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Bahnfahren ist kein Selbstzweck. Und Güter auf der Schiene zu transportieren, nur weil das ökologische Vorteile hat, sich jedoch ökonomisch nicht rentiert, wird keiner machen. Zwar betont Michael Kramer, Niederlassungsleiter Air & Sea Wolfurt von der Spedition Gebrüder Weiss: "Als Transport- und Logistikunternehmen haben wir auch eine Verantwortung gegenüber der Umwelt." Der Aufbau einer Relation im Kombinierten Verkehr KV müsse sich aber natürlich auch rechnen. Auf der Suche nach der Paarigkeit Dementsprechend hat es etwas gedauert, bis die Verbindung zwischen dem Seehafen Rotterdam und Wolfurt stand, die mit Zügen von Rail Cargo Operator, der Gütersparte der Österreichischen Bundesbahn ÖBB, gefahren werden. "Die verschiedenen Akteure unter einen Hut zu bekommen, angefangen beim Verlader über die Bahn, den Seehafen, die Reedereien: Das war die größte Herausforderung", nennt Kramer eine Hürde, die die Beteiligten überspringen mussten. "Für einen erfolgreichen Rundlauf ist die Paarigkeit wichtig", erwähnt Nenad Stancic, stellvertretender Teamleiter KV Nordwest-Häfen bei Rail Cargo Operator, ein weiteres Hindernis. Im Falle des österreichischen Terminals Wolfurt, nahe Bregenz am Bodensee gelegen, kommt erschwerend hinzu, dass aus dieser Region viele Güter exportiert werden, es folglich an Leercontainern mangelt. "Die müssen aus anderen Orten herbeigeschafft werden", sagt Stancic, "das erschwert einen rentablen Betrieb einer Relation weiter". Eine enorme Erleichterung wäre es also, Transporte von Rotterdam nach Wolfurt zu finden. Hier hat die Spedition Gebrüder Weiss zusammen mit ihrem Kunden Blum, Hersteller von Möbelfunktionsbeschlägen, den entscheidenden Beitrag geliefert. Blum exportiert Waren per Seefracht von seinem Werk in Vorarlberg nach Übersee. Zugleich befindet sich ein Lieferant von Blum, der Stahlhersteller Wuppermann mit seinem Werk in Moerdijk, keine 80 Kilometer von den Rotterdamer Containerterminals entfernt. Damit war die Paarigkeit gefunden: Der Stahl, der bislang ausschließlich in Eisenbahnwaggons direkt von Moerdijk in die Blum-Werke befördert wurde, findet nun zum Teil den Weg über Rotterdam nach Österreich in Containern. "Derzeit werden die Container von Moerdijk noch per Lkw nach Rotterdam geliefert. Wir arbeiten daran, auch hier eine Bahnlösung zu finden", sagt Stancic. In Rotterdam ist man über diese neue Verbindung natürlich erfreut. Der größte Seehafen Europas hat mit der Maasvlakte II seine Kapazitäten kräftig erweitert. Daher unterstützt der Hafen Projekte zum Ausbau der Hinterlandanbindungen. "Wir werben vor Ort für den Hafen Rotterdam und dessen Anbindung", sagt Matthijs van Doorn, Manager des Hafenbetriebs Rotterdam. Außerdem gewährt der Hafen auch schon mal eine Anschubfinanzierung auf Kreditbasis. Zudem will Rotterdam für mehr Transparenz sorgen und über die Pünktlichkeit der Züge informieren. Vorbild ist das Projekt Bayrolo. Auf der Homepage www. portofrotterdam.com/de/reliability-monitor-0 lässt sich ablesen, wie pünktlich die Schienenshuttles "Rotterdam-Bayern Express" sind. Dieser Service soll auf andere Relationen übertragen werden. Gebrüder Weiss trägt das Risiko mit "Wir haben den Vorteil gegenüber den norddeutschen Seehäfen, dass die Schiffe auf ihrer Rundreise in Europa Rotterdam häufig als ersten und letzten Hafen anfahren", sagt van Doorn. Denn zumindest die ganz großen Containerriesen können Hamburg und Bremerhaven aufgrund der beschränkten Wassertiefe nicht mit Volllast ansteuern. "Damit hat Rotterdam einen Laufzeitvorteil von bis zu zwei Tagen", bestätigt Kramer. Rail Cargo Operator und Gebrüder Weiss tragen gemeinsam das wirtschaftliche Risiko für den Zug Rotterdam-Wolfurt. Mittlerweile gibt es zwei Rundläufe die Woche. Die Sendungen für und von Blum sorgen für etwa 50 Prozent der Auslastung. Den Rest steuern andere Spediteure bei. Einzugsgebiet ist nicht nur Österreich, sondern auch die Schweiz und natürlich Deutschland. "Es gibt in dieser Region viele Unternehmen, die nach Übersee exportieren", sagt Kramer. Daher sind zahlreiche Speditionen auf den Zug aufgesprungen. Von Wolfurt aus bestehen auch sechs KV-Verbindungen nach Hamburg beziehungsweise Bremerhaven. "Die Anbindung nach Rotterdam war jedoch ein Meilenstein für die hier ansässige Wirtschaft, weil es jetzt weitere Alternativen gibt und die Frequenz und die Kapazität erhöht wurde", sagt Kramer. Und bei den zwei Abfahrten nach Rotterdam soll es nicht bleiben. Die Beteiligten planen eine dritte Abfahrt. "Wir peilen die zweite Jahreshälfte an", sagt Stancic. Einen Platzmangel gibt es in Wolfurt auf absehbare Zeit jedenfalls nicht. Denn die Kapazitäten des Terminals sollen bis 2018 verdreifacht werden. Kramer kann sich vorstellen, dass dann auch Mengen, die derzeit noch über das Terminal in Ulm abgewickelt werden, über Wolfurt laufen. Mehr zum Thema im Dossier "Kombinierter Verkehr" www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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