Stuttgart. Der Autokonzern Daimler verweigert nach wie vor den Einsatz des neuen Kältemittels R1234yf in seinen Fahrzeugen und nimmt damit sogar den Entzug der Zulassung für bestimmte Modelle in Kauf, wie das „Handelsblatt“ berichtet. „Wir gehen davon aus, dass uns nichts anderes übrigbleibt, als das neue Mittel nicht einzusetzen", sagte ein Daimler-Sprecher am Mittwoch in Stuttgart der Nachrichtenagentur dapd. „Das neue Mittel ist nicht einsetzbar", betonte er. Es berge hohe Risiken für Insassen und Ersthelfer im Falle eines Unfalls.
Auf das neue Mittel hatte sich die Autoindustrie weltweit geeinigt, weil es vergleichsweise gute Umwelteigenschaften hat. In einem Crashtest von Daimler fing es allerdings Feuer. Der Konzern kündigte daraufhin an, weiter auf das eigentlich verbotene Kältemittel "R134a" zu setzen. Laut EU-Richtlinie dürfen Kältemittel in Klimaanlagen von Fahrzeugen, die ab 1. Januar 2011 zertifiziert sind, einen bestimmten Grenzwert zur Umweltverträglichkeit nicht überschreiten. Weil die Hersteller des neuen Kältemittels Lieferschwierigkeiten hatten, wurde das alte Kältemittel bei neuen Modellen noch bis Ende 2012 geduldet, in alten Modellen darf es gemäß Richtlinie noch bis Ende 2016 eingesetzt werden.
Zulassung für bestimmte Modelle in Gefahr
Seit 1. Januar 2013 drohen jetzt aber Strafen. Laut einem Rechtsgutachten des Deutschen Bundestags, aus dem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ im Dezember zitierte, müssten „verhältnismäßige, wirksame und abschreckende Sanktionen“ angewandt werden. Das könnte dem Bericht zufolge bedeuten, dass im Extremfall die Typgenehmigung der betroffenen Modelle entzogen wird.
Bei Daimler wurden die neue A- und B-Klasse nach dem neuen Kältemittel zertifiziert, auch das neue Modell des Sportwagens SL ist betroffen. Laut Daimler-Sprecher ist es fraglich, ob es zu Strafen für den Konzern kommt. Durch den Crashtest, bei dem das neue Kältemittel Feuer fing, sei eine neue Situation eingetreten.
Daimler kann auch auf Unterstützung der anderen Hersteller bauen. So hatte sich Ulrich Eichhorn Geschäftsführer des Verband der Automobilindustrie (VDA) bereits im vergangenen Jahr für eine Übergangsfrist von mindestens einem halben Jahr ausgesprochen. Einem VDA-Sprecher zufolge werden nach dem Daimler-Test jetzt zusätzliche Tests durchgeführt. (bw)