicherlich dafür sorgen, dass nur an wirklich vorbildliche Unternehmen das Label vergeben wird. Aber Kosten und Aufwand würden wahrscheinlich dafür sorgen, dass nur wenige Logistikbetriebe sich ein solches FairLogistics-Label leisten können. Und es wohl auch nur ein Label für wenige Auftraggeber, denen der Einsatz von höchsten Standards sehr wichtig ist. (ak)
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Wolfgang Thormann
Uwe Berndt