Köln. Covid-19 sorgt dafür, dass sich nach wie vor viele Transportdienstleister Sorgen machen, ob ihr Unternehmen die Krise übersteht. Das geht aus dem neuesten Corona-Bericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) hervor, der heute erschienen ist und dessen Befragung per 18. Juni abgeschlossen wurde.
Mehr Lkw auf den Parkplätzen und den Autobahnen und Bundestraßen
Demnach gibt es durchaus positive Signale: „Befragte Güterkraftverkehrsunternehmen berichten zuletzt von leicht positiven Entwicklungstendenzen im Straßengüterverkehr“, heißt es in dem Bericht. Im Vergleich zu den Vorwochen wurden stellenweise „tendenziell höhere Volumina registriert“. Das gilt beispielsweise auch Autoindustrie, die aber auch besonders stark gebeutelt war und jetzt so langsam wieder die Produktion aufnimmt. „Regional berichten befragte Unternehmen mit Kunden aus der Automobilwirtschaft in Einzelfällen sogar von einer annähernd saisonüblichen Auftragslage“, schreiben die Autoren aus der Kölner Behörde. Im Vergleich zu den Vorwochen seien zuletzt auch die Auslastung auf Parkplätzen sowie die Verkehrsdichte auf den Autobahnen sowie Bundesstraßen spürbar gestiegen.
Das alles hört sich schon wieder sehr nach Normalität an. Es gibt aber auch die Kehrseite der Medaille, und deren Abbild gibt Anlass zur Besorgnis.
Nachfrage im Einzelhandel und in der Stahl- und Chemieindustrie weiter gering
So würden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im Straßengüterverkehr viele Befragte nach wie vor Auftragsverluste verzeichnen. Die von den Transportunternehmen erhofften Nachfrageimpulse aufgrund der Lockerungen? Fehlanzeige, zumindest im Einzelhandel, in der Stahl- und Chemieindustrie. Auch im Maschinen- und Anlagenbau befürchten die befragten Unternehmen langfristige Einbuße, weil Aufträge aus dieser Branche häufig langfristig kommen – bislang aber jedoch ausgeblieben sind, so die Einschätzung der vom BAG befragten Unternehmen.
Erschwerend kommt für die Dienstleister hinzu, dass derzeit eine Reihe von Preisverhandlungen mit den Auftraggebern anstehen würde. Die Zahl der Neuausschreibungen sei deutlich gestiegen. Dies sei unter anderem bei Kunden zu beobachten, die in der Regel langfristige Vertragsbeziehungen mit Transportunternehmen pflegen und bei denen Neuausschreibungen aktuell eigentlich nicht zu erwarten wären.
Gefahr einer Insolvenzwelle nicht gebannt
Daher befürchten nun viele Transportunternehmen, dass sie zu Preisabschlägen gedrängt werden können – eine für viele fatale Entwicklung in Kombination mit den rückläufigen Mengen. Entsprechend fallen die Erwartungen der befragten Unternehmen im Straßengüterverkehr aus: Demnach stehe trotz der zuletzt beschlossenen staatlichen Unterstützungsleistungen die Möglichkeit einer größeren Insolvenzwelle innerhalb der Transportbranche weiterhin fort. Denn es kommt hinzu, dass bei den Dienstleistern auch die Kosten steigen aufgrund eines deutlichen Mehraufwandes bei der Akquise, in der Disposition und in der Projektabwicklung.
Eisenbahnen leiden unter dem Wettbewerbsdruck der Straße
Eine leichte Aufwärtstendenz stellt das BAG für den Schienengüterverkehr fest. Es deute sich nach den hohen Nachfragerückgängen, vor allem im April 2020, aktuell eine Erholung der Verkehrsnachfrage an, heißt es in dem Bericht. Allerdings sei die derzeitige Situation eines Gutteils der Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland weiterhin angespannt. Die Auftrags-, Umsatz-, Ertrags- und Liquiditätssituation wird von den Unternehmen eher schlecht bewertet. Als zusätzliche Herausforderung bezeichnen die Eisenbahnen den aktuelle hohen Wettbewerbs- und Preisdruck durch den Straßengüterverkehr. Dennoch wird die Insolvenzgefahr für das eigene Unternehmen von den befragten Unternehmen derzeit in der Regel als gering eingeschätzt.
Weniger Seecontainer belasten die Binnenschifffahrt
Weiterhin stark zu Kämpfen mit den Folgen der Pandemie haben die Unternehmen in der Binnenschifffahrt. Die Mehrheit unter ihnen bezeichnet die wirtschaftliche Lage als sehr angespannt. Stark belastend wirkt sich insbesondere der hohe Rückgang der Beförderungsmengen im Seehafen-Hinterlandverkehr aus. „In Einzelfällen wird aktuell von Rückgängen des Transportvolumens an Überseecontainern von bis zu 50 Prozent gegenüber dem saisonüblichen Aufkommen berichtet“, heißt es in dem Bericht. Infolge der geringen Beförderungsnachfrage sei der Preisdruck am Markt hoch, besonders die Tagesfrachtraten würden sich weiterhin auf sehr niedrigem Niveau befinden. (cd)
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