Der Gruben-Gärtner

Auf deutschsprachigen Baustellen bleibt der DAF CF ein seltenes Gewächs. Auch Transportunternehmer Wolfgang Bertignol aus Kirchbichl in Tirol konnte mit der niederländischen Marke anfangs nicht viel anfangen. Der Grund für Bertignols Wechsel zu DAF war einst wie so oft der Händler: Als sich der Österreicher mit gut 40 Jahren selbstständig machte, sprach er mit etlichen Herstellern. "Doch viele", erinnert sich Bertignol an seine Anfänge, "wollten das Risiko eines spät berufenen Einmann-Unternehmens nicht mitgehen." DAF-Händler Tschann machte dann ein gutes Angebot mit Full-Service-Leasing. In den folgenden beiden Jahren, in denen Bertignol alle Rechnungen stets pünktlich überwies, überzeugten ihn Auto und Service und er stellte fest, dass er sich für den Invest einen eigenen LKW zulegen könnte. Gesagt, getan: Mittlerweile ist er einer der ersten CF-Euro-6-FAD-Eigentümer. Den für Tirol typischen Gesteinskipper baute Meiller Österreich auf. Nach der zweiten Tour des Tages übergibt er das Steuer seines noch jungfräulichen DAF (Kilometerstand: 700) an den Tester der VerkehrsRundschau. Der freut sich über die bestehenden Vorteile der altehrwürdigen CF-Kabine: Noch immer bietet der DAF einen vergleichsweise niedrigen Einstieg und eine gute Übersichtlichkeit. Das gilt weiterhin auch für die Armaturenlandschaft, die ebenfalls modernisiert wurde, in Anordnung und Funktionalität aber vom Vorgänger stammt. Dazu gehört auch der einfach bedienbare Bordrechner, der jetzt wie die meisten anderen Marken ein Modul zum Sprit sparenden und vorausschauenden Fahren bietet. Der CF lässt jetzt Blätter wachsen Das nutzt Bertignol in der Praxis gern: "Gestartet bin ich bei 62, mittlerweile bin ich bei 70 Prozent vorrausschauendem Fahren. Im Gelände schrumpft der Wert zügig dahin, auf der Autobahn schaffe ich dafür schnell über 90 Prozent", relativiert der Tiroler die Zahlen seines niederländischen "Assistenten". Der spart nicht an Lob und virtuellen grünen Blättern im Display, wenn man zum Beispiel eine Autobahnabfahrt ohne Betriebsbremse meistert oder mit wenigen Schaltungen auskommt. Das ist dank des früh anliegenden Drehmomentes kein Problem: Bertignols kaum eingefahrener CF beißt sich schon knapp unter 1000 Touren fest und zieht im großen Gang bergan. Verbrauchsseitig soll er auf dem Niveau der sparsamen Euro-5-ATE-Motoren der Vorgänger liegen, was Bertignol bestätigt. Nach ersten Messungen konnte er seine Euro-6-Touren sogar sparsamer bewerkstelligen als mit dem Vorgänger. Damit verbrannte er in den anspruchsvollen Strecken im Inntal meist zwischen 50 und 51 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Der Euro-6-CF begnügt sich aktuell sogar mit 45,4 Litern, die der Bordrechner auseinanderdividieren kann: Von den bis zum Testtag verbrannten 320,2 Litern verbrauchte Bertignol 299,2 Liter auf den Touren, 17 Liter im Leerlauf und 3,0 Liter bei geschaltetem Nebenabtrieb. Diese Anzeigemöglichkeit erleichtert es ihm, seine Tourprofile zu analysieren. Dass der Euro-6-CF intelligenter ist als der Vorgänger, zeigt sich auch in dezenteren Umgangsformen: Analog zum XF arbeitet der Motor leiser und das laute Abblasgeräusch des Überdruckventils unter dem Bodenblech ist passé. Ebenso das stehende Bremspedal, wodurch sich der DAF gefühlvoller verzögern lässt. Für einen Vierachser legt er außerdem leer wie beladen einen ordentlichen Federungskomfort an den Tag. Dazu trägt auch der immer noch vergleichsweise große Radstand zwischen erster und zweiter Achse bei. Die ZF-16-Gang-Handschaltung - jetzt seilzuggeführt - überzeugt mit vergleichsweise kurzen Wegen und durch hohe Exaktheit. Lediglich zwischen erster und zweiter Gruppe fordert sie naturgemäß ein kräftigeres Zupacken. Das etwa bei MAN unter Last gern auftretende Synchronringrasseln verkniff sich der DAF bei unseren Testfahrten gänzlich. Leider nicht verkneifen konnte er sich eine Fehlermeldung des Abgastraktes, die man laut Bertignol einfach wegklickt, bis eine neue Software aufgespielt ist. Bei DAF war das "virtuelle Problem", das keinen Einfluss auf das Fahrverhalten hat, bereits bekannt. Geblieben ist mit dem altehrwürdigen Rohbau leider der zu schmale Spalt zwischen Tür und Fahrersitz: Um das Meiller-Kipperventil gut erreichen zu können, braucht es Fingerspitzengefühl oder eine offene Fahrertür. Einfacher Trick gegen das Überladen Den Meiller-Gesteinskipper orderte Bertignol mit niedrigen 800er-Bordwänden, die ein Überladen unterbinden sollen, denn die Kontrollen im Inntal sind scharf. Selbst wenn die 5,4 Meter lange Brücke bis obenhin mit schwerem Mutterboden vollgepackt ist, bringt der leer 15.375 Kilogramm wiegende CF nicht mehr als 33 Tonnen auf die Waage. Beim Rangieren unterstützt Bertignol eine Rückfahrkamera, mit deren Hilfe sich der DAF exakt an Abkippkanten platzieren lässt. Auch in engen Tiroler Ortschaften ist die Kamera ein Segen. Am Ende bleibt festzustellen, dass sich der DAF zwar äußerlich nur wenig geändert hat, unterm Blech aber große Fortschritte machte - und bei ökologischer Fahrweise sogar auf unwirtlichstem Untergrund im Display Blätter wachsen lassen kann. Technische Daten MotorPaccar MX 13, 6-Zyl.-Reihenmotor, 4 Ventile/Zyl., Common-Rail, Euro 6, AGR, SCR+DPF, Hubraum: 12.902 cm3 , Leistung: 462 PS (340 kW) bei 1425-1750/min., max. Drehmoment: 2300 Nm bei 1000-1425/min.Kraftübertragung16-Gang Handschaltung, ZF16S25 OD, Übersetzung i= 4,05, Gangübersetzungen: 13,8-0,84Fahrwerk & Bremsen1.+2. Achse: 9-t-Starrachsen in gerader Ausführung, Parabelfeder, Stabi an 1. Achse, Scheibenbremsen, 3.+4. Achse: 13-t-AP-Achse, Trapezfeder, Trommelbremsen, Dauerbremse: MX-MotorbremseMaße & GewichteLxBxH: 8500x2550x3300 mm, Radstand: 4025 mm, zul. GG: 40.000 kg, zul. Gesamtzuggew.: 60.000 kg, Leergewicht inkl. 80-kg-Fahrer, Meiller BA 28 G: 15.375 kg, Tanks: 330 l Diesel, 50 l AdblueKurzurteil+ einfache Bedienung, solide Ausführung, günstiger Verbrauch- wenig Platz für Kippventil zwischen Sitz und Tür

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