Die Blockabfertigung abfertigen

Trotz anhaltender Lkw-Blockabfertigungen durch das österreichische Bundesland Tirol bleibt die Bundesregierung optimistisch, dass sich Deutschland, Italien und Österreich auf alternative Maßnahmen für die Brennerachse einigen werden. Die Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums, Simone Buser, betonte gegenüber der VerkehrsRundschau, man vertraue der federführenden EU-Kommission. Auf dem nächsten ursprünglich im Mai in Innsbruck geplanten und nun auf den 12. Juni in Bozen verschobenen Brenner-Gipfel würden die Ergebnisse der im Februar eingesetzten Arbeitsgruppe diskutiert. Für die Bundesregierung sei klar, dass die Blockabfertigungen gegen den EU-Grundsatz des freien Warenverkehrs verstießen und deshalb inakzeptabel seien. Diese Position teilen auch der Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) und der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT). Mit dieser Haltung stand Deutschland ziemlich allein - bisher. Inzwischen hat sich der Wind gedreht, denn auch in Tirol und Italien regt sich immer deutlicher die Kritik an den Blockabfertigungen. In der vergangenen Woche war der Güterverkehr auf der Inntalautobahn am Grenzübergang Kufstein sowohl am Dienstag als auch am Donnerstag beeinträchtigt. Am Dienstag, dem ersten Arbeitstag nach Ostern, war die Blockabfertigung aber bereits nach drei Stunden um 8.15 Uhr wegen geringen Verkehrsaufkommens aufgehoben worden. Das hinderte die Behörden aber nicht daran, zwei Tage später eine weitere Blockabfertigung anzuordnen. Tirol sieht 22 Blockabfertigungen vor Die Ankündigung Tirols, in diesem Jahr stünden noch mindestens 22 Blockabfertigungen bevor, hat wohl den Protest nach früherer Zurückhaltung beflügelt. Jedenfalls lehnte es Österreichs Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Bodenseer ab, die Versäumnisse der Nachbarländer ausbaden zu müssen. Er forderte, die Blockabfertigungen zu reduzieren und schlug vor, den starken Frühverkehr vorzuverlegen und das Nachtfahrverbot aufzuheben. Denkbar wären auch eine probeweise Einführung von drei Fahrspuren im Unterland sowie Geschwindigkeitsbeschränkungen abhängig vom Verkehrsaufkommen. Der Obmann der Südtiroler Volkspartei, Herbert Dorfmann, beklagte am vergangenen Donnerstag einen 25 Kilometer langen Rückstau nach Auflösung der Blockabfertigung. Es könne nicht sein, dass alle aufgestauten Lkw gleichzeitig losführen. Kritik an den Blockabfertigungen ist auch vom italienischen Güterkraftverkehrsgewerbe zu hören. Auch der Handwerksverband forderte ein Einschreiten der EU gegen Österreich wegen "einseitiger Schritte", die den freien Warenverkehr beeinträchtigten. Die schwarz-grüne Tiroler Landesregierung hat inzwischen ein automatisches Dosiersystem in Aussicht gestellt. Landeshauptmann Günther Platter sprach von verschärften Maßnahmen, falls der Transit weiterwachse. Künftig könnten auch Euro-6-Lkw unter das sektorale Fahrverbot fallen, ergänzte dessen Koalitionspartnerin Ingrid Felipe. Platter hatte auf dem Brenner-Gipfel im Februar auf einem Zeitplan bestanden, der etwa eine Korridormaut von München bis Verona bis spätestens 2019 vorsieht. Dabei ging es auch um eine Lkw-Obergrenze. Grundsätzliches Einvernehmen bestand darüber, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Überfüllte Brennerachse Tiroler schlagen Alarm Allein im ersten Quartal dieses Jahres sind 68.350 Lkw mehr als im Vorjahr auf der Brennerachse gezählt worden.- 2017 fuhren 2,25 Millionen Lkw auf dieser Route - durchschnittlich 6170 Lkw pro Tag.- Seit Herbst 2017 führt Österreich an ausgewählten Tagen Blockabfertigungen durch, bei denen maximal 300 Lkw pro Stunde auf der Inntalautobahn in Richtung Brenner fahren dürfen.Seit Februar arbeiten Arbeitsgruppen an Konzepten für bessere Verteilung des Verkehrs. Die Ergebnisse stellen sie auf dem Brenner-Gipfel in Bozen am 12. Juni vor. stm

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