Wiesbaden. Deutschlands Exporteure haben beflügelt vom schwachen Euro im vergangenen Jahr alle Rekorde gebrochen. Waren im Gesamtwert von 1195,8 Milliarden Euro gingen ins Ausland - damit war „Made in Germany“ so gefragt wie nie. Die Bestmarke aus dem Vorjahr wurde nochmals um 6,4 Prozent übertroffen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte.
„Trotz eines schwierigen Jahres hat sich der deutsche Außenhandel einmal mehr als sehr robust erwiesen“, bilanzierte der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Der Branchenverband ist trotz aller Krisen rund um den Globus zuversichtlich, dass die Rekordjagd 2016 weitergehen wird. „Da anzunehmen ist, dass die Rohstoffpreise sowie der Eurokurs weiterhin niedrig bleiben, rechnen wir auch für dieses Jahr mit einer positiven Entwicklung im deutschen Außenhandel“, betonte BGA-Präsident Anton Börner. Der BGA erwartet ein Exportplus von 4,5 Prozent und einen Importzuwachs von 4 Prozent.
Schwacher Euro macht Exporte billiger
In den vergangenen Monaten half der schwache Euro, der Waren auf den Weltmärkten billiger macht, den Unternehmen ebenso wie die Erholung der Konjunktur in Europa. Die Nachfrage aus den EU-Partnerstaaten zog im vergangenen Jahr deutlich an - vor allem aus Ländern wie Großbritannien, die nicht der Eurozone angehören.
In die EU lieferten deutsche Unternehmen Waren im Gesamtwert von 693,9 Milliarden Euro und damit 7,0 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Das ist nach wie vor der Löwenanteil der gesamten deutschen Ausfuhren. Aber auch die Exporte in die lange kriselnde Eurozone zogen an: Dorthin gingen Waren für 435 Milliarden Euro (plus 5,9 Prozent). Im Handel mit EU-Ländern, die nicht der Eurozone angehören, gab es ein Ausfuhrplus von 8,9 Prozent auf 258,9 Milliarden Euro.
Die Einfuhren nach Deutschland lagen mit 948 Milliarden Euro um 4,2 Prozent über dem bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2014. Die Handelsbilanz, die Ausfuhren und Einfuhren gegenüberstellt, schloss mit einem Rekordsaldo von 247,8 Milliarden Euro.
Zum Jahresende schwächte sich das Wachstum allerdings ab. Im Dezember wurden im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 91,9 Milliarden Euro 3,2 Prozent mehr Waren ausgeführt und mit 73,1 Milliarden Euro 3,5 Prozent mehr Waren eingeführt. Kalender- und saisonbereinigt nahmen die Aus- und Einfuhren zum November 2015 um jeweils 1,6 Prozent ab.
Vor allem die Nachfrage von EU-Ländern außerhalb der Währungsunion habe nachgelassen, erklärten Ökonomen der BayernLB. Dabei könnten die verstärkten Grenzkontrollen wegen des Flüchtlingsstroms eine Rolle gespielt haben. (dpa)