Die Zukunft fährt zweigleisig

Innenstädte ersticken an ihren hohen Feinstaub-Emissionen, es fehlen immer mehr Berufskraftfahrer und gleichzeitig sollen sich die Transportvolumina in den kommenden Jahren mehr als verzehnfachen. Dirk Engelhardt, Hautgeschäftsführer des Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), malt zur Eröffnung des zehnten Symposiums Logistik Innovativ ein düsteres Bild. Die Transportbranche sei "kurz vor dem Versorgungskollaps", so der Geschäftsführer. Eine mögliche Lösung, die nun immer wichtiger werde, sei der Kombinierte Verkehr (KV). Wie er es schaffen könnte, mit der Straße mitzuhalten, wurde auf der zweitägigen Veranstaltung, die das Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien im Mai organisierte, diskutiert. Die Bahn ist nicht wettbewerbsfähig Zunächst musste der Schienenverkehr viel Kritik einstecken. So gab der Leiter Steuerung Produktion, Logistik, Controlling bei der BMW Group in Regensburg, Markus Wollens, gleich zu Anfang zu bedenken, dass für den Automobilhersteller die "Wettbewerbsvorteile der Bahn nicht da" seien. Das liege vor allem daran, dass eine zeitlich getaktete Anlieferung in das Werk mit der Schiene nicht möglich sei. Und auch der Spediteur Thomas Eberl sagte, dass sein Unternehmen aufgrund von fehlender Erfahrung im KV auf "das Altbewährte" setze. Die Kernfrage der Veranstaltung stand somit im Raum: Wie kann dieser für die Schiene unbefriedigende Ist-Zustand geändert werden? Ausganglage für die Diskussion waren die Halbzeit-Erkenntnisse aus dem europäischen Förderprojekt "Alpine Innovation of Combined Transport" (AlpInnoCT), das seit November 2016 läuft. Auf zwei Strecken (Hafen Triest-Bettembourg und Rostock-Verona) analysieren die Projektpartner den KV. Zum Projektende im Oktober 2019 sollen praxisorientierte Lösungsansätze stehen. In Prien formulierten verschiedene Akteure ihre "Wünsche" an den KV. Am zweiten Tag erarbeiteten sie in sechs "Round Tables" (Tischrunden) bestehend aus insgesamt 130 Experten aus Politik und Verbänden, Eisenbahnunternehmern, Future Trailern, Spediteuren und Transportunternehmern, Verladern und auch IT- und Start-up-Experten konkrete Erkenntnisse, wie der KV verbessert werden könnte. Die Unternehmer wissen nicht genug Am Round Table der Spediteure und Transportunternehmer, den Thomas Eberl moderierte, stand das fehlende Wissen der Branche im Fokus. So forderten die Teilnehmer einen speziellen Ausbildungsbereich für den KV oder auch ein "Wiki-Intermodal", um die Kommunikation und den Zugang zum Schienengüterverkehr zu erleichtern. Gleichzeitig wurde vor allem das starre Konstrukt des KV bemängelt. Ein Operator etwa müsse knapp ein Jahr im Voraus seine Trassen anmelden, dabei mit sechs bis acht Dienstleistern Verträge schließen und nehme ein enorm hohes finanzielles Risiko auf sich. "Da muss eine Operator-Förderung wie in der Schweiz her", meinte ein Teilnehmer. Das Nachbarland fördert nicht nur den Bau und die Erneuerung von KV-Umschlagsanlagen und Anschlussgleisen, sondern gibt auch Darlehen für den Güterumschlag im Kombinierten Verkehr. Speditionsunternehmer Eberl fehlen vor allem die Anreize: "Die Benchmark ist die Straße", sagte er und sprach sich für eine "Flexibilität wie beim Flugticket" aus. Die Schiene könnte etwa mit Frühbucherrabatten locken. In einer abschließenden Diskussion forderten alle Akteure einstimmig mehr Aktion von der Politik. Auch müssten "innereuropäische Lösungen" und Standards gefunden werden, damit dem "Vorschriftendschungel ein Bein gestellt wird", hieß es. Basis dafür sei, dass sich alle Akteure "an einen Tisch setzen", schlussfolgerten die Teilnehmer. Nur so könne der KV mit dem Straßengüterverkehr konkurrieren. Mehr zum Thema im Dossier Kombinierter Verkehr www.verkehrsrundschau.de/dossiers Staatsempfang auf Herrenchiemsee Ilse Aigner kündigt Förderung des Kombinierten Verkehrs an Am ersten Abend der Veranstaltung hat das Bayerische Staatsministerium zu einem Staatsempfang im Schloss Herrenchiemsee geladen. Die bayerische Ministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, Ilse Aigner, hatte in ihrer Rede lobende Worte für die Logistikbranche, die ein "wesentlicher Treiber für die wirtschaftlichen Erfolge in Bayern" sei. Weiter kündigte sie an, dass die optimierte Vernetzung zwischen den Verkehrsträgern ganz oben auf der Agenda der bayerischen Verkehrspolitik stehe."Innovative Ansätze wie beispielsweise Umschlagsysteme für nicht-kranbare Sattelanhänger oder die Entwicklung eines universell einsetzbaren Sattelanhängers im Projekt Future Trailer hat die Staatsregierung daher gefördert." Weitere innovative Projekte im Kombinierten Verkehr sollen folgen, kündigte Aigner an. stm

Die Zukunft fährt zweigleisig

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