Die chemische Industrie fordert eine Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur. Dafür kündigte der Branchenverband VCI letzte Woche in Frankfurt eine neue Initiative an. „Deutschland muss einen weiteren Verfall des Verkehrsnetzes stoppen“, sagte Gerd Deimel, Vice President beim Chemiekonzern Lanxess und Sprecher der Initiative. Die Mängelliste sei lang, und zwar bei jedem Verkehrsträger, warnte Deimel. 2500 Straßen- und 1400 Bahnbrücken müssten saniert werden, die Schleusen auf den Binnenwasserstraßen seien zum Teil über 100 Jahre alt und zu einem Drittel dringend modernisierungsbedürftig. Die Botschaft der Initiative ist klar: Wenn die Infrastruktur nicht schnell auf Vordermann gebracht wird, gibt es keine sicheren Transporte mehr.
Ähnliche Forderungen waren in der Vergangenheit natürlich schon aus anderen Verbänden zu hören. Was den Vorstoß des VCI auszeichnet, ist seine breite Basis. Zu den Unterstützern gehören Branchenschwergewichte wie BASF oder Wacker, daneben sind alle großen Logistikverbände mit im Boot. Doch was wirklich für Aufmerksamkeit sorgen wird, ist die Tatsache, dass die Verladerseite dahinter steht. „Es ist das erste Mal, dass sich ein Wirtschaftsverband für dieses Thema stark macht – kein Transportverband“, betonte Andrea Heid, Bereichsleiterin beim VCI.
Liste mit Verbesserungsvorschlägen
Was fordert die Chemiebranche? Zum einen mehr Geld. „Es sind zusätzlich 7,2 Milliarden Euro Investitionen pro Jahr nötig“, schätzt Sprecher Deimel. Daneben hat der VCI eine Liste mit konkreten Verbesserungsvorschlägen erstellt. Beispielmaßnahmen: Die Brücken entlang der Kanäle erhöhen, damit Binnenschiffe Container zweistöckig transportieren können, spezielle Fahrspuren auf Autobahnen für den Güterverkehr, mehr Überholgleise bei der Bahn.
Diese Ziele will die Initiative vor allem durch intensive Lobbyarbeit erreichen. „Was in den Ministerien gedacht wird, geht in die richtige Richtung. Was wir brauchen, ist die Überzeugung der Haushälter“, so Deimel. Außerdem regt die Initiative an, Verkehrsprojekte stärker zentral in Berlin zu planen. So will man erreichen, dass zuerst wichtige Modernisierungsmaßnahmen finanziert werden, und nicht – wie oft in der Vergangenheit – die Prestigeprojekte von lokalen Verkehrspolitikern. (cg)