Der Logistikweltmeister wird digital

Unser Ziel ist es, nicht nur Logistik-, sondern auch digitaler Logistikweltmeister zu sein", sagte die parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Dorothee Bär, vor den 150 Teilnehmern der "IT-Anwendertage" der VerkehrsRundschau vom 11. bis 12. November in Berlin (siehe Kasten).Dazu sei es wichtig, die vorhandene Verkehrsinfrastruktur mithilfe von IT besser auszulasten. Für dieses Ziel habe das Ministerium eine Mobilitätsdatenbank eingerichtet, die alle vorhandenen Verkehrsinformationen und -daten zur Verfügung stelle. Mit dieser Datenbasis sollen bislang ungenutzte Potenziale erschlossen werden. Dabei helfen, Logistik besser zu machen, sollen auch die ersten Dienste des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo. "Die sind bis Ende 2016 verfügbar", kündigte die CSU-Bundestagsabgeordnete an.Zudem habe ihr Haus einen Modernitätsfonds aufgelegt, mit dem ab 2016 Maßnahmen zur Digitalisierung gefördert werden sollen. In die Verlängerung geht der Projektplan Straßenverkehrstelematik 2015. Mit ihm will ihr Ministerium die EU-Vorgaben zur Einführung von intelligenten Verkehrssystemen bis 2020 umsetzen. Der Projektplan enthielt rund 140 telematische Maßnahmen und hat den Ländern jährlich 50 Millionen Euro zur Umsetzung bereitgestellt. "Wir haben damit sehr positive Erfahrungen gemacht und deswegen wird er über 2015 fortgeschrieben", sagte Bär. Digitalisierung führt zu einem Mehr an IT-Systemen und Daten in Speditionen und Transportunternehmen. Laut Professor Heinz-Leo Dudek von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg könnten allein im Lkw künftig bis zu fünf Telematiksysteme im Einsatz sein.Telematik 5.0Für die Telemetriedaten das System des Lkw-Herstellers, für logistische Aufgaben ein Nachrüstsystem sowie für den Trailer eine eigene Box. Und dann wäre da noch der digitale Tachograf mit ersten telematischen Funktionen und die Onboard-Unit zur Mauterfassung. "Dann sprechen wir von Telematik 5.0", so der Wissenschaftler auf den IT-Anwendertagen. Bei Mischflotten würde sich das Thema bei Truck und Trailer vervielfachen.Eine Möglichkeit, dieser Datenmenge Herr zu werden, sind Integrationsportale. Sie sammeln die Daten aus den verschiedenen Telematiksystemen und ermöglichen einen Zugang zu allen Informationen. Anders als bei den Telematiksystemen, ist die Anzahl der Anbieter von Integrationsportalen noch überschaubar. "Leistungsplatzhirsche sind die Lösungen von Gatehouse und Kasasi", so Dudek, der die Portale für die VerkehrsRundschau exklusiv in einer Studie untersucht hat. Daten sammelt auch der digitale Tachograf - zu den Lenk- und Ruhezeiten. Die können, so Tacho-Experte Professor Alexander Németh, in Zukunft auch aus der Ferne kontrolliert werden. "Die EU entwickelt den Digitacho zum intelligenten Fahrtenscheiber weiter", sagte der Präsident des Club of International Partners. Dann übernimmt er Schichtanfang und -ende automatisch aus dem im Gerät verbauten GPS-Chip. Zudem können die Behörden die letzten drei im Tacho gespeicherten Tage in der Vorbeifahrt kontrollieren. "Die Vorbeifahrt reicht für ein Bußgeld nicht aus. Dazu müssen das Fahrzeug anschließend noch herausgewunken und die Tachodaten direkt ausgelesen werden", erklärte Németh. Mit dem Nachteil, dass die Kontrollbeamten dann mehr als nur die drei Tage auswerten können.Gefahrenquelle SmartphoneEine Möglichkeit, mit großen Datenmengen und verschiedenen IT-Systemen umzugehen, ist deren Auslagerung in die Cloud, also ins Internet. Verglichen mit anderen Branchen hat die "Logistikbranche hier noch Potenzial", sagte Immo Regener, Senior Consultant bei Pricewaterhouse-Coopers. Dabei hat Regener einen Wandel beobachtet: Unternehmen nutzen Cloud-Lösungen nicht mehr nur für Unterstützungsprozesse, sondern auch für wertschöpfende Anwendungen. Gute Beispiele für Cloud-Szenarien im Transportgewerbe seien das Auffangen von Lastspitzen bei der Auftragsannahme in der Hochsaison, die Sendungsverfolgung oder die Integration von Daten aus den IT-Systemen von Verladern und Empfängern.Nicht selten wird auf die Daten in der Spedition von einem Tablet-PC oder Smartphone zugegriffen. Das reicht von E-Mails bis hin zu Apps für die Telematik oder Speditionssoftware. Dabei geht die Gefahr für die Firmen-IT nicht unbedingt von diesen Apps aus, sondern von anderen, ebenfalls auf dem mobilen Endgerät installierten Programmen. "Unsere Tests haben ergeben, dass 60 Prozent der 2000 beliebtesten Apps für IOS und Android Sicherheitslücken aufweisen", warnte Jens Heider, Leiter Testlab Mobile Security, beim Fraunhofer-Institut für sichere Informationstechnologie (SIT). Aber Heider hatte auch gute Nachrichten: Viren seien kaum ein Problem, "solange die Apps ausschließlich aus den offiziellen App-Stores von Google oder Apple heruntergeladen werden". Ansonsten lasse sich mit drei Maßnahmen ein guter Schutz herstellen: kontrollieren, welche Apps auf dem Gerät installiert sind, geschäftliche von privaten Daten über sogenannte Container-Systeme trennen sowie mit einem Enterprise Mobility Management-System (EMM) arbeiten.Aus der Perspektive des Arbeitsrechts und des Datenschutzes riet Rechtsanwalt Tilo Schindele von der Kanzlei Brennecke und Partner: "Betriebliches und privates Mobiltelefon sind strikt zu trennen".Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Telematik www.verkehrsrundschau.de/dossiersFachkonferenz mit Messe150 Teilnehmer kamen zu IT-AnwendertagenErstmals veranstaltete die VerkehrsRundschau vom 11. bis 12. November mit den "IT-Anwendertagen" in Berlin eine zweitägige Fachkonferenz mit begleitender Messe zu wichtigen IT-Themen für Spediteure. Die 150 Teilnehmer informierten sich über Telematik, Speditionssoftware, digitaler Tachograf, IT-Sicherheit und Cloud Computing. Die Fachkonferenz teilte sich in eine Keynote, fünf Expertenvorträge, 18 Workshops und eine Fachmesse mit 25 Ausstellern.In den Workshops referierten Spediteure und Transportunternehmer gemeinsam mit ihrem IT-Dienstleister über erfolgreich umgesetzte Praxisprojekte. Aus der Praxis berichteten: AR Recycling, Cofely, EKB Container Logistik, Feldmann Spedition, Frigo-Rent Services, H. Freund, Hellmann Worldwide Logistics, In Time Express Logistik, Kemena, Kube & Kubenz, Mega Tierernährung, Pfenning Logistics, Prüstel Spedition, Rhenus High Tech Service, Schnellecke Transport, Spedition Alfred Hanitzsch, Sünkler Spedition + Transportlogistik und Transmed Transport.Auf der begleitenden Fachmesse zeigten namhafte IT-Anbieter ihre Produkte für Speditionen und Transportunternehmen. Dazu zählten: Active Logistics, Aral, BNS, Cargo Support, Couplink, CSD Transport Software, Dreyer + Timm, EH Systemhaus, Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI, Gatehouse, GPSoverIP, Idem Telematics, Kienzle Automotive, Krone, LIS, Lost-n-Found, Openmatics, PTV, Spedion, TomTom Telematics, Transdata, Transics, Trimble, Weber Data Service und YellowFox.svVorträge von ausgewiesenen ExpertenHeinz-Leo Dudek, Duale Hochschule Baden-WürttembergAlexander Németh, Club of International PartnersImmo Regener, Pricewaterhouse-CoopersJens Heider, Fraunhofer-SITTilo Schindele, Brennecke und Partner RechtsanwälteDie Referenten informierten über Integrationsportale für Telematik, den digitalen Tachografen, Cloud Computing, Smartphone-Sicherheit und rechtliche Grundlagen zur Einführung von Telematik. sv

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