Wiesbaden/Frankfurt. Zuerst hat das Land Hessen zweckentfremdetes Geld zurückgefordert, jetzt gehen auch Sponsoren der privaten Elitehochschule EBS auf Distanz. Die Deutsche Post bestätigte am Dienstag, dass sie ihren Stiftungslehrstuhl an der European Business School in Wiesbaden vorerst nicht mehr finanziert.
„Wir haben die Zahlungen eingefroren", sagte Unternehmenssprecher Alexander Böhm am Dienstag der „Deutschen Presseagentur" und bestätigte Medienberichte. Die EBS müsse zuerst nachweisen, dass das Stiftungsgeld nicht zweckentfremdet worden sei. Der Konzern hat den Lehrstuhl für „Einkauf und Logistik" des inzwischen geschassten früheren EBS-Präsidenten Christopher Jahns gefördert. Gegen Jahns ermittelt die Staatsanwaltschaft seit dem Frühjahr wegen Untreue.
Jahns Nachfolger als EBS-Präsident, Rolf Cremer, erklärte am Dienstag, dass die Gelder der Deutschen Post „sachgerecht" verwendet worden seien. Das Unternehmen habe dafür alle notwendigen Informationen erhalten. Da für Jahns noch kein Nachfolger gefunden sei und die Arbeit am Lehrstuhl derzeit ruhe, entstehe der EBS durch das Einfrieren der noch ausstehenden Post-Tranche kein Schaden. Die Deutsche Post lässt sich die Finanzierung der 2007 eingerichteten Logistik-Professur nach Medienberichten jährlich 250.000 Euro kosten. Das Geld wird in vier Tranchen überwiesen.
Der seit Juni amtierende Cremer gab sich in einer Mitteilung zugleich zuversichtlich, dass er die EBS „wieder zum geachteten und beachteten Faktor im deutschen Bildungswesen" machen könne. Die Kapitalbasis der Hochschule bezeichnete er als stabil.
Dagegen hatte es in der „Wirtschaftswoche" geheißen, Cremer schließe nicht aus, dass die seit Monaten in der Kritik stehende EBS nicht mehr zu retten sei. Schließlich wisse er ja nicht, „welche Krabbeltiere es noch unter den Steinen gibt, die ich noch gar nicht gesehen habe", wurde Cremer von der Zeitschrift zitiert, die von finanziellen Schwierigkeiten der EBS berichtete.
Fast eine Million Euro musste die EBS in den vergangenen Monaten an das Land zurückzahlen. Die CDU/FDP-Regierung in Wiesbaden hatte den Aufbau der juristischen Fakultät an der EBS mit 2009 und 2010 mit 17 Millionen Euro bezuschusst. Externe Prüfer stellten jedoch fest, dass ein Teil des Geldes dafür gar nicht verwendet worden sei. Ex-Präsident Jahns wird vorgeworfen, mit der Vorlage von Rechnungen einer Beratungsfirma, an der er selbst beteiligt ist, Geld aus der EBS-Kasse kassiert zu haben. Jahns hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Die Landtags-Grünen forderten am Dienstag erneut die Landesregierung auf, vorerst keine weiteren Fördermittel mehr an die EBS zu überweisen. Während die Deutsche Post anscheinend erhebliche Zweifel am Geschäftsgebaren der Hochschule habe, sei Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) schon wieder zur Tagesordnung übergegangen und lasse die Gelder fließen, erklärte die Abgeordnete Sarah Sorge. Die Gerüchte um eine mögliche Insolvenz der EBS nähmen zu. (dpa)