Brüssel. Der europäische Umweltverband Transport & Environment (T&E) sieht keinen Widerspruch in den Zielen der EU, den Lärm von Fahrzeugen zu verringern und gleichzeitig den Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß zu senken. Das gelte für alle Fahrzeugklassen: PKW, Vans, Busse und LKW. T&E widerspricht damit den Äußerungen von Automobilherstellern. Noch auf der Jahreskonferenz des Verbands der europäischen Automobilhersteller Acea hatte Daimler-Nutzfahrzeug-Chef Andreas Renschler von den widersprüchlichen EU-Zielen gesprochen, den Lärm von LKW durch ein neues Gesetz auf 78 Dezibel senken, gleichzeitig aber auch den CO2-Ausstoß verringern zu wollen. Durch die Maßnahmen, die zur Lärmeindämmung am Fahrzeug vorgenommen werden müssten, steige der CO2-Ausstoß um sechs bis acht Prozent.
„Wenn ein LKW tatsächlich sechs bis acht Prozent mehr CO2 wegen der Lärmschutzmaßnahmen ausstoßen würde, müssten die zusätzlichen Anbauten wie Lärmschutzkapseln rund eine halbe Tonne wiegen“, kommentiert Greg Archer von T&E gegenüber der VerkehrsRundschau die Aussage von Renschler. Der Umweltverband stützt sich bei seinen Behauptungen auf Studien des niederländischen Forschungsunternehmens TNO. Dieses hatte Versuche mit Euro 5 LKW durchgeführt und den Motor mit einer Lärmschutzkapsel umgeben. Das sei bei LKW die effektivste Maßnahme zur Geräuschminderung. Der Lärm konnte von 81 auf 77 Dezibel gesenkt werden. Die Lärmschutzkapseln würden je nach Hersteller zwischen 15 und 20 Kilogramm wiegen. Allerdings schreibt TNO auch, dass Lärmschutzkapseln bei Euro 6 LKW wegen der unterschiedlichen Motortechnik ganz andere Anforderungen erfüllen müssen, als bei Euro 5 Fahrzeugen.
Der Umweltausschuss des EU-Parlaments soll am kommenden Dienstag über Vorschläge zur Verringerung des Fahrzeuglärms im Straßenverkehr abstimmen. Dreimal ist diese Abstimmung wegen Kontroversen um Zahlen und Berechnungen bereits verschoben worden. (kw)