Die Kooperation der Kooperationen

Nur gemeinsam können kleine und mittelständische Transportunternehmen den wirtschaftlichen Herausforderungen trotzen - das ist die Überzeugung von Hans-Peter Häberle, Heinz Hintzen und Ernst Mäußler. Nicht umsonst haben die drei vor einigen Jahren, jeder für sich, eine Kooperation für Transporteure und Spediteure gegründet. So initiierte Logistikberater Ernst Mäußler in 2012 die Kooperation Logistik Spedition KoLoS mit Sitz in Dieburg - mit mittlerweile 79 Mitgliedsfirmen (inklusive Niederlassungen), die er heute leitet. Geschäftsführer Heinz Hintzen gründete zwei Jahre später das Teilladungsnetz Part Load Alliance (PLA), das heute 45 Partner zählt, während Hans-Peter Häberle mit seinem Bruder Stephan in 2013 die B2B-Lösungsplattform HäRa gegründet hat, der sich inzwischen über 442 Mitgliedsfirmen angeschlossen haben (siehe Kästen Seite 22). Im November 2016 dann der Paukenschlag: Die Kooperationen KoLoS, PLA und HäRa schließen eine strategische Allianz. Neben etablierten Konzerngrößen entsteht damit ein neues Schwergewicht im deutschen Teil- und Komplettladungsmarkt mit insgesamt 200 Betrieben, die ausschließlich im Teil- und Komplettladungsverkehr tätig sind. Günstigere Konditionen im Einkauf "Im gemeinsamen Zusammenspiel haben wir nun eine größere Marktmacht. Das bringt viele Vorteile, vor allem wichtige Kostenvorteile - für jedes einzelne Mitglied unserer Kooperationen", ist Hans-Peter Häberle überzeugt. Häberle muss es wissen. Als Geschäftsführer der Plattform HäRa unterstützt er seit Jahren kleinere Transportbetriebe dabei, ihre Kosten zu optimieren: zum einen durch gezielte Schulung und Beratung, zum anderen durch die Bündelung deren Bedarfe im Einkauf. "Jedes HäRa-Mitglied zahlt 50 Euro im Monat, davon gehen 20 Prozent des Mitgliedsbeitrages an eine gemeinnützige Organisation", erklärt er das Geschäftsmodell der Plattform. Im Gegenzug erhalte das Mitglied Zugang zu vergünstigten Konditionen, unter anderem bei Aufliegern, Diesel, Flurförderfahrzeugen, Reifen, Versicherungen sowie Schulungs- und Beratungsleistungen. Entsprechende Rahmenverträge hat HäRa mit diversen Lieferanten wie etwa Aral, DKV, Europcar, Pema und Sixt geschlossen. Alleinstellungsmerkmal im Markt Mittelfristig denkt Häberle noch einen Schritt weiter: Sein Plan ist es, einen HäRaeigenen Lkw-Pool zu etablieren, auf den Mitglieder im Bedarfsfall sollen zugreifen können, ohne in eigene Fahrzeuge investieren zu müssen. Dazu führe er schon Gespräche mit den Herstellern Mercedes, MAN und Volvo. Mit diesem Service, ist er sich sicher, treffe HäRa den Nerv der Zeit. "Das Eigentum, etwa das eigene Fahrzeug, ist für Transportdienstleister heute nicht mehr wichtig. Deshalb gewinnen solche Pool-Lösungen an Bedeutung." Der Clou: Alle diese Services stehen dank der neuen Allianz ab sofort auch KoLoS- und PLA-Partnern zur Verfügung, also nicht nurmehr HäRa-Mitgliedern. "Jedes Unternehmen bezahlt nur einen Mitgliedsbeitrag und hat damit Zugriff auf sämtliche Leistungen der drei Kooperationen", versichert Häberle. Denn jedes KoLoS-Mitglied sei durch die Allianz nun auch PLA- und HäRa-Mitglied, führt Mäußler aus. "Wir haben dadurch sogar ein gewisses Alleinstellungsmerkmal im Markt." Eben diese Erweiterung des Leistungsportfolios sei für ihn einer der maßgeblichen Gründe gewesen, betont Mäußler, die ihn zur Kooperation mit HäRa und PLA veranlasst hätten. "Wir wollen ein leistungsfähiges System schaffen. Und dazu braucht es leistungsfähige Angebote für unsere Partner. Wir wollen diesen ja Nutzen bieten - auf allen Ebenen." Synergien sieht er insbesondere im Veranstaltungsbereich - gemeinsam könnten da KoLoS, HäRa und PLA deutlich mehr auf die Beine stellen. Zusammenführung der Portale Unabhängig davon soll für die Transportpartner der Kooperationen auch der operative Nutzen durch die Allianz gesteigert werden. "Der Ansatz von PLA ist intelligent und im Teilladungsgeschäft einzigartig", schwärmt Mäußler. Von diesem Know-how könnten nun auch die KoLoS-Partner profitieren. Dazu wollen Mäußler (KoLoS) und Heinz Hintzen (PLA) versuchen, möglichst viele KoLoS-Partner im PLA-Netzwerk zu integrieren. Wichtiger Schritt dafür ist die Zusammenführung der Portale beider Kooperationen. Ab Frühsommer 2017 können Partner dann alles auf einem Portal finden - sowohl Teil- als auch Komplettladungen. Zudem soll es dann möglich sein, dass die Systempartner der PLA auch Komplettladungen auf ihren Linien zulassen - bislang sind es nur Teilladungen. Last but not least planen die drei Kooperationen im Jahr 2018 die gemeinsame Online-Kundenplattform Spediteur.de., verät Hintzen. Alles in allem wolle man jetzt aber nichts überstürzen, betont PLA-Geschäftsführer Hintzen. Für ihn sei erst einmal relevant, dass die menschliche Chemie in dem neuen Dreierbündnis stimme. Dies sei die wichtigste Voraussetzung, um Dinge gemeinsam weiterentwickeln zu können. Vorstellbar sei zum Beispiel eine Zusammenarbeit im Bereich Innovationen. Denn das Thema Forschung und Entwicklung habe in vielen Firmen noch eine zu geringe Bedeutung. "Unternehmer haben zwar viele gute Ideen. Aber sie investieren da zu wenig." Dabei sei dies angesichts der Herausforderungen durch die Digitalisierung bitter nötig. Hintzens Wunsch ist es daher, dass Partner von PLA, HäRa und KoLoS bei solchen Investitionsvorhaben zusammenarbeiten. "Gemeinsam lässt sich da manches leichter schultern." Nur in einem Punkt wollen die Verbünde weiterhin eigenständig agieren: "Unsere Organisationen bleiben vorerst rechtlich selbstständig", so die Geschäftsführer. "Wir werden unsere Leistungen aber natürlich gegenseitig den Partnern und Mitgliedern kostenlos zur Verfügung stellen." Größere Aufmerksamkeit bei Verladern Alles in allem sind die Geschäftsführer aber sicher, dass sich ihr jetzt beschlossener Weg auszahlt: "Seit Bekanntgabe unserer Allianz stellen wir seitens der Auftraggeber eine größere Aufmerksamkeit fest und erhalten größere Anfragen", verraten Hintzen und Häberle. "Größe zahlt sich also auch in unserem Segment aus." Kein Wunder, dass Mäußler weiterhin auf Partnersuche ist und mit inhabergeführten mittelständischen Transport- und Speditionsbetrieben spricht - sowohl im In- als auch im europäischen Ausland. Denn das Ziel ist für ihn ganz klar: "Wir wollen einmal das größte Teilladungsnetz in Europa werden. Daran arbeiten wir Schritt für Schritt." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Teilladung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten und Fakten: Die Kooperationen im Überblick HäRa - B2B-LösungsplattformHans-Peter Häberle und sein Bruder Stephan gründeten im Jahr 2012 die B2B-Lösungsplattform HäRa in Schwäbisch Gmünd. Sie unterstützt kleinere Transportbetriebe dabei, ihre Kosten zu optimieren: zum einen durch Schulung und Beratung, zum anderen durch die Bündelung im Einkauf. Dafür kooperiert HäRa mit 35 Anbietern wie etwa Aral, DKV, Europcar, Sixt, Pema und Still. HäRa hat heute 442 Mitglieder im In- und Ausland. ehKooperation KoLosTransport- und Logistikberater Ernst Mäußler initiierte im Jahr 2011 die Kooperation Logistik Spedition (KoLoS) mit Sitz in Dieburg. Der Verbund umfasst derzeit nach eigenen Angaben 79 Transport- und Speditionsbetriebe (inklusive Niederlassungen), die schwerpunktmäßig in Deutschland tätig sind und insgesamt rund 6000 Mitarbeiter und 3600 Fahrzeuge einsetzen. KoLoS hat zudem Partner in Polen, Tschechien und der Schweiz. ehPart Load Alliance (PLA)Heinz Hintzen gründete im Jahr 2014 das Teilladungsnetz PLA mit Sitz in Eschweiler, das derzeit 45 Partner mit insgesamt 173 Linienverkehren hat. PLA ist in Deutschland, Benelux, Schweiz und Italien tätig und beschäftigt insgesamt rund 6000 Mitarbeiter. 3600 Fahrzeuge sind im Einsatz. Das Konzept basiert darauf, dass alle Sendungen durch ein computergestütztes Optimierungsverfahren relationsbezogen auf definierten Linien gebündelt werden. eh

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