Berlin. Millionen Briefe und Pakete werden in den kommenden Tagen wohl wieder verspätet ankommen. Bei der Deutschen Post beginnen noch am Montag unbefristete Streiks. Das kündigte die Gewerkschaft Verdi in Berlin an. Die Post habe sich in sechs Verhandlungsrunden keinen Millimeter auf eine Lösung des Konflikts hinbewegt, sondern ein Angebot der Gewerkschaft ignoriert, erklärte Verdi-Vize Andrea Kocsis. „Wir müssen den Druck nun massiv erhöhen.“
Post-Chef Frank Appel zeigte sich zuversichtlich, dass das Unternehmen die Folgen des unbefristeten Streiks abfedern kann. „Wir hatten ja in diesem Jahr schon 28 Streiktage und können damit umgehen“, sagte er der Zeitung „Bild“ (Dienstag). Der Manager kritisierte zugleich den Kurs der Gewerkschaft in dem Tarifkonflikt. Es stelle sich die Frage, ob Verdi „vorrangig Eigeninteressen oder die wirklichen Interessen der Arbeitnehmer“ verfolge. Appel kündigte an, hart zu bleiben. Die Forderungen der Gewerkschaft seien „leider kein Beitrag zur Lösung unseres Kernproblems“, sagte er der Zeitung. „Unsere Löhne liegen doppelt so hoch wie bei unseren Wettbewerbern - wenn wir so weitermachen, entstehen neue Arbeitsplätze in der Paketzustellung nur noch bei der Konkurrenz.“
In dem Tarifkonflikt geht es um Bezahlung und Arbeitszeit für rund 140.000 Beschäftigte. Kern der Auseinandersetzung ist aber der Aufbau von 49 regionalen Gesellschaften für die Paketzustellung. Die dort beschäftigten rund 6000 Paketboten werden nicht nach dem Haustarif der Post bezahlt, sondern erhalten die oft niedrigeren Löhne der Logistikbranche.
Verdi will erreichen, dass sie tariflich unter das Dach der Post zurückkehren. Im Gegenzug wollte die Gewerkschaft für 2015 auf eine lineare Lohnerhöhung verzichten, forderte aber eine Einmalzahlung von 500 Euro und ein Lohnplus von 2,7 Prozent für 2016.
Diese Forderung lehnte die Post am Montag ab. Dies leiste keinen Beitrag zur Zukunftssicherung für Mitarbeiter und Unternehmen, begründete Personalchefin Melanie Kreis. Zudem bedeute der Verdi-Vorschlag eine Mehrbelastung von rund 300 Millionen Euro. Das sei „sogar eine spürbare Verschärfung unseres bestehenden Wettbewerbsnachteils“, erklärte Kreis. Die Post zahle doppelt so hohe Löhne wie die Wettbewerber. (dpa)