Bad Honnef. Weniger als die Hälfte der klein- und mittelständischen Logistikdienstleister (LDL) in Deutschland hat eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie. Nur rund jedes dritte Unternehmen geht aktiv auf seine Kunden zu, um ihnen den Mehrwert ihrer digitalen Ideen und Lösungen zu vermitteln. Bei der Schwerpunktsetzung sind signifikante Unterschiede zwischen Transport- und Logistikdienstleistern nur in wenigen Ausnahmefällen zu erkennen. Das sind zentrale Aussagen der aktuellen Studie „Transport & Logistik – Digitale Transformation LDL 2019“ der IUBH Internationale Hochschule in Kooperation mit der Bundesvereinigung Logistik BVL. Unter der Leitung von IUBH-Professor Dr. Hubert Vogl, der auch Leiter des Arbeitskreises „Logistikdienstleister“ beim Verband der Automobilindustrie (VDA) ist, befragten die Forscher von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres 35 Führungskräfte aus dem Logistik- und Transportbereich.
Kunden machen weniger Vorgaben
Den nötigen Wandel in der Fehlerkultur erschwert in den Unternehmen demnach vor allem die Null Fehler-Philosophie, die bisher in logistischen Wertschöpfungsprozessen auch aufgrund der Anforderungen aus dem Qualitätsmanagement vorherrscht. Dabei haben Logistikdienstleister sowohl im Transport-, als auch im Kontrakt- und Supply Chain-Bereich laut der Studie bereits erkannt, dass sie sich für eine erfolgreiche Digitalisierung von einer über Jahrzehnte manifestierten Fremdbestimmung und einer reinen Fokussierung auf die Umsetzung von Kundenvorgaben lösen müssen. Denn auch die Kunden selbst müssen sich mit ihrer digitalen Transformation auseinandersetzen und nehmen sich bei der Formulierung digitaler Vorgaben und Anforderungen entsprechend zurück.
Selbstbestimmung muss erlernt werden
Infolgedessen müssen sich Logistikdienstleister künftig stärker abgrenzen und selbstbestimmter agieren, so die Forscher. Sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter müssen dazu nicht nur neue Kulturtechniken lernen, sondern auch ihre beruflichen Fertigkeiten und Kompetenzen erweitern, raten sie. Ein reifegradorientiertes Change Management könne den digitalen Transformationsprozess von kleinen und mittelständischen Logistikern beschleunigen.