Neuer Angriff in "oranje"

Wie Robben auf dem Spielfeld in den ersten WM-Spielen stürmt DAF bei den Sattelzugmaschinen voran. Weniger agil sind die Niederländer bisher in Sachen Fahrgestelle. In Deutschland konnte man allenfalls bei den Wechselbrücken-Fahrgestellen noch den einen oder anderen Konter fahren. Hier spielt DAF jetzt stärker auf. Beim aktuellen 6x2 lässt sich künftig auch die Vorderachse mit Luftfederung ausstatten und beide Federungen wurden im Hinblick auf Hubhöhe und Arbeitsgeschwindigkeit optimiert. Beim gefahrenen 6x2 mit 440 PS starkem MX 11-Motor lassen sich dank 12 bar Systemdruck ziemlich schnell 280 Millimeter vorne und 285 Millimeter hinten an Höhe gewinnen. Der Motor passt hervorragend zu den im Wechselbrückenverkehr üblichen Tonnagen. Wie vom neuen XF gewohnt, läuft er sehr komfortabel und leise. Die automatisierte Schaltung mit Speed-Shift in den oberen Gängen und Eco-Roll passt gut zum gewichtsoptimierten Antrieb. Für leichte Paketeinsätze wäre gar zu überlegen, ob 400 PS genügen. Allerdings ist diese Variante im XF nicht erhältlich. Dafür offerieren die Niederländer jetzt eine BDF-Komplettlösung ab Werk. Die eignet sich für Standard-Brücken bis 7,45 Metern Länge und 1320 Millimetern Abstellhöhe. Der 6x4 mag kein Handspiel DAF hat zu den Testfahrten in den Ardennen auch einen 6x4-Abroller mitgebracht. Die für Deutschland eher ungewohnte Auslegung erschien uns trotzdem interessant für einen kurzen Test, denn sie basiert auf einem 6x4-Kipperfahrgestell, auf das sich auch klassisch ein Dreiseitenkipper aufbauen ließe. Auffällig ist die Kurvenunwilligkeit. 4,55 Meter Radstand und zwei angetriebene Achsen drängen geradeaus. Zudem zeigen sich relativ hohe Lenkkräfte. Den Dreiachser auf Kurs zu halten, erfordert Bizeps. Da könnten die Niederländer überlegen, ob sie nicht was Ähnliches wie "Powersteering" verbauen, um dem Fahrer das Leben zu erleichtern. Mit 400 PS ist der 6x4 ausreichend motorisiert, wenn er überwiegend solo unterwegs ist. Als Abroller macht das Sinn, im Kipper mit Zweiachsanhänger dürfte es etwas mehr sein. Wobei auch in diesem Fall 440 PS und der MX 11 genügen, der gegenüber dem MX 13 bis zu 200 Kilo Nutzlastvorteil bietet. Zumal die Schaltstrategie des automatisierten Zwölfgang-Getriebes gut zum 6x4 passt. Doch speziell im Kipper wünschte man sich einen Kriechmodus. Der würde das häufige Rangieren enorm erleichtern. Beim Anfahren in Steigungen knallt die Kupplung bei den ersten beiden Schaltvorgängen doch merklich. Die folgenden Gangwechsel fallen dann ziemlich langsam aus, weshalb man Gang für Gang jede Schaltung "auskosten" darf . Großer Sprung beim Allison-Automaten Das ist beim nächsten gefahrenen Auto kein Thema: Dabei handelt es sich um einen 290 PS starken 10,8-Liter-Müllsammler, der neben einer gelenkten Vorlaufachse die neu abgestimmte Allison-Sechsgang-Automatik bietet. Der Automat ist sehr gut auf den Motor abgestimmt. Die Schaltpunkte liegen akkurat im grünen Bereich. Außerdem optimierte Allison den Wandler merklich. Reduzierte Zeiten im reinen Wandlerbetrieb senken auch den Spritkonsum. Statt wie früher beim Gas geben sofort den Wandler zu aktivieren, bleibt jetzt die Überbrückungskupplung geschlossen und der Antriebsstrang vertraut auf die Elastizität des Motors. Das gelingt trotz der 290 PS bei 26 Tonnen. Einziger Kritikpunkt ist die ungünstig integrierte Motorbremse. Zwar schaltet der Automat zurück, sobald der Fahrer Hebel oder Fußpedal betätigt. Dennoch ist wohl wegen des gleichzeitig geöffneten Wandlers die Bremsleistung unerwartet niedrig. Grundsätzlich ist die Variantenzahl im aktuellen Programm stark gewachsen. Abhängig vom Grundmodell offeriert DAF die 4x2 jetzt mit Radständen von 3,80 bis 6,90 Meter. 6x2 mit Nachlaufachse verfügen über eine 7,5-Tonnen/Typ FAR- beziehungsweise eine 10,0-Tonnen/Typ FAS-Nachlaufachse und werden mit Radständen von 4,20 bis 5,90 Metern angeboten. Der FAN bleibt selbstverständlich ebenfalls im Programm. DAF brachte ein solches Fahrzeug mit für Deutschland ungewöhnlich langem Radstand mit. Dadurch geht spürbar Wendigkeit verloren, dafür schwenkt das Heck in Kurven unkritischer aus. Die typisch niederländische Auslegung schafft allerdings eine vergleichsweise hohe Vorderachslast. Dann sollte man besser die Neun-Tonnen-Achse ordern. Serienmäßig bei den robusten 8x4 der FAD-Reihe ist jetzt die sogenannte 8-Stangen-Tandemaufhängung mit Außenplanetengetriebe. Neu sind die speziell fürs Bausegment vorgesehenen 8x4- und 6x4-Modelle der Construction-Reihe. Durch die Verwendung ungekröpfter Achsen werden aktuell Böschungswinkel von 25 Grad sowie eine Bodenfreiheit von 40 Zentimetern erreicht. Neu im CF-Segment sind 8x2 mit zwei gelenkten Vorderachsen mit acht oder neun Tonnen Tragkraft sowie eine Antriebsachse mit zwillingsbereifter Nachlaufachse (FAC) respektive einfach bereifter und gelenkter Nachlaufachse (FAX). Schon mit Euro 5 bot DAF den FAQ mit Tridem-Achse an. Die besteht aus einer gelenkten, liftbaren Achttonnen-Vorlaufachse, einer angetriebenen 13-Tonnen-Hinterachse sowie einer gelenkten, liftbaren 7,5-Tonnen-Nachlaufachse. Schon in vorangegangenen Fahrtests konnte dieser Vierachser durch überragende Wendigkeit glänzen. Technisch bietet er bis zu 36 Tonnen Gesamtgewicht. Beim Abgassystem bleibt DAF flexibel Neben zahlreichen neuen und verbesserten Fahrgestellvarianten ist DAF zudem um mehr Aufbaufreundlichkeit bemüht. SCR-Einheit und Rußpartikelfilter sind variabel anbaubar. Der Adblue-Tank findet je nach Bedarf auch unter dem Fahrerhaus Platz. Bei den Fernverkehrsfahrzeugen stehen auch bei ausgefallenen Achskonfigurationen bis zu 1200 Liter Tankvolumen und Platz für Kompressoren oder Ähnliches zur Verfügung. LF mit Aero-Kofferaufbau Ebenfalls wieder im Programm hat DAF den werksaufgebauten LF mit Aero-Kofferaufbau und Dhollandia Ladebordwand. Man wirbt mit dem kleinsten Wendekreis im Segment und tatsächlich überzeugt der gefahrene LF 210 durch Agilität. Allerdings macht sich, vor allem bei Längsrillen in der Fahrbahn, eine gewisse Tendenz zum Schwimmen bemerkbar und auf schlechten Straßen zeigt sich das Fahrwerk ein wenig unterdämpft. Die jetzt zu ordernde, automatisierte Sechsgang-Schaltung sortiert die Gänge sauber. Dafür sind manuelle Eingriffe über die auf der Mittelkonsole angeordneten Schalttasten eher umständlich zu bewerkstelligen. Die via Lenkradtaste zuschaltbare Motorbremse kann man sich getrost schenken. Außer Lärm schafft sie kaum Verzögerung. Da soll der neue, strömungsgünstige Koffer schon mehr bringen. DAF spricht von acht Prozent Verbrauchsverbesserung bei 85 km/h. Den Aufbau fertigt das Werk Leyland, in dem alle LF entstehen, mit 6,75 oder 7,05 Meter Länge für 16 oder 17 Europaletten. Trotz Hebebühne gibt der Hersteller eine Nutzlast von 1500 Kilogramm an. Jetzt darf man gespannt sein, ob es DAF gelingen wird, die in den Auswärtsspielen meist offene Flanke der Fahrgestelle künftig besser zu schließen. Hintergrund Der Markt der Fahrgestelle wächst In den 30 EU- und EFTA-Ländern wurden im letzten Jahr knapp 85.300 Fahrgestelle über 16 Tonnen zugelassen, eine Steigerung zum Vorjahr von vier Prozent (+3300). Insgesamt weist die Zulassungsstatistik in Europa für 240.000 Fahrzeuge Registrierungen im Segment über 16 Tonnen aus - bestehend aus rund 155.000 Sattelzugmaschinen und fast 85.000 Fahrgestellen. Die Fahrgestelle wiederum setzen sich zusammen aus 33 Prozent Zwei-, 49 Prozent Drei- und 17 Prozent Vierachser. Das Segment der leichten Nutzfahrzeuge (6,0 bis 16 Tonnen) wird dominiert von Fahrgestellen (97 Prozent). 2013 betrug die Zulassung etwas über 57.000 Fahrzeuge - ein Plus von 2,7 Prozent (+1500) gegenüber dem Vorjahr. gg

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