Berlin. Mit einem neuen Netzwerk wollen die Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn, DB Cargo, und weitere Wettbewerber den sogenannten Einzelwagenverkehr stärken. Bei dieser Art des Schienen-Güterverkehrs werden Einzelwaggons beim Kunden abgeholt und in großen Rangierbahnhöfen zu langen Zügen zusammengestellt und am Ziel wieder auseinander genommen. Das ist aufwendig und gilt als unwirtschaftlich.
Die Deutsche Bahn dominiert eigenen Angaben zufolge rund 80 Prozent dieses Verkehrs. Dabei bedient sie vor allem große Kunden etwa aus der Automobil- oder Chemieindustrie, bei denen sie direkt zahlreiche Waggons transportiert. Die übrigen 20 Prozent des Einzelwagen-Marktes füllen Wettbewerber, die vor allem regionale und kleinere Kunden anfahren.
Mit dem Netzwerk schließen sich der Konzern und zwölf dieser Eisenbahnunternehmen zusammen. Darunter sind etwa die Bentheimer Eisenbahn sowie die Kreisbahn Siegen-Wittgenstein. Auch das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) ist an Bord, in dem sich die Güterkonkurrenz der Bahn organisiert. Ziel des Zusammenschlusses sei es laut Bahn unter anderem, kleinere Kunden auch ohne eigenen Gleisanschluss besser ansprechen und bedienen zu können.
Über die Schiene werden in Deutschland 18 bis 19 Prozent des Güterverkehrs abgewickelt. Der Anteil soll bis 2030 auf 25 Prozent steigen. Dass das seit Jahren nicht funktioniert, liegt unter anderem an der günstigeren Konkurrenz auf der Straße. Zwar könne das Netzwerk dazu beizutragen, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern, teilte NEE-Vorstandsvorsitzender Ludolf Kerkeling mit. „Dafür muss die Regierung allerdings auch zwingend die Subventionierung des Lkw zurückfahren.“
Der Verkehrsforscher Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin ist indes skeptisch, ob das Kalkül aufgeht. Kooperationen seien immer gut, sagte er. Die Frage bleibe, warum das nicht schon längst geschehen ist. „Der Einzelwagenverkehr hat fundamentale Probleme, und ich glaube nicht, dass die sich damit von alleine lösen lassen.“ (dpa/ja)