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Deutsche Bahn: Krise im Güterverkehr hält an

27.03.2025 15:22 Uhr | Lesezeit: 4 min
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Die DB Cargo beförderte 2024 rund 180 Millionen Tonnen Güter, das sind neun Prozent weniger als im Vorjahr
© Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

Die Deutsche Bahn befinde sich „in der größten Krise seit der Bahnreform“, sagte DB-Chef Richard Lutz bei der Bilanzpressekonferenz. Auch bei der Güterverkehrssparte hält die Krise weiter an.

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Ein unzuverlässiger Zugverkehr, ein mariodes Schienennetz marode und die Bilanz tief in den roten Zahlen – die Bilanzpressekonferenz der Deutschen Bahn zeigte am Donnerstag, 27. März, dass die erhoffte Trendwende beim bundeseigenen Konzern nicht in Sicht ist. Geht es nach Plänen der voraussichtlich nächsten Bundesregierung, könnte das für Bahnchef Richard Lutz Konsequenzen haben. Denn Unterhändler von CDU, CSU und SPD sollen in den Koalitionsverhandlungen gefordert haben, den 60-Jährigen abzusetzen. Lutz ist seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn. 

Ein zentrales Problem der Bahn ist die marode Infrastruktur. Hinzu kommt die zu teils zu hohe Auslastung des Netzes. Eine umfassendes Sanierungsprogramm mit dem Namen „S3“ soll daher die Kehrtwende bringen. Statt mehr Verkehrswachstum steht dabei die Stabilisierung des gesamten Bahnsystems im Mittelpunkt. Die drei zentralen Ziele sind die Verbesserung des Betriebs, die Sanierung der Infrastruktur und solide Finanzen. Schon in diesem Jahr will der Konzern zumindest operativ wieder schwarze Zahlen schreiben. Im vergangenen Jahr stand an dieser Stelle noch ein großes, um Inflationseffekte bereinigtes Minus in Höhe von 333 Millionen Euro.

Unter dem Strich machte der Konzern gar einen Verlust von 1,8 Milliarden Euro. Die gut laufende Logistiktochter DB Schenker bessert die Bilanz aufgrund ihres Verkaufs an den dänischen Wettbewerber DSV nicht mehr auf.

DB Cargo befördert weniger Güter

Besonders schlecht laufen bei der Bahn die beiden Sparten Güter- und Fernverkehr. Das bereinigte Ebit bei DB Cargo belief sich im vergangenen Jahr auf ein Minus von mehr als 350 Millionen Euro. Schon Ende kommenden Jahres muss die seit Jahren kriselnde Güterverkehrs-Tochter schwarze Zahlen schreiben. So will es die EU-Kommission. 

Belastend hätten sich im vergangenen Jahr „konjunkturbedingte Nachfragerückgänge aus energieintensiv produzierenden Branchen wie der Automobil- und Stahlindustrie sowie bei intermodalen Verkehren“ ausgewirkt, erklärte die DB. Die DB Cargo beförderte 2024 rund 180 Millionen Tonnen Güter. Das sind neun Prozent weniger als im Vorjahr. Die Verkehrsleistung sank um 7,9 Prozent auf rund 68,5 Millionen Tonnenkilometer. Der Umsatz bei der DB Cargo fiel 2024 um 3,2 Prozent niedriger aus als im Vorjahr.

Umfangreiches Sanierungsprogramm

Sparen will der Konzern nun auch am Personal, insbesondere in der Verwaltung. Bis 2027 sollen rund 10.000 Menschen weniger für den Konzern arbeiten als noch 2024. Neben einem umfassenden Stellenabbau beinhaltet das Sanierungskonzept vor allem die Modernisierung des Kernnetzes. Dafür sollen bis Anfang der 2030er Jahre mehr als 40 wichtige Streckenabschnitte generalsaniert werden. Den Anfang machte 2024 die sogenannte Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt. Von August an steht die um ein Vielfaches längere Strecke zwischen Hamburg und Berlin an. 

Doch die Modernisierung des Netzes kostet Geld. Allein die Sanierung der Riedbahn beläuft sich auf rund 1,5 Milliarden Euro – 15 Prozent mehr als nach dem Ende der Bauarbeiten veranschlagt waren. Für Hamburg-Berlin sind 2,2 Milliarden Euro vorgesehen. In der Diskussion um den rund 500 Milliarden Euro schweren Infrastrukturfonds der Bundesregierung schlug die Bahn deshalb erste Pflöcke ein. Bis zu 150 Milliarden Euro brauche der Konzern aus dem Schuldentopf, betonten Lutz und Finanzvorstand Levin Holle. Zusätzlich geht die Bahn davon aus, dass bis 2034 weitere 142 Milliarden Euro über den regulären Haushalt fließen.

Diskussion um eine Aufspaltung des Konzerns

Wie die neue Regierung zu alldem steht, war lange unsicher. CDU und CSU hatten im Wahlkampf immer wieder gefordert, Schienennetz und Bahnbetrieb voneinander zu trennen. Inzwischen ist ein radikaler Kurswechsel unter Schwarz-Rot unwahrscheinlich. Die SPD lehnt eine Aufspaltung des Konzerns grundsätzlich ab. Die Unterhändler der drei Parteien schlagen stattdessen vor, die Infrastruktursparte InfraGo innerhalb des „integrierten Konzerns“ weiter vom Konzern zu entflechten, wie aus einem Papier der Arbeitsgruppe Verkehr und Infrastruktur, Bauen und Wohnen hervorgeht. 

Lutz kommentierte die Pläne nicht, betonte aber erneut die Bedeutung eines integrierten Konzerns. „Debatten über die Trennung von Netz und Betrieb können wir uns nicht leisten“, sagte er. 

Denkbar ist indes, dass Vorstandschef Lutz und andere Mitglieder aus Vorstand und Aufsichtsrat unter einer neuen Bundesregierung gehen müssen. Sowohl beim Bahn-Konzern als auch bei der InfraGo solle eine „Neuaufstellung von Aufsichtsrat und Vorstand“ angestrebt werden, heißt es in dem Papier.

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