Interview: "Das geht in die Hose ..."

Wie gut sind Online-Plattformen für die Auftragsvergabe in der Logistik geeignet? Klaus-Peter Jung: Bei einfachen Transportdienstleistungen - eine Ganzladung von A nach B - funktioniert diese Art der Vergabe sicher, bei Stückgut wird es schon schwieriger und bei komplexen Lagerdienstleistungen geht das in die Hose. Aber profitieren die Auftraggeber nicht davon, dass sie in Kontakt mit mehr Anbietern kommen? Bei der Kontraktlogistik gibt es nicht das Problem, dass die Anbieter fehlen. Sie brauchen nicht mehr Angebote, sondern bessere Angebote. Je komplexer eine Dienstleistung ist, desto eher will sich der Auftraggeber eine Abwicklung vor Ort - und die Menschen - persönlich anschauen. Diese Vorselektion können Plattformen nicht bieten. Die Plattformen behaupten, dass sich der Anbieterkreis auch über Online-Formulare einengen lässt ... Natürlich. Ein gewisse Vorselektion ist so möglich. Aber dann muss das ausschreibende Unternehmen voll auf die Selbstauskunft der Dienstleister vertrauen. Führen Online-Ausschreibungen immer zu fallenden Preisen? Im reinen Transportbereich ist das sicher so. Gibt es mehr Wettbewerb, sinken nun mal die Preise. Doch in der Kontraktlogistik ist das ganz anders. Wir führen seit 20 Jahren Ausschreibungen durch und am Ende liegen die meisten Anbieter oft preislich gleichauf. Was letztendlich den Ausschlag gibt, ist die Qualifikation des Projektleiters beim Dienstleister. Und die lässt sich nicht über eine Plattform beurteilen, sondern durch den persönlichen Besuch.

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