Der weite Weg zum Korridor

Die transeuropäischen Verkehrskorridore (TEN-T) sollen dazu beitragen, dass in der EU ein einheitlicher Verkehrsmarkt entsteht. Von 2014 bis 2020 stehen dafür in der Finanzplanung der Union mehr als 26 Milliarden Euro bereit, hinzu kommen Mittel aus dem Fonds für strategische Investitionen. Insgesamt beziffert die Kommission den Investitionsbedarf auf 700 Milliarden Euro bis 2030. Im Januar hat die EU-Kommission für jeden der neun Korridore eine Studie zum Realisierungsstand vorgelegt. Im Frühjahr sollen die hochrangigen Expertengruppen, die jeweils einem Korridor zugeordnet sind, dann konkrete Arbeitspläne mit Projekten vorlegen. Welche Schwierigkeiten bei der durchgehenden Realisierung der Verkehrskorridore zu bewältigen sind, zeigt exemplarisch der längste Korridor, die Skandinavien-Mittelmeer-Verbindung (SMK). Sie verbindet die finnische Hauptstadt Helsinki mit Valletta auf Malta: 9337 Kilometer Schiene, 6372 Kilometer Straße, 19 Flughäfen, 25 Seehäfen und 44 Umschlagterminals Schiene-Straße. Hohe Standards definiert Wie die anderen TEN-T-Korridore soll der SMK bis 2030 bestimmte Standards erfüllen. Dazu gehören beispielsweise auf der Schiene eine vollständige Elektrifizierung, eine Mindestgeschwindigkeit von 100 km/h und das Schienenmanagementsystem ERMS. Güterzüge bis zu 740 Meter Länge müssen an allen Umschlagplätzen abgefertigt werden können. Die Straßen müssen dem Autobahn- oder Schnellstraßenstandard entsprechen, über intelligente Transport- oder Mautsysteme und genügend Tankstellen für emissionsarme Treibstoffe verfügen. Außerdem sind sichere Parkplätze mindestens alle 100 Kilometer vorgesehen. Damit der SMK diesen Anforderungen auf der gesamten Länge genügt, müssen noch mehr als 400 Einzelprojekte umgesetzt und 145 Milliarden Euro investiert werden. Ein Ziel der Studien ist es, potenzielle Engpässe in der Infrastruktur zu identifizieren. In Deutschland hat die Kommission Probleme vor allem auf der Schiene ausgemacht und hier insbesondere auf den Strecken Bremen-Hamburg-Hannover, Würzburg-Nürnberg und im Raum München. Auf der Straße gibt es potenzielle Engpässe ebenfalls in den Ballungsräumen von Hamburg, Hannover und München sowie auf dem Streckenabschnitt Würzburg-Nürnberg. Probleme sieht man in Brüssel auch beim Straßen-Zulauf zum künftigen Brenner-Basis-Tunnel und der geplanten Fehmarn-Belt-Querung. Ein neuralgischer Punkt im deutschen Verkehrssystem ist Hannover, wo sich der SMK mit zwei weiteren TEN-Korridoren trifft: der Nordsee-Baltikum-Verbindung (Rotterdam/Antwerpen-Tallin) und dem Orient-Mittelmeer-Korridor (Bremen/Hamburg-Athen). Neben den Kapazitätsengpässen befürchten die Experten Verzögerungen bei der technischen Verbesserung. Unterschiedliche Standards würden die Interoperabilität einschränken und den Verkehrsfluss behindern. Um die anvisierten Standards zu erreichen, müssten die Anrainerstaaten daher mehr Geld für den Ausbau zur Verfügung stellen sowie die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen.

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