"Der Kunde bezahlt, also bestimmt er"

Sie waren bei Kühne + Nagel, Panalpina, Toll Group und zuletzt bei Ceva. Seit einem Jahr sind Sie CEO von Imperial Logistics. Was reizt Sie gerade an diesem Unternehmen? Wenn Sie Menschen auf der Straße zu Imperial Logistics befragen, kennen uns die meisten nicht, obwohl wir 4,5 Milliarden Euro Jahresumsatz machen, 33.000 Mitarbeiter beschäftigen und ein gigantisches Portfolio haben. Imperial Logistics ist der schlafende Gigant. Das reizte mich. Klingt ambitioniert. Das ist ambitioniert! Wie gesagt, wir sind ein großes Unternehmen mit einem gigantischen Potenzial, was wir aber bislang nicht gehoben haben. Das lag auch an unserer bisherigen Business-Unit-Organisation mit jeweils Business-Unit-Verantwortlichen. Unsere Mitarbeiter haben sich in ihrer Business Unit um alles gekümmert, haben aber nie aktiv weiteres Potenzial gehoben - selbst bei unseren Bestandskunden nicht. Mit der Folge, dass wir in den letzten drei, vier Jahren nicht mehr gewachsen sind. Wie wollen Sie dieses Potenzial nun heben? In den vergangenen zehn Monaten haben wir unser Unternehmen auf Wachstum getrimmt. Dafür habe ich unsere gesamte Organisation auf den Kopf gestellt und komplett umgebaut. Sprich: Wir haben die Business Units aufgelöst und eine neue Commercial-Vertriebsstruktur geschaffen. Es gibt also keinen Business-Unit-Verantwortlichen mehr. Stattdessen verantworten jetzt zwei Mitarbeiter diesen Bereich: Ihre Aufgabe ist es, ausschließlich Produkte und Dienstleistungen zu definieren, die unsere Kunden wirklich wollen - das ist eine Art Mischung zwischen Kundenvertrieb und Produktentwicklung. Sie sollen da radikal durchgegriffen haben, hört man. Ja, ich greife radikal durch. Ich bin aus ganzem Herzen Vertriebsmensch. Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen; und Dienstleistung heißt, dass wir für jemanden etwas leisten. Der Kunde bezahlt, also bestimmt er. Kundenorientierung hat für mich daher absolute Top-Priorität. "Der Kunde first" - danach muss sich unsere Unternehmens-Organisation ausrichten. Unsere Aufgabe ist es, das zu produzieren, was unseren Kunden Wert bringt. Und dafür müssen wir herauszufinden, wo ihnen der Schuh drückt. Wir müssen daher mit den Kunden sprechen, ihnen genau zuhören, uns in sie hineinfühlen. Wenn wir dadurch wirklich ihre Probleme lösen, sind sie auch bereit, fast jeden Preis zu bezahlen. Welche Wachstumsziele peilen Sie 2019 an? Da wir börsennotiert sind, kann und will ich Ihnen leider keine Zahlen nennen. Aber gehen Sie davon aus, dass wir massiv wachsen werden - ganz klar über dem Markt. Auch und gerade im Bereich Road Management (Teil- und Komplettladung) haben wir uns sehr hohe Wachstumsziele gesetzt. Da wollen wir zweistellig wachsen. Im FTL- und LTL-Segment ist die Konkurrenz aber groß. Wie wollen Sie da punkten? Wir haben heute schon 600 eigene Lkw im Einsatz, und das sollen künftig mehr werden. Wir werden gezielt in eigenes Fahrzeugequipment investieren. Wir sind ja nicht der reinrassige Charter-Spediteur, der über Timocom seine Ladungen verchartert, auch wenn wir insgesamt mit 1500 Frachtführern arbeiten. Um mal Zahlen zu nennen: Pro Tag wickeln wir in Eigenregie im Schnitt 4000 FTL (Komplettladung) ab, davon allein im Automotive-Bereich 3000 FTL. Planen Sie im FTL- und LTL-Segment auch Zukäufe? In den Bereichen, in denen es uns sinnvoll erscheint, auf jeden Fall. Im Fokus haben wir da Unternehmen in ganz Europa, aber auch in Deutschland schließen wir Zukäufe nicht aus. Unser erklärtes Ziel ist es, im FTL- und LTL-Segment europaweit zu den Top-10-Playern aufzurücken. Fehlt in Ihrem Portfolio nur noch die eigene See- und Luftfrachtspedition. Das ist korrekt! Sie können davon ausgehen, dass wir uns in diesem Bereich also erweitern werden (lacht). Welche Art von Unternehmen wären darüber hinaus für Sie attraktiv? In der Kontraktlogistik sind das ganz klar Firmen, die in der Konsumgüter-Logistik tätig sind, und im Freight-Bereich sind für uns vor allem Firmen attraktiv, die im Bereich FTL- und LTL innereuropäisch tätig sind. Zudem richten wir unseren Fokus, insbesondere in den Branchen Pharma und FMCG, verstärkt auf aufstrebende Länder, in die wir die Waren als Distributor verkaufen und logistisch abwickeln wollen. Attraktiv sind der südamerikanische Markt, aber auch die Regionen rund um die Türkei und in Südostasien. Apropos Zukäufe: Ihr Stückgutnetz Palletways, das Imperial Logistics vor drei Jahren gekauft hat, hat sich nun am Stückgutverbund VTL mit 25 Prozent beteiligt. Warum? Palletways ist Marktführer in England, Spanien und Italien. In Deutschland hatte Palletways dagegen bisher noch weiße Flecken auf der Landkarte. Unsere Partner hatten also riesige Zustellgebiete. Sprich: Sie konnten die Sendungen nicht so produzieren, wie es im umkämpften deutschen Markt erforderlich ist. Mit dem VTL-Netz schaffen wir das nun. Und wenn wir im deutschen Markt stärker werden, hilft uns das auch für unser Wachstum in Europa. Mehr zum Thema im Dossier Imperial Logistics www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Imperial Logistics International ist auch durch Zukäufe prominenter Firmen wie Lehnkering stark gewachsen. Daher bündelte das Unternehmen 2018 seine ganzen Logistikaktivitäten ( 49 Einzelmarken) unter der Dachmarke Imperial Logistics. Zudem wurde der Konzern in zwei Divisionen mit sieben Business Units aufgestellt. Ob Hakan Bicil, neuer CEO, diese Struktur belässt, sagt er hier. Vita Hakan Bicil ist mit Wirkung zum 1. September 2018 CEO des internationalen Logistikunternehmens Imperial Logistics International mit Sitz in Duisburg. Er folgt in dieser Position Carsten Taucke nach, der heute CEO der Nagel-Group ist. Bicil war zuletzt Chief Commercial Officer bei Ceva Logistics. Davor bekleidete er Führungspositionen unter anderem bei Toll Group, Panalpina sowie Kühne & Nagel. eh

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Neue Auto-Strafen in Italien wegen verschärfter Straßenverkehrsordnung

Alle Schlagzeilen

"Der Kunde bezahlt, also bestimmt er"

HASHTAG

#Unternehmensführung

Betriebs-Interna besser schützen

"Sie meinen, ich sei das schwarze Schaf"

Ein Paar will nach oben

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER