Bundesfernstrassenmaut: Denken wie Temple Grandin

Der Name sagt Ihnen nichts? Die Amerikanerin ist Spezialistin für den Entwurf von Viehhaltungsanlagen - und sie ist Autistin. Nicht zuletzt deshalb sieht sie die Welt in den Bildern der Tiere, mit denen sie sich beschäftigt - nicht den Zaun, sondern die Lücke, durch die das Rind entkommen möchte. Zielgruppengerecht. Betrachtet man den Gesetzentwurf zur Bundesfernstraßenmaut, hätte man sich hier auch eine Temple Grandin gewünscht. So ergeben sich bei der Höhe der Mautsätze einige Änderungen - für schwere LKW nach oben. Und: Anstelle von zwei Achsklassen soll es vier geben, für zwei, drei, vier, fünf und mehr Achsen. Das lässt sich optimieren, denkt der Unternehmer - und wird seine Fahrzeuge wenn irgend möglich nur noch mit vier Achsen ausstatten. Dabei schont bei 40 Tonnen jede zusätzliche Achse die Straßen. Die Fünf-Achs-Fahrzeuge mit einer höheren Infrastrukturkomponente zu belasten, ist deshalb falsch. Denn jetzt muss künftig noch mehr Geld für den Erhalt kalkuliert werden. Dabei entgehen aber dem Minister doch etliche Euros der errechneten Mautmehreinnahmen, denn die teure Fünf-Achs-Klasse wird ein Ladenhüter werden. Auch Fahrzeuggespanne Nicht nur das fällt im Gesetzentwurf auf: Anders als geplant, soll die Gewichtsgrenze von 7,5 Tonnen auch für Fahrzeugkombinationen gelten. Handwerker und Gärtner dürfen sich künftig auch eine OBU ins Fahrerhaus bauen - und werden verhältnismäßig am höchsten belastet. Dabei weiß aber keiner genau, um wie viele Fahrzeuge es sich hier eigentlich handelt und wie man im In- und Ausland diese Zielgruppen umfassend erreicht (siehe Seite 16).

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