Berlin. Bröckelt so langsam die Front der Lang-LKW-Gegner? Zumindest hat sich der Wirtschaftssenator des Landes Bremen, Martin Günthner, auf einer Diskussionsrunde auf dem Logistikkongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Berlin durchaus wohlwollend gegenüber einem Einsatz des Lang-LKW geäußert. „Laut den Prognosen bekommen wir Zuwachs auf allen Wegen im Hinterland. Da kann der Lang-LKW einer der Lösungen sein", nannte er den Lang-LKW als eine mögliche Alternative, um den Abfluss auch künftig zu gewährleisten. „Man sollte das Thema nicht zu ideologisch diskutieren", lautete seine Botschaft an den Koalitionspartner in Bremen, Bündnis90/Die Grünen.
„Als Logistikstandort können wir es uns nicht leisten, uns diesem Feldversuch zu entziehen", hatte es Andreas Kottisch, der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, gegenüber dem Weser Kurier deutlicher formuliert. „Die Grünen müssen endlich damit aufhören, bestimmte Verkehrsmittel aus ideologischen Gründen über andere zu stellen." Kottisch kündigte eine Initiative im Parlament an, die die Teilnahme Bremens an dem Feldversuch erneut zur Diskussion stellen soll.
Vertiefung der Elber und der Weser gefordert
Auf der Logistikkongress in Berlin forderte Günthner ferner eine Vertiefung der Weser, um den Zulauf der immer größer werdenden Containerschiffe zu gewährleisten. Sein Hamburger Kollege, Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch, stieß ins gleiche Horn: „Wir müssen die großen Schiffe nach Hamburg bekommen. Deshalb brauchen wir die Vertiefung der Elbe." Bis zum Jahresende geht er davon aus, dass die baurechtlichen Voraussetzungen vorliegen. „Ein großes Fragezeichen ist jedoch, wie die Gerichte entscheiden", sagte Horch. Als einen entscheidenden Faktor für die Aufnahme des Wachstums nannte er die Hinterlandanbindungen. Andrea Eck, General Manager bei Volkswagen Logistics, stimmte Horch zu und forderte Infrastruktur-Maßnahmen für alle Verkehrsträger im Hinterland. „Denn das Volumen steigt. Dieser Trend wird auch weiter anhalten", lautete ihre Prognose.
Häfen sind nicht gut in der Logistikkette eingebunden
Karsten Schütt, geschäftsführender Direktor beim Schuhhersteller Deichmann, kritisierte, dass die Häfen zu wenig in die Supply Chain zwischen Seeverkehr und Hinterlandanbindung angebunden sind. „Der Informationsfluss funktioniert nicht richtig", so die Kritik an Schütt. Früher hatte Deichmann einen Großteil der Warenströme über die Häfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen abgewickelt. Als sich die Hafenhinterlandanbindungen bei den deutschen Seehäfen verbesserten, hat Deichmann reagiert und lässt mittlerweile 75 Prozent seine Waren über Hamburg und Bremen laufen. Doch ganz zufrieden ist er mit der Leistung nicht, weshalb seine Warnung an die Adresse der deutschen Hafenvertreter lautete: „Wir können in Hamburg und Bremen bleiben, wir sind aber nicht darauf angewiesen. Das kann sich schnell ändern." (cd)
G. Böhmert