Bündnis 90/Die Grünen: Der Lang-LKW endet im Graben

Es gibt viele durchaus sinnvolle Argumente, die Gegner des Lang-LKW ins Feld führen. Dazu gehört die Angst, dass andere Verkehrsteilnehmer bei Überholvorgängen gefährdet sein könnten. Eine nachvollziehbare Sorge, die im Feldversuch überprüft werden muss. Die Argumentation, die der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stephan Kühn, im Interview mit der VerkehrsRundschau (siehe Seite 18) gegen das Fahrzeugkonzept vorbringt, wird manchen Logistiker allerdings auf die Palme bringen. Der Lang-LKW soll deshalb nicht sein, weil die Grünen den Verkehrsträger Schiene im Vergleich zur Straße politisch benachteiligt sehen. Wo der Straßengüterverkehr zu billig und die Schiene nicht genügend gefördert wird, soll auch ein effizientes Nutzfahrzeugkonzept keine Chance haben - so die verkürzte Argumentation des Verkehrspolitikers, der gar nicht in Abrede stellt, dass der Lang-LKW für ausgewählte Verkehre durchaus Sinn machen könnte. Ob mit dieser Blockadehaltung der Schiene geholfen ist, darf bezweifelt werden. Der Lang-LKW endet damit im Graben, der sich aus einer grundsätzlichen parteipolitischen Opposition ergibt. Vernünftige Argumente, die für das System sprechen, spielen dabei keine Rolle mehr. Wie schnell der Lang-LKW Opfer parteipolitischen Schubladendenkens werden kann, zeigt beispielhaft die neue rot-rot-grüne thüringische Landesregierung, die das Ressort Infrastruktur (ehemals Bauen und Verkehr) unter die Führung der Linkspartei stellt. Im jetzt vorgestellten Koalitionsvertrag wird der Lang-LKW kaltgestellt: "Versuche mit Lang-LKW werden nicht weiter verfolgt", heißt es dort. Stattdessen wolle man auf den Ausbau des Schienengüterverkehrs setzen. Die neue Landesregierung startet mit der Verlagerungsansage ihren eigenen Feldversuch "Schiene". Man darf gespannt sein, wie er ausgeht.

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