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Deutsche Post DHL Top oder Flop? Der E-Post-Brief Die Deutsche Post DHL bringt mit dem E-Post-Brief das Briefgeheimnis ins Internet – so ihr Werbeversprechen. Was hinter dem neuen Service tatsächlich steckt, was er dem Unternehmen bringt und welche Risiken die Post dafür eingeht, lesen Sie hier. Jürgen Gerdes, Briefvorstand der Deutschen Post DHL, bezeichnet sich im Vieraugengespräch gerne als „angstfreien“ Manager. Trotzdem klang seine Stimme erstaunlich belegt, als er letzten Mittwoch vor der Presse erstmals offiziell den „E-Post-Brief“ präsentierte. Der Druck, der auf dem 46-Jährigen und seinem Team lastet, vor allem aber auf der Deutschen Post selbst, ist in der Tat gigantisch. Selbst wenn sich das Topmanagement, allen voran Post-Chef Frank Appel, kämpferisch gab. „Wir machen sichere Schriftkommunikation im Internet für jedermann möglich – das ist eine Re-volution“, kündigt er mit markigen Worten an. „Das ist eine Revolution“ Und Post-Kommunikationschef Christof Ehrhart bläst ins selbe Horn, wenn er den E-Post-Brief gar mit Revolutionen wie dem PC vergleicht. Auch der PC sei, führt er aus, zu seiner Zeit in der Bedeutung für die Menschen und Märkte unterschätzt worden und zähle heute unbestritten zu den Big-Deals der Neuzeit, mit denen Unternehmen milliardenschwere Umsätze einfahren. Fast klingt es, als wolle die Post selbst etwaige Zweifel oder kritische Stimmen zu ihrem neuen Produkt bereits im Vorfeld im Keim ersticken. Doch ist das neue Produkt der Deutschen Post wirklich revolutionär? Was leistet es? Wird es sich im Markt durchsetzen? Vor allem aber: Gelingt es dem Bonner Konzern mit dem E-Post-Brief, seine bisherigen Erlöse aus dem Briefgeschäft, die derzeit 50 Prozent seines Gesamtgewinns ausmachen, ins Internet-Zeitalter zu retten? Die Idee ist in der Tat bestechend – Stichwort rechtsverbindlicher E-Mail-Verkehr. So können nach Angaben des Unternehmens ab sofort Privatpersonen, Unternehmen und Verwaltungen dank E-Post-Brief im Internet miteinander kommunizieren (siehe Kasten rechts unten). Der E-Post-Brief sei damit „genauso verbindlich, vertraulich und verlässlich wieder der Brief – dabei aber genauso schnell wie eine E-Mail“, verspricht die Post. Kurz: „Wir bringen das Briefgeheimnis ins Internet“, formuliert es Brief-Vorstand Gerdes vollmundig. Genau diese Versprechen zweifelt aber Elmar Müller an (siehe Interview rechts). Müller ist Vorstand des Deutschen Verbandes für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation (DVPT) in Offenbach und vertritt damit die Unternehmen, die in den nächsten Monaten von dem Bonner Konzern als Kunden umgarnt werden – die Postnutzer. Müller wörtlich: „Die Deutsche Post prescht hier vor, obwohl das DE-Mail-Gesetz (vormals Bürgerportalgesetz) vom deutschen Gesetzgeber noch nicht verabschiedet wurde“, moniert der DVPT-Vorstand. Sprich: Die Post bewegt sich mit ihrem Versprechen rechtssicherer E-Mail-Verkehr „auf rechtlich unsicherem Terrain“, sagt er. Wirklich „rechtssicher“ sei der Versand und Empfang von kritischen Unterlagen wie Behördenpost per E-Post-Brief nämlich erst, führt Müller aus, nach Inkrafttreten des DE-Mail-Gesetzes. Und dies sei erst Ende 2010 der Fall. Erst dann, so der Vorstand, seien Fragen zur Rechtsverbindlichkeit sowie die Rechte und Pflichten der Beteiligten geklärt. Ist das neue Produkt der Deutschen Post also ein Schnellschuss, für den sie viel wagt, aber wenig gewinnen wird? Wohl kaum. Selbst Mitbewerber des Bonner Konzerns wie Andreas Wild, Geschäftsführer von DPD Systemlogistik, räumen ein: „In dem neuen Produkt steckt sehr viel Potenzial.“ Beide Seiten, sowohl Versender als auch Nutzer, könnten laut Wild durch den E-Post-Brief große Vorteile haben, wenn die Post entsprechende Zusatzservices dahinterlege, etwa im Bereich Rechnungsversand und elektronische Buchung sowie Bankeinzug, um nur einige Beispiele zu nennen. Es sei also „der richtige Schritt in die richtige Richtung“, lobt Wild, wenngleich das Produkt „noch am Anfang der Möglichkeiten“ stehe. Auch der Startzeitpunkt sei „strategisch richtig“ gewesen, betont der Branchenexperte. Die Post habe keine andere Wahl gehabt. Denn seit Monaten liefern sich Anbieter, allen voran die IT-Größen Telekom und United Internet, mit dem Bonner Konzern Kämpfe. Jeder will von dem Markt profitieren, der allein in Deutschland nach Expertenschätzungen ein tägliches Volumen von 1,2 Milliarden E-Mails umfassen soll. Zum Vergleich: Die Post verschickt täglich 70 Millionen Briefe. „55 Cent sind nicht gerechtfertigt“ Umso mehr überraschte die Ankündigung von Brief-Vorstand Jürgen Gerdes, als er endlich das Geheimnis um den Preis des E-Post-Briefs lüftete. Kurz bevor er auf diesen zu sprechen kam, holte Gerdes erst einmal aus. Ganz Vertriebsmann traditioneller Schule verwies er zunächst auf die Leistungen seiner Mitarbeiter, die täglich 70 Millionen Briefe mit 95 Prozent Zustellsicherheit befördern –zur Zufriedenheit von 93 Prozent aller Kunden. Dann erst ließ er die Katze aus dem Sack: „55 Cent – so viel wie der herkömmliche Brief soll der E-Post-Brief kosten“, kündigte Gerdes an. Egal, ob der Brief elektronisch an ein anderes E-Postbrief-Konto zugestellt oder von der Post ausgedruckt und per Briefträger zugestellt wird. „55 Cent sind keineswegs gerechtfertigt“, kritisiert Müller. Dieser Preis sei definitiv zu hoch gegriffen. Das zeige auch eine DVPT-Befragung unter Postnutzern. Diese habe klar gezeigt: „20 Cent“ seien über 50 Prozent der befragten Postnutzer bereit, zu zahlen für die Erstellung und den Versand elektronischer Briefe, so Müller. Und eine Befragung der Versicherung HUK24 unter E-Mail-Nutzern zeigte gar, dass jeder zweite für eine vertrauliche und eindeutig identifizierbare E-Mail nur rund ein Viertel dessen zahlen würde, was die Deutsche Post heute verlangt. Also 14 Cent statt 55 Cent für einen Standardbrief! Fazit: Die Deutsche Post bewegt sich, um DVPT-Vorstand Müller zu zitieren, mit dem E-Post-Brief in der Tat auf „unsicherem Terrain“. Zumal sie damit ins klassische Kerngeschäft großer Kommunikationsanbieter wie Google, Telekom & Co. dringt. Ob sie damit Erfolg hat, wird von der künftigen Preispolitik abhängen. Ob sie dafür aber die Karte „Universaldienst“ – sprich Umsatzsteuerbefreiung– ausspielen darf, auch das ist noch nicht entschieden. ❙❚■ Eva Hassa E-Post-Brief: Rettet er der Deutschen Post DHL die Brieferlöse? Deutsche Post DHL „Auf rechtlich unsicherem Terrain“ Warum Elmar Müller, Vorstand des Verbandes DVPT, nicht weiß, ob er seinen Mitgliedsbetrieben zum E-Post-Brief raten soll. 55 Cent kostet der neue E-Post-Brief der Deutschen Post. Ist das nicht zu teuer? Elmar Müller: Über diesen Preis haben alle gestaunt! 55 Cent sind keineswegs gerechtfertigt – lediglich bei der Hybridpost. Aus Sicht der Postbenutzer müsste der Preis für den Versand und Zustellung bei 20 Cent liegen. Das fordern über 50 Prozent unserer Mitglieder. Die Post wird deutlich nachgeben müssen – spätestens wenn die DE-Mail kommt. Werden Sie dennoch Ihren Mitgliedern zum Einsatz des E-Post-Briefs raten? Das Produkt ist gut, aber die Post ist hier vorgeprescht. Noch ist das DE-Mail-Gesetz nicht verabschiedet, das die rechtlichen Rahmenbedingungen für den rechtsverbindlichen E-Mail-Verkehr regeln soll. Und das kommt wohl erst Ende 2010. Wirbt aber die Post nicht genau mit dem Argument, E-Mails jetzt „rechtssicher“ versenden zu können? Es ist in der Tat nur ein Versprechen. Es ist bislang nicht gesetzliche Wirklichkeit. Die Post bewegt sich hier auf unsicherem Terrain. So sind auch die Fragen des Vorsteuerabzugs bei der Mehrwertsteuer noch nicht geklärt. Gleichwohl ist nachzuvollziehen, dass das Unternehmen jetzt gestartet ist. Denn der Wettbewerb ist da. Neben dem Konsortium rund um die Telekom steigt auch United Internet in diesen Markt ein. Und die Produkte zwischen den Anbietern unterscheiden sich nur über den Preis. Braucht es künftig überhaupt noch Mittler wie die Deutsche Post, die den rechtsverbindlichen Versand von E-Mails koordinieren, wenn es das DE-Mail-Gesetz gibt? Im Grunde genommen nicht. In Zukunft kann jedes Unternehmen, das bestimmte Zertifizierungen vorweisen kann, elektronische Dokumente rechtssicher verschicken. Egal, ob das Versicherungs-, Banken oder sonstige Unternehmen sind. Allerdings: Eine solche Zertifizierung ist sehr aufwändig zu erlangen. eh Interview Elmar Müller E-Post-Brief: Die wichtigsten Fragen und Antworten Wie funktioniert der E-Post-Brief? Wer bei der Deutschen Post DHL ein elektronisches Postfach eröffnen will, kann sich unter der Adresse www.e-post.de mit voller Anschrift und Handynummer registrieren lassen. Elektronische Briefe versenden oder empfangen kann ein Nutzer aber erst, wenn er sich über das Post-Identverfahren hat registrieren lassen. Das heißt, er muss zur nächsten Postfiliale und dort seinen Personalausweis vorlegen. Erst wenn seine Identität bestätigt ist, was nach Postangaben „wenige Tage“ dauert, verschickt die Post eine TAN via SMS aufs Handy. Hat der Nutzer diese TAN bestätigt, kann er E-Post-Briefe versenden oder empfangen. Wie viel kostet der E-Post-Brief? Für den Endverbraucher: 55 Cent – genauso viel wie der traditionelle Standard-Papierbrief auch. Egal, ob der E-Post-Brief dem Empfänger elektronisch übermittelt wird oder per Briefträger persönlich zugestellt wird. Für Zusatzservices wie physische Zustellung per Einschreiben müssen Privatverbraucher extra zahlen. Unternehmen und Verwaltungen erhalten hingegen deutliche Rabatte. Bis zu 60 Prozent der Kosten für die Postbearbeitung können sie nach Angaben der Deutschen Post durch den E-Post-Brief einsparen. Wer bietet einen ähnlichen Service? Bislang sind offiziell zwei Kontrahenten im Bereich rechtsverbindlicher E-Mail-Verkehr bekannt: United Internet (web.de, GMX) und die Telekom wollen beide mit eigenen Produkten antreten. United Internet startete die Offensive bereits am 5. Juli 2010 und bringt den E-Brief für 54 Cent auf den Markt. Die Telekom startet mit ihrer „DE-Mail“ nach bisherigen Informationen zum 1. Januar 2011 und soll deutlich günstiger sein. Insider vermuten einen Preis von 20 Cent. eh Daten + Fakten

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