Dortmund. Das Bestreben in der Stahlindustrie und im Stahlhandel, über Zeitfenstermanagementsysteme die Wartezeiten an den Ladestellen zu verringern, wird von den Spediteuren zunehmend kritisch gesehen. „Wir haben den Eindruck, dass diese Systeme auch dazu genutzt werden, um über Malus-Regelungen die Frachtraten zu drücken“, kritisierte Joachim Kersten, Niederlassungsleiter Westfalen bei der Rhenus AG & Co. KG auf dem 14. Branchenforum Stahl, das vom Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Logistikcluster NRW durchgeführt wurde. Außerdem bemängelte er, dass verschiedene Speditionen mehrere Buchungen zu den besten Zeiten vornehmen würden und somit die attraktiven Zeitfenster blockieren würden. Joachim Schürings, Teamkoordinator Einkauf und Logistik bei Thyssen-Krupp Steel Europe, verneinte für sein Unternehmen, dass es aufgrund der Nichteinhaltung der Zeitfenster zu Abschlägen bei den Transportpreisen käme.
"Es ist alles zu eng an den Ladestellen"
Ein Zuhörer gestand zwar zu, dass sich durch das Zeitfenstermanagement die Wartezeiten verringert hätten. Aber die Buchung der Zeitfenster und das Bemühen, diese dann auch einzuhalten, bedeute für die Spediteure einen großen Aufwand. Zum Teil müssten Zeitfenster auf Verdacht gebucht werden, weil man am anderen Tag noch nicht sicher wüsste, wann man an der Ladestelle sein kann. „Wir haben daher keine Vorteile durch das Zeitfenstermanagement“, lautete das Fazit des Spediteurs. Er schlug vor, die Ladestelle besser auf den Bedarf hin zu konzipieren. „Es ist alles zu eng an den Ladestellen“, klagte der Teilnehmer des Forums.
Professor Paul Wittenbrink von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DABW), der für das Bundesverkehrsministerium eine Studie zur Verbesserung der Lage an der Rampe gemacht hat, bezeichnete starre Zeitfenster „als nicht mehr zeitgemäß“. Die müsse man flexibler gestalten. Zudem sei eine Differenzierung der Verkehre nach Nutzergruppen (Eingangs-, Ausgangsverkehre, Bahn-, LKW-Transporte, kleine/große Mengen) sinnvoll. Schürings teilte diese Ansicht, weshalb sein Unternehmen auch zu einer flexiblen Regelung übergangen sei.
Arcelor Mittal Duisburg setzt auf das Prinzip first come, first serve
Thorsten Brand, Geschäftsführer bei Arcelor Mittal Duisburg, zeigte sich nicht als Freund von Zeitfenstermanagementsystemen. Denn im Warenausgang würden die LKW Kunden von Arcelor Mittal in einem Umkreis von 80 bis 150 Kilometer bedienen und müssten daher zwei bis drei Umläufe pro Tag schaffen. „Da ist ein genaues Treffen von Ladefenstern schwierig, weshalb wir nach dem Prinzip first-come, first serve verladen“, sagte Brand.
Bei Arcelor Mittal Distribution, die Stahlhandelssparte von Arcelor Mittal, kämpft man vor allem mit den unangemeldeten LKW, die Waren abholen wollen. „Die haben wir nicht im Griff. Die können dann auch die Abläufe für die angemeldeten LKW durcheinander bringen“, sagte Ludwig Felser, Geschäftsführer von Arcelor Mittal Distribution. Er sieht jedoch kaum eine Besserungsmöglichkeit, da diese unangemeldeten Abholer einfach nicht zu steuern seien. (cd)