Berlin. Die Deutsche Bahn kämpft um ihr Image. Laut aktuellen Medienberichten gibt es neue Erkenntnisse im Datenskandal wonach der frühere Anti-Korruptionsbeauftragte des Unternehmens, Wolfgang Schaupensteiner, für die Löschung einer Datenbank mit Fakten zu konzerninternen Ermittlungen verantwortlich sein soll. Darüber hinaus wurden verdeckte PR-Aktionen bekannt, die umgehend personelle Konsequenzen nach sich zogen. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ (Donnerstag) berichtet, habe Schaupensteiner am 20. Januar die Vernichtung der "Ereignisdatenbank Ermittlungen" angeordnet, in der seit 2001 alle Fälle von Verstößen gegen Unternehmensrichtlinien erfasst wurden. Die Bahn äußerte sich auf Anfrage am Donnerstag nicht und verwies auf den am 13. Mai vorgelegten Bericht der Sonderermittler zur Datenaffäre. Die Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG hatte darin die Löschung der Datenbank durch die Bahn aufgeführt, zumindest in der veröffentlichen Kurzfassung aber keinen Verantwortlichen benannt. Der neue Bahnchef Rüdiger Grube entließ Schaupensteiner am selben Tag. Personelle Konsequenzen nach verdeckten PR-Aktionen Die Bahn hat zudem verdeckte Öffentlichkeitsarbeit eingeräumt und sich von PR-Aktionen des Jahres 2007 distanziert. Grube stellte am Donnerstag in Berlin fest, er lehne PR-Maßnahmen entschieden ab, bei denen der Urheber nicht erkennbar sei. Er reagierte damit auf einen Bericht des Magazins „Der Spiegel“ über Aktionen für ein besseres Image des Unternehmens im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um den geplanten Bahn-Börsengang und dem damaligen Tarifkonflikt. Grube zog umgehend personelle Konsequenzen: Der Generalbevollmächtigte für Marketing und Kommunikation, Ralf Klein-Bölting, muss die Deutsche Bahn verlassen. Entsprechende Informationen der "Stuttgarter Zeitung" (Online) wurden der Deutschen Presse-Agentur dpa am Donnerstag in Unternehmenskreisen bestätigt. Bahn zahlt über eine Millionen Euro für Meinungsbeiträge Bei den PR-Aktionen handelte es sich nach Bahn-Angaben um vorproduzierte Medienbeiträge, Leserbriefe, Äußerungen in Internetforen und Meinungsumfragen, bei denen der Urheber beziehungsweise Auftraggeber nicht erkennbar ist. Die Bahn bestätigte, dass dafür im Jahr 2007 knapp 1,3 Millionen Euro ausgegeben worden seien. Die Initiative LobbyControl berichtete, das Geld habe damals die Lobbyagentur EPPA erhalten, die wiederum der Agentur Berlinpolis Aufträge für PR-Aktionen erteilt habe. Berlinpolis habe unter anderem Meinungsumfragen zur Bahn-Teilprivatisierung und zum Lokführerstreik mit bahnfreundlichen Ergebnissen publiziert. LobbyControl machte Grube am 19. Mai auf diese Methoden der Öffentlichkeitsarbeit aufmerksam, wie die Bahn jetzt mitteilte. Am folgenden Tag habe der Bahnchef die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG beauftragt, den Sachverhalt aufzuklären, die eine Woche später, am Mittwoch, Grube mündlich informiert habe. Grube sagte laut Mitteilung: „Solche Aktivitäten sind mit dem Grundsatz eines transparenten und redlichen Dialogs mit der Öffentlichkeit in keiner Weise vereinbar. Ich werde umgehend im Unternehmen die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen.“ Welche das sind, ließ er zunächst offen. (dpa/tk) Eine Chronologie des Datenskandals - von den Anfängen bis zum Rücktritt Hartmut Mehdorns - finden Sie in unserer Bildergalerie
Datenbank-Löschung und verdeckte PR-Aktionen: Deutsche Bahn kämpft ums Image
Früherer Anti-Korruptionsbeauftragter soll für Datenbank-Löschung verantwortlich sein / Verdeckte PR-Aktionen: Bahn kaufte Meinungsbeiträge / Grube zieht personelle Konsequenzen