Hamburg (dpa) - Die deutsche Handelsflotte ist in den vergangenen Jahren um rund ein Viertel geschrumpft, das sind fast 1000 Schiffe. „Damit verlieren wir auch Arbeitsplätze an Bord und an Land“, sagte Alfred Hartmann, der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), am Mittwoch in Hamburg. Gegenwärtig kontrollieren deutsche Reedereien nur noch knapp 2900 Schiffe; 2012 waren es fast 3800. Hartmann sprach beim traditionellen Reederessen des Verbandes nach der Mitgliederversammlung. Die Festrede vor rund 350 Gästen hielt der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD).
In diesem Jahr seien entscheidende politische Maßnahmen getroffen worden, um die deutsche Flagge zu stärken, sagte Hartmann. Um Deutschland dauerhaft als Schifffahrtsstandort im Spitzenfeld zu halten, seien zusätzliche Anstrengungen und eine umfassende maritime Strategie erforderlich. „Die Digitalisierung bietet mehr Chancen, als wir heute möglicherweise erkennen können“, sagte Hartmann. Zwar gebe es seit Jahrzehnten innovative Technik auf Seeschiffen wie elektronische Seekarten und Satelliten-Kommunikation. „Aber die massenhafte Sammlung und Vernetzung von Daten birgt noch ganz andere Potenziale.“
Die Digitalisierung der Schifffahrt wird auch das Leitthema der 10. Nationalen Maritimen Konferenz im April in Hamburg. „Sie wird die Prozesse und Geschäftsmodelle von Reedereien und Logistikdienstleistern verändern“, erklärte der VDR-Präsident. Die deutschen Reedereien hätten sich schon seit langem effizient aufgestellt. Die Branche habe kein Kosten-, sondern ein Einnahmeproblem und sei am meisten durch die Überkapazitäten im Markt belastet.
Schwierige Zeiten für die Containerschifffahrt
Gegenwärtig geht eine Konsolidierungswelle durch die Schifffahrt. Zuletzt gab der dänische Marktführer Maersk bekannt, dass er die Reederei Hamburg Süd kaufen will. „Unsere Unternehmen werden noch internationaler, weil sich die Eigentümerstruktur verändert“, sagte Hartmann. Dadurch verschärfe sich auch der Standortwettbewerb. Neue Kapitalgeber aus Europa, den USA und China vergleichen die Standorte weltweit. Auch Singapur, Hongkong, Zypern oder London seien für Reedereien attraktiv und rührten kräftig die Werbetrommel. „Wir haben viel zu bieten, aber das müssen wir auch herausstellen“, sagte Hartmann.