CO2-Berechnung – Lager und Umschlag

Auf Wunsch vieler Leser haben wir die Serie „CO2-Berechnung in der Logistik“ aus dem Jahr 2009 aktualisiert. Unterstützt wird dieses Spezial von DKV Euro Service. VR 51-52: LKW-Verkehre VR 1: Schienengüterverkehr VR 2: Binnenschifffahrt VR 3: Seeschifffahrt VR 4: Luftfracht VR 5: Paket- und Stückgutnetzwerke VR 6: Lager und Umschlag CO2-Berechnung – Lager und Umschlag Emissionen von Immobilien Die Ermittlung von Kohlen- dioxid-Emissionen in Lager- und Umschlaganlagen erscheint auf den ersten Blick recht einfach. Kompliziert wird es mit der CO2-Berechnung aber spätestens beim Einsatz von grünem Strom. Die Ermittlung der Kohlendioxid-Emissionen für den Bereich Lager und Umschlag ist im Vergleich zu den Verkehrsträgern relativ einfach, da die Energieverbräuche nicht so sehr von Kapazitätsauslastungen, Gewichten, Entfernungen, Fahrwegen und Fahrzeugtypen abhängen. Stationäre Anlagen haben abhängig von der Nutzungsdauer recht konstante Energieverbräuche. Da aber jede Lageranlage anders beschaffen ist, ist die Nutzung von durchschnittlichen Energieverbräuchen aus der Literatur nicht sinnvoll. So kann ein Logistikzentrum sowohl eine halbe Million als auch drei Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen. Letztendlich hängt der jeweilige Energieverbrauch maßgeblich von der Anlagengröße, dem Automatisierungsgrad, der Wärmedämmung und der Energieeffizienz der eingesetzten Technik ab. Um die CO2-Emission einer Lager- und Umschlaganlage ermitteln zu können, müssen Energieverbräuche vor Ort gemessen werden. Der jährliche Stromverbrauch findet sich meistens in den Abrechnungen der Stromversorger. Schwieriger wird es, wenn nur ein Stromzähler für mehrere Gebäude und Anlagen im Einsatz ist. Dann muss separat gemessen und auf den Jahresverbrauch hochgerechnet werden. Solche Erhebungen können spezielle Dienstleister mit entsprechenden Geräten vornehmen, deren Einsatz aber einiges kostet. Möglich ist auch, die Nennleistungen der Verbraucher zu addieren und so eine Aufteilung des Energieeinsatzes zu ermitteln. Ein anderer Weg, an die Verbrauchswerte zu kommen, funktioniert über das gezielte An- und Ausschalten der Geräte und Anlagen – jeweils ein Blick auf den Hauptstromzähler zeigt dann den Energieeinsatz, der dann nur noch aufs Jahr hochgerechnet werden muss. Eine etwas umständliche Methode, die aber auch von namhaften Instituten angewandt wird. Künftig könnte es leichter werden. Unter dem Stichwort „digitaler Strom“ werden derzeit Vorschaltgeräte entwickelt, die vor jeden Verbraucher im Lager gesetzt werden können. Der Vorteil: Das Vorschaltgerät misst für jede Maschine und Anlage den Energieeinsatz und übermittelt diesen an die Datenzentrale. Außerdem erlaubt der digitale Strom, jeden Verbraucher separat steuern zu können. Lampen und Anlagen in ungenutzten Lagerbereichen können so gezielt ausgeschaltet werden. Gebäudeleittechnik, die in modernen Großbauten wie Fußballstadien schon heute im Einsatz ist. Für die Wärmeerzeugung werden in den meisten Lägern fossile Energieträger genutzt. Während bei Erdgas und Fernwärme die verbrauchte Energiemenge meistens auf der Jahresabrechnung zu finden ist, muss beim Heizöl der Jahresverbrauch durch manuelles Messen am Tank ermittelt werden. Gabelstapler nicht vergessen Nicht vergessen werden darf bei Klimabilanzen für Lager und Umschlag der Energieverbrauch von Flurförderzeugen. Während Elektrofahrzeuge bei der Gesamtstromverbrauchsmessung des Lagers berücksichtigt werden, sind die Verbräuche von Diesel- und Treibgasstaplern separat zu erfassen. Als Richtlinie zur Datenermittlung kann die VDI-Richtlinie 2198 herangezogen werden, mit der Energieverbräuche bei Staplern auf Basis von 60 Ladevorgängen (Arbeitsspiele) pro Stunde berechnet werden. Demnach liegt der Verbrauch eines modernen Staplers mit drei Tonnen Traglast bei etwa 2,7 Litern Diesel beziehungsweise 2,9 kg Treibgas. Bei älteren Geräten liegt der Verbrauch mit etwa 3,6 Litern Diesel und 3,2 kg Treibgas deutlich höher (ein mit Batterien betriebener 3-Tonnen-Stapler braucht für 60 Arbeitsspiele pro Stunde 7,2 bis 7,7 Kilowattstunden Strom). CO2-Emissionen einfach ermitteln Wurden alle Energiemessungen erfolgreich abgeschlossen, dann lassen sich die Treib-hausgasemissionen gemäß Formel 1 ermitteln. Dazu ist der gemessene Energieeinsatz mit dem CO2-Umrechnungsfaktor zu multiplizieren. 10.000 Liter Heizöl verursachen demnach gemäß Tabelle links unten das 3,146-Fache und damit 31,46 Tonnen CO2. Die Kohlendioxid-Äquivalente (siehe Teil 1 der Serie) liegen mit dem 3,19-Fachen und damit 31,9 Tonnen nur leicht höher. Ähnliche Berechnungen lassen sich gemäß Formel 1 und Tabelle (Seite 36 unten) für andere Energieträger wie Erdgas oder Fernwärme anstellen. Bei den Umrechnungsfaktoren wurden auch die Treibhausgasemissionen mit berücksichtigt, die bei der Gewinnung und Herstellung des Energieträgers entstehen. Nach Auffassung von führenden Umwelt-instituten ist es nicht zulässig, nur die Direktemissionen zu erfassen, da diese dann auch nicht mit Stromverbräuchen vergleichbar wären. Etwas komplizierter ist die Ermittlung der CO2-Emissionen durch Verbrauch von Strom. Zwar ist auch hier gemäß Formel 1 nur der ermittelte Energieverbrauch mit dem CO2-Umrechnungsfaktor zu multiplizieren. Jedoch existieren eine Reihe von CO2-Umrechnungsfaktoren. Diese ergeben sich zum einen aus dem jeweiligen Strommix eines Landes. Zur Stromerzeugung werden von Land zu Land unterschiedliche Energieträger und Kraftwerke eingesetzt, die ganz unterschiedliche CO2-Emissionen verursachen. Während die Stromgewinnung aus Wasserkraft, Wind, Sonne, aber auch Kernenergie inklusive Vorproduktion relativ wenige CO2-Emissionen verursacht (siehe Tabelle Seite 36 unten), erzeugt die Stromproduktion mit Kohle oder Öl sowie der Einsatz von ineffizienten Kraftwerken viel mehr CO2. Diese Unterschiede schlagen sich in den länderspezifischen CO2-Stromumrechnungsfaktoren (siehe Tabelle Seite 36 Mitte) nieder, die den jeweiligen Strommix des Landes berücksichtigen. So verursachte eine in Deutschland produzierte Kilowattstunde Strom durchschnittlich 613,9 Gramm CO2. In Indien, wo Strom vor allem in veralteten Kohlekraftwerken gewonnen wird, beträgt der Wert 938,1 Gramm CO2 je kWh. Diese Werte beziehen sich jeweils auf die sogenannte Mittelspannung (siehe Kasten Seite 36 oben). Auch in Europa finden sich von Land zu Land sehr unterschiedliche Werte. Länder wie Norwegen, Österreich oder Frankreich weisen aufgrund des hohen Einsatzes von Wasserkraft beziehungsweise Atomkraft einen sehr niedrigen CO2-Umrechnungsfaktor auf, während Polen aufgrund der hohen Kohleverstromung mehr als das Zehnfache an CO2 je Kilowattstunde in die Luft bläst. Der EU-Durchschnitt von 420,8 Gramm CO2 je Kilowattstunde ist deshalb ein Mittelwert mit deutlichen Varianzen. Diese Länderdaten werden von Jahr zu Jahr angepasst. Eine oft genutzte Datenquelle dazu ist die Gemis-Datenbank des Berliner Öko-Instituts. Problemfall grüner Strom Kompliziert wird die Berechnung der CO2-Emissionen beim Einsatz von „grünem Strom“. So manches Unternehmen würde sich freuen, durch den Einkauf von grünem Strom ein klimaneutrales Lager mit null CO2-Emissionen betreiben zu können. Doch dies ist aus mehreren Gründen sehr schwierig. Zum einen verursachen auch regenerative Energien wie Wasserkraft, Windenergie oder Fotovoltaik CO2, da Umweltexperten bei der Berechnung alle Emissionen der Stromproduktion (zum Beispiel auch Herstellung, Aufbau und Betrieb von Solarzellen) mit berücksichtigen. Außerdem streiten sich die Umweltexperten darüber, ob in einer Klimabilanz grüner Strom aus alten Wasser- und Windkraftwerken mit den niedrigen Emissionswerten berücksichtigt werden kann. Hier finden sich in den Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen derzeit recht unterschiedliche Vorgehensweisen (siehe Kasten unten). Je nach Wahl der Methode ergeben sich für den Stromverbrauch in einem Lager dann auch ganz unterschiedliche CO2-Emissionen (siehe Beispielrechnung 1 bis 3). ❙❚■ Andre Kranke Der Kohlendioxid-Fußabdruck eines Lagers wird vor allem durch den Stromverbrauch und durchs Heizen verursacht Unterstützt von CO2-Berechnung – Lager und Umschlag CO2-Berechnung – Lager und Umschlag Unterstützt von Um elektrische Energie möglichst verlustarm vom Kraftwerk zum Verbraucher zu befördern, werden verschieden hohe Spannungen eingesetzt. Im europäischen Energieverbundnetz wird mit vier Spannungsebenen gearbeitet: Höchstspannung, Hochspannung, Mittelspannung und Niederspannung. Beim Vergleich der Kohlendioxid-Emissionen sollte immer die Spannungsebene angegeben werden. Denn je weiter Strom vom Kraftwerk ins Netz transportiert werden muss, desto höher die Stromverluste und desto höher die CO2-Emission je Kilowattstunde. Der gewerbliche Bereich ist oftmals an der Mittelspannung angeschlossen. Die CO2-Emissionen des Stroms auf dieser Ebene sind im Vergleich zum direkten Kraftwerksausgang aufgrund der geringen Stromverluste von etwa 1,5 Prozent nur leicht höher. Ein deutlicher Stromschwund und damit ungünstigere CO2-Werte finden sich bei der Niederspannung. In Deutschland gehen auf dem Weg vom Kraftwerk zum privaten Endverbraucher ganze 7 Prozent verloren. In anderen Ländern sind es sogar bis zu 14 Prozent. ak Kohlendioxid-Umrechnungsfaktoren1 in Gewicht CO2 bzw. CO2e je Energieeinheit Heizöl Erdgas Fernwärme Flüssiggas Strom aus Wasserkraft2 Strom aus Windkraft2 Strom aus Fotovoltaik3 Strom aus Kernenergie4 CO2e-Faktor mit Vorproduktion 3,190 kg/Liter254,42 g/kWh 243,80 g/kWh1,93 kg/Liter 10,40 g/kWh 23,84 g/kWh 129,70 g/kWh 32,22 g/kWh CO2-Faktor mit Vorproduktion 3,146 kg/Liter 226,73 g/kWh 228,80 g/kWh 1,89 kg/Liter 10,00 g/kWh 22,73 g/kWh 116,27 g/kWh 30,61 g/kWh CO2-Faktor strom1 Strommix 2008 Gramm CO2 je kWh CO2 CO2e Deutschland 613,9 639,6 Großbritannien 423,4 450,2 Frankreich 92,9 98,2 Italien 477,7 506,1 Schweden 88,2 91,7 Polen 902,9 947,6 EU-27 420,8 443,3 USA 648,8 676,6 Brasilien 372,3 670,2 Südafrika 940,8 1024,5 China2 770,8 905,2 Indien2 938,1 1015,1 Formel 1: CO2-Emission = EV • CO2-Faktor g CO2 Jahr EV = Energieverbrauch z. B. pro Jahr CO2-Berechnungsformel Beispielrechnung 1 (gemäß Strommix): CO2-Emission für ein Lager in Deutschland; EV (Strom) = 1,2 Mio. kWh pro Jahr; CO2-Umrechnungsfaktor (Strommix Deutschland) = 613,9 g/kWh (Gramm CO2 je Kilowattstunde Stromverbrauch) (Formel 1): CO2-Emission = 1.200.000 • 613,9 = 736,68 t CO2 Jahr Das Beispiellager verursacht bei der Nutzung von normalem Strom eine jährliche Kohlendioxid-Emission von 736,68 Tonnen Beispielrechnung 2 (gemäß Kompromissvorschlag Öko-Institut): CO2-Emission für ein Lager in Deutschland; EV (Strom) = 1,2 Mio. kWh pro Jahr; CO2-Umrechnungsfaktor = 315,2 g/kWh (Beispielwert gemäß Kompromiss-Formel Ökoinstitut; Regenerativer Strom aus 50 Prozent Wasserkraft und 50 Prozent Windkraft: 1/3 Neuanlagen maximal 6 Jahre, 1/3 neue Bestandsanlagen maximal 12 Jahre alt, 1/3 Altanlagen) (Formel 1): CO2-Emission = 1.200.000 • 315,2 = 378,24 t CO2 Jahr Das Beispiellager verursacht bei Nutzung von zertifiziertem grünem Strom gemäß Öko-Institut-Kompromiss eine jährliche Kohlendioxid-Emission von 378,24 Tonnen Beispielrechnung 3 (volle Anrechnung des grünen Stroms): CO2-Emission für ein Lager in Deutschland; EV (Strom) = 1,2 Mio. kWh pro Jahr; CO2-Umrechnungsfaktor (100 Prozent grüner Strom) = 16,37 g/kWh (50 Prozent Wasserkraft und 50 Prozent Windkraft = (10,00 g/kWh + 22,73 g/kWh)/2 = 16,37 g/kWh) (Formel 1): CO2-Emission = 1.200.000 • 16,37 = 19,64 t CO2 Jahr Das Beispiellager verursacht bei voller Anrechnung der günstigen Emissionswerte von grünem Strom eine jährliche Kohlendioxid-Emission von 19,64 Tonnen CO2-Emissionen bei grünem Strom Als „grün“ wird Strom bezeichnet, der aus regenerativen Energiequellen oder aus umweltfreundlicher und effizienter Kraft-Wärme-Kopplung stammt. Er wird zum Beispiel gewonnen aus Sonne, Windkraft, Wasserkraft, Biomasse, Klärgas und Geothermie. Einige Unternehmen setzen in ihren Klimabilanzen für jeden verfügbaren Strom aus regenerativen Energiequellen nahezu null CO2-Emissionen an. Dies wird von vielen Experten aber kritisch gesehen, da regenerativer Strom auch aus Altanlagen stammen kann, der ja schon beim allgemeinen Strommix berücksichtigt wurde. Durch den Kauf dieses Stroms könne kein CO2 vermieden werden, so die Kritik. Andere Umweltexperten sind der Meinung, dass es sogar gar keinen Extrawert für grünen Strom geben dürfe, sondern nur der allgemeine Strommix eines Landes anzusetzen ist. Die Umweltforschungsinstitute Öko-Institut, IFEU und Wuppertal Institut haben zu dieser Thematik vor zwei Jahren einen Kompromiss ausgearbeitet. Er sieht vor, dass regenerativer Strom aus Neuanlagen, die maximal sechs Jahre alt sind, voll emissionsmindernd berücksichtigt wird. Neuere Bestandsanlagen bis zu 12 Jahren werden zu 50 Prozent berücksichtigt. Für ältere Anlagen ist der normale Strommixwert des Landes anzusetzen. Diesem Ansatz folgt zum Beispiel der Einzelhändler Rewe in seiner Klimabilanz. ak

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Neue Auto-Strafen in Italien wegen verschärfter Straßenverkehrsordnung

Alle Schlagzeilen

CO2-Berechnung – Lager und Umschlag

HASHTAG

#Lager Kühlen

Logistikimmobilie

Die Ampel für Logistik-immobilien

DHL-Kreuz: Fußbodenheizung im Hangar

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER