Hamburg. Nach sieben Jahren Schifffahrtskrise erwarten die deutschen Reeder eine leichte Entspannung. Sie steuerten im laufenden Geschäftsjahr nach der Konsolidierung wieder auf einem „vorsichtigen Wachstumskurs“, teilte die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) am Donnerstag in Hamburg mit.
Diese Einschätzung lässt sich weniger an den erwarteten Erlösen ablesen, sondern eher an der Strategie der Firmen. PwC hat 98 Unternehmen zur wirtschaftlichen Entwicklung befragt.
So rechnen 2015 laut der Umfrage nur genauso viele Reeder wie im Vorjahr (55 Prozent) mit einem Umsatzplus. Von einer Stabilisierung des Trends sprach PwC-Berater Claus Brandt. Allerdings erwartet bei den Frachtraten - dem Preis für den Warentransport - nur noch ein Drittel der Befragten einen Anstieg. In den Vorjahren waren es nahezu die Hälfte oder sogar mehr der Befragten gewesen.
Die Konkurrenz schläft nicht
Der Rückgang spiegele den harten Konkurrenzkampf in der Linienreederei wider, erklärte Brandt. 65 Prozent der Befragten sind in der Containerschifffahrt unterwegs. Dagegen seien die Charterraten
- die Mieten für Schiffe - aktuell leicht gestiegen.
„Die deutschen Reedereien müssen ihre hohe Qualität sichern und gleichzeitig die Kosten drastisch senken, denn die Fracht- und Charterraten sind im Schnitt noch immer nicht auskömmlich“, sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR), Ralf Nagel, zu der Studie. „Die Unternehmen produzieren mit Erlösen wie vor 15 Jahren, aber zu Kosten von heute.“ Es werde im internationalen Wettbewerb immer schwieriger für die Reeder, ihre Marktposition vom Standort Deutschland aus zu verteidigen.
Die deutsche Handelsflotte war im vorigen Jahr weiter auf 3296 Schiffe geschrumpft (2013: 3477). Der Umfrage zufolge ist die Flotte der befragten Reeder - durchschnittlich 28 Schiffe - in diesem Jahr zu 91 Prozent ausgelastet (2014: 66 Prozent). Dies sei der beste Auslastungsgrad seit 2009. Laut Befragung wollen deutlich weniger Reeder Schiffe verschrotten: ein Zehntel statt zuvor ein Fünftel.
Auch der Kauf von Schiffen steht bei gut drei Vierteln wieder auf der Agenda (2014: 64 Prozent). Insgesamt investieren wollen zwei Drittel der Befragten, im Vorjahr hatte nicht einmal die Hälfte dies geplant.
Viele denken übers Ausflaggen nach
Zwar bleibt Deutschland Standort für die Reedereien, aber je ein Fünftel denkt zur Kostensenkung über Auslagerungen ins Ausland nach - bevorzugt nach Singapur oder Zypern - oder hat diese schon vorgenommen. Zu viel Bürokratie und weniger staatliche Unterstützung im internationalen Vergleich, monierten die Befragten. Der VDR mahnte erneut die gleiche Entlastung bei den Lohnnebenkosten für einheimische Seeleute an, wie sie etwa in Dänemark und den Niederlanden längst üblich seien. (dpa)