Das Mittelalter

Das Mittelalter zum VorbildEine Alternative zu Bahn und Schiff? Die Internationale Straßentransport-Union (IRU) testet den Güter-transport per LKW auf der Seidenstraße nach Asien. Die internationale LKW-Branche ist auf dem besten Weg, ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber Schiff und Bahn zu verbessern – und das auf höchst ungewöhnliche Weise. Die Internationale Straßentransport-Union (IRU) plant, LKW entlang der alten Seidenstraße aus Marco Polos Zeiten nach China zu schicken. Bisher wird nur knapp ein Prozent der Waren auf diesem Wege transportiert. Künftig soll der Landweg auf der Straße eine echte Alternative zur See- und Luftfracht sein. Jetzt hat dieses Projekt, das den Namen „IRU Nelti“ trägt, die erste Phase beendet.Erste Testphase abgeschlossenVon September 2008 bis April 2009 haben 20 Unternehmen auf ausgewählten Trassen, die unter anderem über Warschau, Weißrussland und Russland führten, Güter von Europa und der Türkei nach Mittelasien und China per LKW transportiert. Die Erfahrungen, welche die Firmen dabei in einer Art Modellversuch gesammelt haben, wurden als Daten ausgewertet, um für den Ausbau weiterer Strecken nach Osten zur Verfügung zu stehen. Die Fahrzeuge legten mehr als eine Million Kilometer zurück, transportierten 3,27 Millionen Tonnen an Waren und überschritten dabei 714 Mal Landesgrenzen. Am 11. und 12. Juni sollen die Ergebnisse auf der nächsten IRU-Konferenz in der ehemaligen kasachischen Hauptstadt Almati diskutiert werden.„Doch das ist erst der Anfang“, sagte der Generalsekretär der IRU, Martin Mamry, stolz. Nichts werde einmal so sein, wie es gewesen sei. Die Länder, durch die die Trassen nach Mittelasien führen, sollen die Transportunternehmen künftig dabei unterstützen. Mit von der Partie sind europäische Staaten wie Polen, Weißrussland und die Ukraine – aus Asien nehmen Usbekistan oder Kasachstan teil. Ein Interesse am LKW-Transport haben insbesondere die Staaten ohne eigenen Seezugang.Und es gibt bereits einen konkreten politischen Rahmen. Vor zwei Jahren haben 24 Transportminister der teilnehmenden Staaten in Warschau eine gemeinsame Erklärung unterschrieben. Damit sollte die rechtliche Grundlage dafür geschaffen werden, dass die Transportunternehmen ihre Güter gleichberechtigt ohne administrative Schranken durch Osteuropa und Asien befördern können.Vor zehn bis fünfzehn Jahren hatte Mamry die Idee, auf diesem höchst ungewöhnlichen Wege das Angebot der LKW-Branche zu verbessern. Anfangs haben die Spediteure, Transportunternehmer und Fahrer den Franzosen noch belächelt. Denn er wirkte auf sie wie ein Abenteurer, der einen ausgeprägten Hang zur historischen Romantik hat. „Wir haben eine ganze Reihe an Waren transportiert“, sagte Dmitry Varantsou, der Sprecher des weißrussischen Transportunternehmens „Janstrong“, das an diesen ersten Projekt-Fahrten teilnahm. Ein Problem sei oft gewesen, dass es in einzelnen Ländern nicht sofort die nötigen Dokumente für den Transport gegeben hätte. Seine Fahrer hätten dadurch Zeit verloren. Ein Pluspunkt: „Es gab auf den Strecken keine Staus“, so Varantsou. Und „es gab keine Überfälle“.Polen als ausgewiesene Asienkenner„Diese Straßen sind eine absolute Alternative zu Bahn und Schiff“, bekräftigte Jan Buczek, der Vorsitzende der polnischen Straßengüterverkehrsvereinigung ZMPD. Die Polen waren die ersten Protagonisten dieser Idee, da ihrer Meinung nach Warschau ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt sei. „Die Polen fahren schon seit Ewigkeit die Asientransporte“, führte Buczek aus. Seine Landsleute seien ausgewiesene Asienkenner. Und China sei in dieser Region der wichtigste Handelspartner Polens. Bis es aber eine durchgehende Strecke von Europa bis nach China geben werde, dürfte es noch etwas dauern: „Wir wissen, dass dies nicht in zwei oder drei Jahren sein wird“, blickte Buczek nach vorne. „Möglicherweise in einem Jahrzehnt.“ ❙❚■ Sebastian Becker, Korrespondent in PolenReisen wie zu Marco Polos Zeiten: Noch greift die IRU nicht auf Fuhrwerke und Karawanen zurück

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