"Sie meinen, ich sei das schwarze Schaf"

Aktuell fusionieren die Kooperationen ILN und Star sowie 24Plus mit Online Systemlogistik. Zudem beteiligen sich Palletways an VTL sowie 24Plus. Was bedeutet das für Sie? Das kommentiere ich ungern. Im Grunde haben wir mit unserer Entscheidung, hier in Deutschland ein eigenes Stückgutnetz aufziehen zu wollen, diesen Prozess ein gutes Stück beeinflusst. Sie waren der Domino-Stein! Sie meinen, ich sei das schwarze Schaf (lacht). Aber Spaß beiseite: Der Aufbau kostet zwar viel Geld. Aber ich bin froh, dass wir uns zu diesem Schritt entschieden haben. Denn aus eigener Erfahrung in diversen Kooperationen weiß ich, dass eine Kooperation immer nur so gut ist wie ihr schwächstes Glied. Wenn man also die Kontrolle über ein Netz haben will, muss man es in eigener Hand haben. Seit dem ersten Quartal 2019 können wir unseren Kunden zum Beispiel die ETA-Ankunftszeiten unserer Lkw in elf Ländern standardisiert übermitteln. Das ist eine Investitions-Entscheidung, die wir im Zusammenspiel mit Kooperationspartnern sicher nicht so schnell getroffen hätten. Seit über einem Jahr haben Sie in Deutschland nun Ihr eigenes Stückgutnetz. Wie fällt Ihre Bilanz aus? Der operative Start unseres Netzes im vergangenen Jahr in Deutschland war für uns sehr, sehr wichtig. In diesem und im kommenden Jahr werden wir dann weiter an der Optimierung unseres Netzes arbeiten, und 2020 und 2021 wollen wir dafür neues Geschäft generieren. Und 2021, das ist der Plan, wird unser deutsches Stückgutnetz schwarze Zahlen schreiben. Alles in allem sind wir ganz im Plan. Das ist gut so. Noch schreibt Ihr deutsches Stückgutnetz aber keine schwarzen Zahlen. Wie hoch war Ihr Verlust im vergangenen Jahr? Dazu äußern wir uns nicht. Aber wie gesagt, wir sind da im Plan. Wie war der Umsatz in Deutschland? Im Vergleich zum Vorjahr haben wir ein Wachstum um vier Prozent erzielt. Dennoch wollen Sie Ihr deutsches Netz weiter optimieren. Wo sehen Sie noch Baustellen, und wie wollen Sie die schließen? Stückgut ist Massengeschäft. Dafür braucht es Mengenvolumen. Und wenn wir das haben, können wir optimieren. Wir haben die gleichen Baustellen wie alle Branchenkollegen im Stückgutgeschäft: Das sind der Nahverkehr und die Linienverkehre. Um da noch besser zu werden, investieren wir aktuell sehr viel in unsere IT. So werden wir im kommenden Jahr unser neues Transportmanagementsystem (TMS) in allen Ländern ausrollen, n denen wir aktiv sind. Und 2021 schreiben wir auch in Deutschland schwarze Zahlen. Das Problem ist, dass die Konjunktur in Deutschland momentan schwächelt. Vor allem in der Automobilbranche, die ja auch zu Ihren Hauptkunden zählt. Das ist eine Herausforderung. Das ist richtig. Wobei wir traditionell in der Chemie-, Handels- und in der Konsumgüterbranche stark sind. Ich sehe das also nicht so negativ wie Sie. Essen müssen die Menschen immer. Sprich: Der Bereich Lebensmittel wird nicht einbrechen. Diese Waren werden weiter transportiert. Von welchem Umsatzwachstum gehen Sie also in diesem Jahr in Deutschland aus? Wir gehen von plus vier bis fünf Prozent im Vergleich zu 2018 aus. In welchen Kundenbranchen sehen Sie die größten Wachstumspotenziale? Im Stückgutgeschäft sind für uns prinzipiell alle Branchen interessant. Entscheidend ist, dass die Sendungen zu unserem System passen - sowohl von der Sendungs- als auch von der Empfängerstruktur. Und natürlich müssen wir uns für das Thema Digitalisierung rüsten. Auch wir wissen noch nicht, welche konkreten Auswirkungen diese auf unsere Arbeit haben wird. Aber wir wissen, dass wir daran arbeiten müssen. Und das tun wir auch. An was arbeiten Sie konkret? Wir arbeiten an allen unseren Unternehmensprozessen und suchen nach Möglichkeiten, wie wir diese dank neuer IT-Lösungen weiter optimieren können. Zusätzlich arbeiten wir an Lösungen, wie wir unsere Kapazitäten mittels IT noch besser auslasten. Ich denke, beim Thema Lkw-Auslastung gibt es etwa 15 bis 20 Prozent, die unsere gesamte Branche - auch im Zusammenspiel mit den Verladern - mit intelligenterer IT noch heben könnten. Das würde auch die Zahl der Lkw auf den Straßen deutlich reduzieren. Was sehr wichtig ist. Denn der Klimaschutz ist so wichtig. Das schulden wir unseren nachfolgenden Generationen. In welcher Antriebstechnologie sehen Sie für Ihr Unternehmen die Zukunft? Wohin die Reise geht, wissen wir noch nicht. Wir haben aber aktuell einen Pilotversuch mit vier LNG-Lkw aufgelegt. Zudem sind wir am Thema E-Mobilität dran, weil wir hier Potenzial sehen - vor allem im Nahverkehr. Allerdings gibt es noch ungeahnte Herausforderungen. So dürfen wir aus Sicherheitsgründen auf bestimmte Flughafenterminals nicht mit E-Fahrzeugen fahren. Letzte Frage: Steht jetzt das Netz der Raben Group, oder planen Sie in den nächsten Monaten noch einen weiteren Zukauf? Nein. Wir haben im Moment keine weiteren Zukaufpläne. Den Aufkaufprozess haben wir jetzt hinter uns. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Stückgut" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Lange war das Speditions- und Logistikunternehmen Raben Group Gesellschafter der Stückgutkooperation System Alliance. Doch Ewald Raben, der Anfang der 1990er-Jahre das Unternehmen seines Vaters übernommen hatte, wollte mehr: Trotz des massiven Wettbewerbs gelang es ihm durch Zukäufe hierzulande, sein eigenes Stückgutnetz 2018 zu starten. Und er stieg bei System Alliance aus. Die Raben Group Raben Group ist in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Zukäufe europaweit stark gewachsen. 2018 erwirtschaftete das Speditions- und Logistikunternehmen nach eigenen Angaben mehr als eine Milliarde Euro Umsatz, wobei die polnische Organisation immer noch der größte Erlösbringer sein dürfte. Der Fuhrpark der Gruppe umfasst 8500 Fahrzeuge. Zudem verwaltet das Unternehmen über 1,2 Millionen Quadratmeter Lagerfläche. In Deutschland ist CEO Ewald Raben seit 2018 mit einem eigenen Stückgutnetz präsent, das aus 31 eigenen Raben-Häusern und zehn Partnerstandorten besteht. Wie viel Umsatz diese machen, sagt Raben nicht. eh

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